Eine Studie auf ArXiv besagt, dass die Kosten für APCs im Open Access von 2019 bis 2023 verdreifacht wurden. Dies erfordert offensichtlich eine Lösung, da diese Kosten für Bibliotheken und Universitäten nicht mehr tragbar sind. Diamond Open Access (DOA) Journals gewinnen zunehmend an Bedeutung in diesem Kontext. Diese Zeitschriften bieten sowohl Lesern als auch Autoren kostenfreien Zugang ohne Publikationsgebühren (Article Processing Charges, APCs). Doch was macht DOA so besonders, und welche Projekte weltweit zeigen, wie erfolgreich dieses Modell sein kann? Dieser Artikel bietet eine Übersicht über erfolgreiche DOA-Initiativen und gibt Einblicke, wie Universitäten dieses Modell intern fördern können.
Was ist Diamond Open Access?
Diamond Open Access bezeichnet ein Publikationsmodell, bei dem wissenschaftliche Zeitschriften kostenlos zugänglich sind und Autoren keine Gebühren zahlen müssen. Laut dem OA Diamond Journals Study (2021) von cOAlition S und Science Europe machen DOA-Zeitschriften etwa 73 % der im Directory of Open Access Journals (DOAJ) registrierten Publikationen aus, wobei sie vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften stark vertreten sind. Finanziert werden sie oft durch Universitäten, Bibliotheken oder staatliche Institutionen, was sie zu einem nachhaltigen und gerechten Modell macht. Nachstehend findet man eine kurze Liste von Projekten in der Welt und in Europa, die sich mit Diamond Journals befassen. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
DOA-Projekte weltweit
- SciELO (Scientific Electronic Library Online). SciELO ist eine der größten DOA-Plattformen mit über 1.500 Zeitschriften, vor allem aus Lateinamerika, Afrika, Portugal und Spanien. Finanziert durch staatliche und akademische Institutionen fördert SciELO die regionale Forschung und stärkt die Bibliodiversität. Es zeigt, wie globale Sichtbarkeit und lokale Relevanz Hand in Hand gehen können.
- Redalyc. Redalyc, ebenfalls in Lateinamerika ansässig, beherbergt über 1.400 DOA-Zeitschriften. Unterstützt von Universitäten und Regierungen bietet die Plattform freien Zugang zu wissenschaftlichen Inhalten und stärkt die Forschung in ressourcenarmen Regionen.
- Open Library of Humanities (OLH). OLH ist ein Vorreiter in den Geisteswissenschaften mit 33 DOA-Zeitschriften. Finanziert durch Mitgliedsbeiträge von Bibliotheken weltweit, nutzt OLH das Open-Source-System Janeway, um Kosten niedrig zu halten. Dieses Modell ist besonders interessant für Universitäten, die in bestehende Plattformen investieren möchten, anstatt eigene zu entwickeln.
- African Journals Online (AJOL). AJOL unterstützt über 500 afrikanische Zeitschriften, viele davon im DOA-Modell. Durch Finanzierung von Stiftungen und Institutionen fördert AJOL die Sichtbarkeit afrikanischer Forschung und beweist, dass DOA auch in Regionen mit begrenzten Ressourcen funktioniert.
DOA-Projekte in Europa
- OpenEdition Journals (Frankreich). OpenEdition Journals ist eine führende Plattform für Geistes- und Sozialwissenschaften, die zahlreiche DOA-Zeitschriften hostet. Mit der Open-Source-Software Lodel und finanzieller Unterstützung von französischen und europäischen Institutionen fördert sie multilinguale und multikulturelle Forschung.
- openjournals.nl (Niederlande). Die Plattform openjournals.nl unterstützt DOA-Zeitschriften in den Niederlanden und wird von akademischen Institutionen und Bibliotheken finanziert. Sie nutzt Open Journal Systems (OJS) und deckt verschiedene Disziplinen wie Sozial- und Geisteswissenschaften ab.
