Zwei lesenswerte Beiträge zur (anscheinend immernoch nicht überwundenen) Diskussion „Internet vs. Bibliothek“.
Katrin Passings Kolumne titelte gestern mit der Überschrift „Die Zukunft des Papierverleihs“ und dem sehr plakativen Einstieg:
„Bibliotheken sind Papiermuseen. Wenn sie sich nicht bald grundsätzlich wandeln, haben sie kaum noch eine Existenzberechtigung. Was sie können, kann das Internet besser.“
Schon wenige Stunden später schrieb Ben Kaden unter der Überschrift „Über Kathrin Passigs Bibliotheksbild und was wir daraus lernen können.“ eine überaus gelungene (und achtung, lange) Antwort auf diesen Beitrag. Vielleicht noch nicht die Letzte…
Die Diskussionen sind interessant, und wer es geschafft hat, bei wichtigen Podiumsdiskussionen mitzuwirken, der wird schon dann und wann etwas Wahres mitteilen und sich substantiiert äußern, denke ich.
Die Vorteile von digitalen öffentlich kostenlos zugänglichen Inhalten, sichtbar über Computer und Internettabletts, liegen auf der Hand, wenn man einmal probiert, seltene Literatur schnell zu finden und auch gleich zu lesen. (Haben Sie aber schon mal mit einem iPad ein eBook der SLUB aufgerufen und auf der Stelle gelesen?)
Man braucht digitalisierte Literatur nicht erst mühsam erfragen und extra bestellen und dann darauf warten. Auch kriegt man Literatur auf diesem Weg zu Kunden, die nie in eine Bibliothek gehen würden. Was dem Bildungsauftrag entspräche.
Klar ist aber auch, dass wir Menschen es nicht ertragen könnten, wenn die digitale Welt die analoge Welt ganz ablösen würde, denn wir Menschen sind nun mal Bestandteile der analogen Welt und können in der digitalen Welt nur informativ, aber nicht real existieren.
Wir brauchen die analoge Welt zum Atmen und Leben.
Und die Schönheit etwa von manchen Bibliotheken ist unschlagbar, im Vergleich zu Räumen mit aufeinander gestapelten Servern, die von Informatikern in weißen Kitteln gewartet werden, als Ausdruck des Digitalen in der analogen Welt.
Ferner: Man denkt oft auch an die Bäume! Bücher – Papier – Bäume – Baumfällen – Regenwald von Amazonas – grüne Lunge der Erde – nötig zum Atmen, so geht die Gedankenreihe. Stimmt ja auch. Nur: Kann man einen Baum am Amazonas retten, wenn ein Buch weniger gedruckt würde? Oder würde dieser Regenwald nicht dennoch gerodet, von Goldsuchern, aufgrund der Straßen- und Infrastrukturplaner, aufgrund des allgemeinen Fortschritts, und aufgrund der Bevölkerungsexplosion, die in Gegenden mit Ur- oder Regenwäldern häufig vorhanden ist. (Wenn ich auch nicht glaube, dass sie an den Bäumen liegt oder umgekehrt proportional zu Baumfällungen verläuft.)
Letztlich könnte man die Alternative bilden: Luft zum Atmen (Baumschutz, Vorteile der Digitalisierung) gegen unmenschliche Umwelt (digitale Welt versus biologische Welt).
Man sieht, dass die Alternative in Wirklichkeit keine ist.
Wer schnell an Informationen heran kommen will, der braucht die digitale und digitalisierte Medienwelt.
Ob sie nun menschlich und dem Menschen artgerecht ist oder nicht.
Und für das andere, dafür muss man eben auch Zeit reservieren. Etwa für die schönen Dinge, die man anfassen und durchblättern kann, wie z.B. richtige Bücher, welche nicht nur über das Visuelle wirken. 24 Stunden täglich bedürfen der sorgfältigen Ausbalanzierung.