AG Nachhaltigkeit

Eine weitere TUC Blog Website

Fahrrad – eine Frage des Genders?

Das Fahrrad steigt stetig in seiner Beliebtheit als Mobilitätsvariante. Völlig zu Recht, denn Radfahren stärkt die Gesundheit und schont die Umwelt. Warum fahren wir also noch nicht alle Fahrrad? Die Benutzung von Mobilitätsangeboten und die Benutzung der favorisierten Infrastruktur sowie geschlechtsspezifische Unterschiede stehen miteinander im Zusammenhang.

Hinsichtlich der allgemeinen Nutzung des Fahrrads fahren Frauen weniger Rad als Männer.[1] Frauen fahren eher gelegentlich mit dem Fahrrad, während Männer im Vergleich regelmäßige Radfahrer sind.[2] Auch bezüglich der Gründe für den Fahrradgebrauch bestehen Unterschiede: Frauen nutzen häufiger das Rad zum Einkaufen, für Erledigungen oder um Freunde zu treffen als männliche Personen. Dagegen fahren Männer häufiger mit dem Fahrrad zur Arbeit und um sich zu erholen.[3]

Als eine der Ursachen für diese Unterschiede gilt die ungleiche Verteilung von Haushaltsaufgaben. Denn nach wie vor sind Frauen überwiegend für den Haushalt verantwortlich. Dementsprechend besteht bei Frauen die Neigung, ihre Fahrten effizient zu gestalten, indem verschiedene Aktivitäten zusammengelegt werden – z. B. Einkaufen auf dem Weg zur oder von der Arbeit. Durch die unterschiedlichen Aufgaben ist es für Frauen vermutlich schwieriger, all dies mit dem Fahrrad zu bewältigen als beispielsweise mit einem Auto. Folglich stellt die Ungleichheit der Haushaltspflichten eine Barriere für Frauen dar, das Rad häufig(er) zu nutzen.[4]

Photo by Nuno Ricardo on Unsplash

Dieses unterschiedliche Verhalten lässt sich weiterhin durch ein unterschiedliche Risikowahrnehmung begründen. Hierbei bestehen bei Frauen größere Sicherheitsbedenken als bei Männern – bezogen auf körperliche Verletzungen durch Unfälle.[5] Frauen stufen vor allem die vorhandene Infrastruktur eher als unsicher ein als männliche Personen. Konkrete Barrieren der Fahrradnutzung umfassen das Fehlen der Infrastruktur, also Radwege etc., oder den Straßenverkehr.[6] Daher präferieren weibliche Fahrradfahrende in der Tendenz stärker zu sicherer Rad-Infrastruktur – wodurch sich auch die Bevorzugung von Off-Road-Wegen mit einer größeren Trennung vom Verkehr begründet. Gleichzeitig nutzen Männer vermehrt On-Road-Wege.[7] Demgemäß steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen Fahrrad fahren sowohl durch das Vorhandensein einer Fahrradinfrastruktur als auch durch ein geringes Verkehrsaufkommen.[8]

Infolgedessen wird deutlich, dass Sicherheitsaspekte für weibliche Fahrradfahrende eine einflussreiche Barriere sind.[9] Männer besitzen zwar ebenfalls Sicherheitsbedenken, äußerten diese aber seltener. Diese Barriere ist maßgeblich mit der zur Verfügung stehenden Infrastruktur für Radfahrer verbunden.

In einem sind sich Männer und Frauen einig: Sowohl Frauen als auch Männer wünschen sich einen Ausbau der Radwege.[10]

 

[1] Emond, C. R., Tang, W. & Handy, S. L. (2009). Explaining gender difference in bicycling behavior. Transportation Research Record, 2125(1), 16-25.

[2] Twaddle, H., Hall, F. & Bracic, B. (2010). Latent bicycle commuting demand and effects of gender on commuter cycling and accident rates. Transportation Research Record: Journal of the Transportation Research Board, No. 2190, Transportation Research Board of the National Academies, Washington, D.C., 28-36.

[3] Krizek, K. J., Johnson, P. J. & Tilahun, N. (2005). Gender differences in bicycling behavior and facility preferences. In: Conference Proceedings 35: Research on Women’s Issues in Transportation, Report of a Conference, Volume 2: Technical Papers, Transportation Research Board of National Academies, Washington, D.C., 31-40.

[4] Ravensbergen, L., Buliung, R. & Laliberté, N. (2019). Toward feminist geographies of cycling. Geography compass, 13(7), e12461.

[5] Twaddle, H., Hall, F. & Bracic, B. (2010). Latent bicycle commuting demand and effects of gender on commuter cycling and accident rates. Transportation Research Record: Journal of the Transportation Research Board, No. 2190, Transportation Research Board of the National Academies, Washington, D.C., 28-36.

[6] Akar, G., Fischer, N. & Namgung, M. (2013). Bicycling Choice and Gender Case Study: The Ohio State University. International Journal of Sustainable Transportation, 7(5), 347–365.

[7] Heesch, K. C., Sahlqvist, S. & Garrard, J. (2012). Gender differences in recreational and transport cycling: a cross-sectional mixed-methods comparison of cycling patterns, motivators, and constraints. International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity, 9(106), 1-12.

[8] Mitra, R. & Nash, S. (2019). Can the built environment explain gender gap in cycling? An exploration of university students‘ travel behavior in Toronto, Canada. International Journal of Sustainable Transportation, 13(2), 138-147.

[9] https://www.forum-csr.net/News/17556/SicherheitsbedenkenhaltenMenschenvomRadfahrenab.html

[10] Aldred, R., Elliott, B., Woodcock, J. & Goodman, A. (2017). Cycling provision separated from motor traffic: a systematic review exploring whether stated preferences vary by gender and age. Transport Reviews, 37(1), 29-55.

Weitere Literatur

von Stülpnagel, R., Hologa, R., & Riach, N. (2022). Cars overtaking cyclists on different urban road types–Expectations about passing safety are not aligned with observed passing distances. Transportation Research Part F: Traffic Psychology and Behaviour, 89, 334-346. https://doi.org/10.1016/j.trf.2022.07.005

 

Categories: