Der Wochenplan ist ausgefüllt mit mehreren Veranstaltungen, darunter Vorlesungen und Seminare, Prüfungen, Prüfungsvorleistungen oder auch Referate. Doch die schönsten Dinge am Studieren sind ja eigentlich auch die, die zwischen den Seminaren und Vorlesungen passieren: ausgiebiges Mensa-Essen, Lernpausen in der Cafeteria, das Lernen mit den Kommilition:innen in der Bibliothek oder der gemeinsame Weg zur nächsten Veranstaltung. All dies gehörte vor der Pandemie zum festen Bestandteil des Alltages vieler Studierender. Die Pandemie brachte jedoch fast das gesamte Campus-Leben und somit auch den sozialen Austausch für Studierende zum Erliegen. Doch müssen wir aktuell tatsächlich komplett auf soziale Aspekte verzichten? Gibt es nicht auch digital Wege, um Vernetzungen herzustellen und einen offenen Austausch zu ermöglichen?
Studieren ohne Campus-Leben
In einem Großteil der aktuellen Befragungen und Studien mit jungen Menschen wird ersichtlich, dass die anhaltende Belastung durch die Pandemie vor allem auch bei Studierenden deutliche Spuren hinterlassen hat. So hat sich das Lehren und Lernen in den letzten Semestern durch die Pandemie drastisch verändert. Viele Studierende kennen mittlerweile ihre Universität eher von Bildern, ihre Kommiliton:innen von Videokonferenzen. Einsamkeit, sinkende Motivation und verringerte Freude sind nur einige Aspekte, welche in diesem Kontext immer wieder aufgeführt werden.
Diese Erkenntnisse bestätigen sich auch mit Blick auf die aktuelle Studie des Leibnitz-Instituts für Psychologie (ZPID), welche zusammen mit der Universität Trier durchgeführt wurde (ZPID. 2021). Besonders interessant erscheint dabei die Erkenntnis, dass viele Studierende derzeit die digitale Kommunikation mit ihren Kommiliton:innen als besonders schwierig erachten. Ein grundlegendes Problem besteht dabei vor allem in der fehlenden sozialen Nähe. Gerade mit Blick auf die Zeit vor der Pandemie wird deutlich, wie wertvoll der gemeinsame Austausch zwischen den Veranstaltungen, die Pausen in der Cafeteria oder das gemeinschaftliche Lernen in der Bibliothek doch erscheinen. Stattdessen verbringen derzeit viele Studierende diese Zeit allein vor dem Bildschirm. Das Problem der zunehmenden sozialen Vereinsamung wird ersichtlich.
Soziale Nähe durch digitale Kommunikationsräume
Besonders hervorzuheben ist in diesem Kontext, dass das methodisch-didaktische Vorgehen von Dozierenden diesem Problem entscheidend entgegenwirken kann. So ermöglicht beispielsweise der Einsatz von offenen Kommunikationsprotokollen, wie zum Beispiel über die Chat-Plattform „Matrix“, dass der Austausch zwischen den Studierenden und auch zu den Dozierenden während des Semesters und auch darüber hinaus aufrechterhalten wird. Vor allem sind es methodische Vorgehensweisen, bei welche ein besonderes Augenmerk auf offene Interaktionen gelegt wird, welche auch im digitalen Raum soziale Nähe schaffen können. Die Tools und Methoden sind dabei vielseitig – von Zoom über BigBlueButton, GoToMeeting oder auch Skype, von Breakout-Sessions über virtuelle 3D-Räume. Die Anzahl an Möglichkeiten für die Gestaltung digitaler Lehr- und Lernveranstaltungen erscheint folglich weitreichend. Zentral ist jedoch, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welchen Stellenwert soziale Aspekte bei der Planung von Lehr- und Lernveranstaltungen einnehmen sollten.
Quellen
Leibnitz-Institut für Psychologie (ZPID), Universität Trier. 2021. Studieren in der Pandemie. zuletzt aufgerufen am 15.12.2021.
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