- tidsskrift.dk (Dänemark). tidsskrift.dk ist eine dänische Plattform für DOA-Zeitschriften, die vom Ministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird. finanziert wird. Sie konzentriert sich auf Sozial- und Geisteswissenschaften und nutzt OJS, um die Zugänglichkeit zu gewährleisten.
Europäische Unterstützung für DOA

Europäische Projekte wie DIAMAS und CRAFT-OA, finanziert durch Horizon Europe, stärken die Nachhaltigkeit von DOA-Zeitschriften. DIAMAS entwickelt institutionelle Publikationsmodelle, während CRAFT-OA mit dem Diamond Discovery Hub (in Entwicklung – Stand: 22.05.2025) die Sichtbarkeit von DOA-Zeitschriften erhöht. Diese Initiativen, zusammen mit der Unterstützung durch Science Europe und die UNESCO-Empfehlung zur Open Science (2021), fördern die Verbreitung des DOA-Modells in Europa.
Es ist nicht immer Diamant, was glänzt
Obwohl das Diamond Open Access (DOA)-Modell für seine ethische und kostenfreie Publikationsweise geschätzt wird, ist Vorsicht geboten, da nicht jeder Verlag, der sich als „Diamond“ bezeichnet, tatsächlich diesen Prinzipien folgt. Einige Verlage nutzen den Begriff „Diamond“, um Autoren und Leser anzulocken, während sie versteckte Gebühren erheben oder die Qualität der Peer-Review vernachlässigen, was den Standards seriöser DOA-Zeitschriften widerspricht. Derartige Praktiken können die Glaubwürdigkeit der Forschung beeinträchtigen und die Prinzipien des offenen Zugangs untergraben. Universitäten und Forscher sollten daher die Transparenz und die Finanzierungsmodelle von Verlagen prüfen und sich auf etablierte Plattformen und Datenbanken wie die DOAJ stützen, um sicherzustellen, dass sie mit seriösen Open-Access-Zeitschriften zusammenarbeiten.
Herausforderungen und Chancen
Trotz ihrer Vorteile stehen DOA-Zeitschriften vor Herausforderungen, wie etwa der Abhängigkeit von Freiwilligen oder fehlenden Langzeitarchivierungsstrategien (57 % der DOA-Zeitschriften haben laut dem OA Diamond Journals Study von cOAlition S und Science Europe [Seite 96] keine solche Strategie). Dennoch bieten sie enorme Chancen: Sie fördern die Bibliodiversität, unterstützen multilinguale Forschung und entsprechen Richtlinien wie Plan S, die offenen Zugang fordern.
Diamond Open Access an der TU Chemnitz
An der Technischen Universität Chemnitz setzen wir uns aktiv für Diamond Open Access ein, um den freien Zugang zu wissenschaftlicher Forschung zu fördern. Die Universitätsbibliothek betreibt eine Plattform für Open-Access-Zeitschriften, die auf der Open-Source-Software Open Journal Systems (OJS) basiert und einigw DOA-Zeitschriften hostet, darunter das innoTRAC Journal, GAMM Archive for Students (GAMMAS) und das Journal of Embedded Selforganising Systems. Diese Zeitschriften decken innovative Themen wie Traktionsmechanismen, angewandte Mathematik und Informatik ab und sind komplett kostenfrei für Autoren und Leser. Durch unsere Open-Access-Policy, die seit 1995 Erst- und Zweitveröffentlichungen im Repositorium MONARCH-Qucosa ermöglicht, sowie durch Schulungen und Beratungen fördern wir die Sichtbarkeit und Nachhaltigkeit der Forschung unserer Wissenschaftler. Die Plattform unterstützt zudem die Vergabe von Persistent Identifiers wie DOI, um maximale Reichweite und Langzeitarchivierung zu gewährleisten.
Wenn Sie Interesse daran haben, ein Diamond Open Access Journal an der TU Chemnitz zu gründen und Teil dieser zukunftsweisenden Bewegung zu werden, kontaktieren Sie mich bitte über die Universitätsbibliothek, um Unterstützung und weitere Informationen zu erhalten.