Die diesjährige Tagung der DHd („Digital Humanities im deutschsprachigen Raum“) stand unter dem Motto „Under Construction. Geisteswissenschaften und Data Humanities“ und griff damit nicht nur die baulichen Veränderungen auf dem Campus der Universität Bielefeld, dem Tagungsort im Jahr 2025 auf, sondern auch die Dynamik innerhalb der Digital Humanities. Der stetige Wandel in den Geisteswissenschaften, verstärkt durch digitale Methoden und datengetriebene Forschung, prägte die Diskussionen auf der Konferenz. Insbesondere die Rolle der Digital Humanities als interdisziplinäres Feld, das Unsicherheiten produktiv aufgreift und neue methodologische Zugänge entwickelt, wurde intensiv beleuchtet. Vor diesem Hintergrund bot die Konferenz eine ideale Plattform, um unser Forschungsvorhaben zur Analyse digitaler Ausstellungen mit aktuellen Entwicklungen in den Digital Humanities zu verknüpfen und zentrale Fragen zur digitalen Repräsentation, Barrierefreiheit und Datennachhaltigkeit zu diskutieren.

Unser Forschungsvorhaben zur Analyse digitaler Ausstellungen und ihrer Rezeption stellt ein besonders spannendes Projekt innerhalb der Digital Humanities dar – gewissermaßen ein Digital Humanities-Projekt im doppelten Sinne. Einerseits sind digitale Ausstellungen selbst Teil der Digital Humanities, da sie neue, digitale Formen der (Re)Präsentation, Vermittlung und Archivierung von Kulturgütern ermöglichen. Andererseits nutzen wir für unsere Forschung digitale Methoden, insbesondere softwaregestützte Eye-Tracking-Aufzeichnungen und deren computergestützte Auswertung. Die Konferenz bot eine ideale Gelegenheit, um unser methodisches Vorgehen mit anderen Ansätzen aus den Digital Humanities in Beziehung zu setzen und neue Impulse für unsere Forschung zu gewinnen.
Einblick in verschiedene Forschungsprojekte: Methodische Überlegungen und Inspiration
Die Veranstaltung ermöglichte es, verschiedene Forschungsprojekte kennenzulernen und deren methodische Überlegungen und Forschungsinteressen zu reflektieren. Die Vielfalt der Ansätze – von KI-gestützten Annotationen und computergestützten Analysen bis hin zu interaktiven Datenvisualisierungsvorhaben – lieferte Inspiration für unser eigenes Vorgehen. Wie planen andere Wissenschaftler:innen ihre Forschungsprojekte? Welche Methoden und Ansätze wurden gewählt? Wie wurden die Forschungsergebnisse präsentiert? Wie wird Nachhaltigkeit und Zugänglichkeit der Forschungsergebnisse sichergestellt? Und letztendlich, wie können wir diese Fragen für unser Projekt beantworten?
Wissenschaftskommunikation in den Digital Humanities
Eines der Themen der Konferenz war die Wissenschaftskommunikation in den Digital Humanities. Ein Workshop zur Podcastproduktion zeigte, wie digitale Formate genutzt werden können, um Forschung für ein breiteres Publikum verständlich zu machen. Hier konnten wir praxisnahe Einblicke gewinnen, wie Wissenschaftler:innen ihre Projekte über Audiomedien einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen – ein Ansatz, der auch für digitale Ausstellungen als Vermittlungsformat interessant sein könnte. Besonders interessant war auch die Vorstellung von Projekten, die digitale Tools sowohl für Forschende als auch für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich machen. Zum Beispiel in Form von interaktiven Datenvisualisierungstools wie bei DoME (https://exhibitions.univie.ac.at/).
Diversität und Barrierefreiheit
Inwiefern wird unser Forschungsprojekt den Anforderungen an Diversität, Inklusion und Barrierefreiheit gerecht? Auch dieser Frage konnte man sich während der Konferenz stellen. Panels und Redebeiträge zur Inklusivität der Forschung und ihrer Kommunikation sowie zu Themen wie Data Bias und die fehlende Repräsentation marginalisierter Gruppen wurden besprochen. Besonders das Panel „Gender (under) construction“ zeigte, wie wichtig es ist, digitale Projekte so zu gestalten, dass sie unterschiedliche Perspektiven berücksichtigen und Barrieren abbauen. Auch unser Forschungsprojekt zu digitalen Ausstellungen profitiert von diesen Überlegungen. Hier wird erneut die doppelte Perspektive relevant: Einerseits können wir durch die Rezeptionsstudie Probleme und Herausforderungen identifizieren, auf die Rezipierende beim Umgang mit digitalen Ausstellungen stoßen und die zu Verständnis- oder Navigationsproblemen führen. Kulturinsitutionen können so wichtige Hinweise darauf gegeben werden, wie in Zukunft Ausstellungen angepasst werden könnten, um digitalen Besucher:innen einen möglichst angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen. Andererseits betrifft das Thema Inklusion und Barrierefreiheit auch unsere eigene Wissenschaftskommunikation: Inwiefern ist z. B. unser eigener Forschungsblog inklusiv und niedrigschwellig gestaltet? Sollte mehr auf farbliche Kontraste gesetzt werden? Lohnt es sich, die Inhalte in einfacher Sprache anzubieten oder nicht?
Standards, Anpassungen und Nachnutzbarkeit wissenschaftlicher Daten
Verschiedene Angebote und Inhalte behandelten auch Themen zur Digital Humanities-Infrastruktur, Standardisierung und Datenmanagement. Besonders bei dem Stand von NFDI wurde deutlich, wie wichtig es ist, Forschungsdaten nicht nur nachhaltig zu archivieren, sondern auch dynamisch an neue Forschungsfragen anpassbar zu gestalten – ein Gedanke, den wir auch auf die Konzeption und Dokumentation digitaler Ausstellungen übertragen können. Konsortien wie das NFDI oder Standardisierungsvorhaben wie bei der GND-Kooperative spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung von Standards und Best Practices für digitale Forschungsprojekte. Die Diskussionen zeigten, dass eine langfristige Nachnutzbarkeit wissenschaftlicher Daten eine ständige Anpassung erfordert, insbesondere im Bereich digitaler Kulturgüter. Die Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis war daher ein wiederkehrendes Thema, das auch für digitale Ausstellungen von hoher Relevanz ist.
Impulse für digitale Ausstellungen
Die Konferenz bot zahlreiche Anregungen für unser Forschungsprojekt. Von der Nutzung KI-gestützter Analyseverfahren bis hin zu neuen Formen der Wissenschaftskommunikation und barrierefreien Gestaltung digitaler Angebote – die diskutierten Themen zeigen, dass digitale Ausstellungen nicht nur als statische Reproduktionen physischer Museen gedacht werden sollten. Vielmehr sind sie dynamische Räume, die sich im stetigen Wandel befinden und neue Wege der Partizipation eröffnen. Besonders wertvoll war der interdisziplinäre Austausch, der es uns ermöglichte, neue methodische und konzeptuelle Perspektiven auf unsere eigene Forschung zu gewinnen – sei es durch die Einblicke in Annotationstechniken, die Reflexion über Repräsentationsfragen oder die Diskussion um wissenschaftliche Standards in der digitalen Welt. Der Austausch auf der Konferenz hat wertvolle Perspektiven geliefert, die wir nun in unser Projekt einfließen lassen werden.

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