Archiv der Kategorie: Open Science

Ein Venn-Diagramm in Herzform zeigt verschiedene Arten des Open Access (OA) und ihre Eigenschaften. Es gibt drei überlappende Kreise mit den Beschriftungen: „Autoren behalten das Urheberrecht“, „Kostenlos für Leser“ und „Kostenlos für Autoren“. Im Zentrum, wo alle drei Kreise sich überschneiden, steht „Diamond OA“. Andere Bereiche sind wie folgt beschriftet: „Gold OA“ (gelb, kostenlos für Leser, peer-reviewed), „Green OA“ (grün, kostenlos für Leser, Autoren behalten das Urheberrecht), „Preprints“ (orange, Autoren behalten das Urheberrecht, kostenlos für Autoren), „Vanity Press“ (orange, Autoren behalten das Urheberrecht, peer-reviewed), „Subsidy Publishers, Vanity Press“ (orange, peer-reviewed, kostenlos für Autoren) und „Toll-Access (Paywalled)“ (rosa, keine der drei Eigenschaften). Die Bereiche sind farblich unterschiedlich markiert: Orange, Gelb, Grün, Rosa und Weiß.

Shine On You Diamond Journals: eine kurze Übersicht über Diamond Open Access Journals

Eine Studie auf ArXiv besagt, dass die Kosten für APCs im Open Access von 2019 bis 2023 verdreifacht wurden. Dies erfordert offensichtlich eine Lösung, da diese Kosten für Bibliotheken und Universitäten nicht mehr tragbar sind. Diamond Open Access (DOA) Journals gewinnen zunehmend an Bedeutung in diesem Kontext. Diese Zeitschriften bieten sowohl Lesern als auch Autoren kostenfreien Zugang ohne Publikationsgebühren (Article Processing Charges, APCs). Doch was macht DOA so besonders, und welche Projekte weltweit zeigen, wie erfolgreich dieses Modell sein kann? Dieser Artikel bietet eine Übersicht über erfolgreiche DOA-Initiativen und gibt Einblicke, wie Universitäten dieses Modell intern fördern können.

Was ist Diamond Open Access?

Diamond Open Access bezeichnet ein Publikationsmodell, bei dem wissenschaftliche Zeitschriften kostenlos zugänglich sind und Autoren keine Gebühren zahlen müssen. Laut dem OA Diamond Journals Study (2021) von cOAlition S und Science Europe machen DOA-Zeitschriften etwa 73 % der im Directory of Open Access Journals (DOAJ) registrierten Publikationen aus, wobei sie vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften stark vertreten sind. Finanziert werden sie oft durch Universitäten, Bibliotheken oder staatliche Institutionen, was sie zu einem nachhaltigen und gerechten Modell macht. Nachstehend findet man eine kurze Liste von Projekten in der Welt und in Europa, die sich mit Diamond Journals befassen. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

DOA-Projekte weltweit

  • SciELO (Scientific Electronic Library Online). SciELO ist eine der größten DOA-Plattformen mit über 1.500 Zeitschriften, vor allem aus Lateinamerika, Afrika, Portugal und Spanien. Finanziert durch staatliche und akademische Institutionen fördert SciELO die regionale Forschung und stärkt die Bibliodiversität. Es zeigt, wie globale Sichtbarkeit und lokale Relevanz Hand in Hand gehen können.
  • Redalyc. Redalyc, ebenfalls in Lateinamerika ansässig, beherbergt über 1.400 DOA-Zeitschriften. Unterstützt von Universitäten und Regierungen bietet die Plattform freien Zugang zu wissenschaftlichen Inhalten und stärkt die Forschung in ressourcenarmen Regionen.
  • Open Library of Humanities (OLH). OLH ist ein Vorreiter in den Geisteswissenschaften mit 33 DOA-Zeitschriften. Finanziert durch Mitgliedsbeiträge von Bibliotheken weltweit, nutzt OLH das Open-Source-System Janeway, um Kosten niedrig zu halten. Dieses Modell ist besonders interessant für Universitäten, die in bestehende Plattformen investieren möchten, anstatt eigene zu entwickeln.
  • African Journals Online (AJOL). AJOL unterstützt über 500 afrikanische Zeitschriften, viele davon im DOA-Modell. Durch Finanzierung von Stiftungen und Institutionen fördert AJOL die Sichtbarkeit afrikanischer Forschung und beweist, dass DOA auch in Regionen mit begrenzten Ressourcen funktioniert.

DOA-Projekte in Europa

  • OpenEdition Journals (Frankreich). OpenEdition Journals ist eine führende Plattform für Geistes- und Sozialwissenschaften, die zahlreiche DOA-Zeitschriften hostet. Mit der Open-Source-Software Lodel und finanzieller Unterstützung von französischen und europäischen Institutionen fördert sie multilinguale und multikulturelle Forschung.
  • openjournals.nl (Niederlande). Die Plattform openjournals.nl unterstützt DOA-Zeitschriften in den Niederlanden und wird von akademischen Institutionen und Bibliotheken finanziert. Sie nutzt Open Journal Systems (OJS) und deckt verschiedene Disziplinen wie Sozial- und Geisteswissenschaften ab.
  • tidsskrift.dk (Dänemark). tidsskrift.dk ist eine dänische Plattform für DOA-Zeitschriften, die vom Ministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird. finanziert wird. Sie konzentriert sich auf Sozial- und Geisteswissenschaften und nutzt OJS, um die Zugänglichkeit zu gewährleisten.

Europäische Unterstützung für DOA

Europäische Projekte wie DIAMAS und CRAFT-OA, finanziert durch Horizon Europe, stärken die Nachhaltigkeit von DOA-Zeitschriften. DIAMAS entwickelt institutionelle Publikationsmodelle, während CRAFT-OA mit dem Diamond Discovery Hub (in Entwicklung – Stand: 22.05.2025) die Sichtbarkeit von DOA-Zeitschriften erhöht. Diese Initiativen, zusammen mit der Unterstützung durch Science Europe und die UNESCO-Empfehlung zur Open Science (2021), fördern die Verbreitung des DOA-Modells in Europa.

Es ist nicht immer Diamant, was glänzt

Obwohl das Diamond Open Access (DOA)-Modell für seine ethische und kostenfreie Publikationsweise geschätzt wird, ist Vorsicht geboten, da nicht jeder Verlag, der sich als „Diamond“ bezeichnet, tatsächlich diesen Prinzipien folgt. Einige Verlage nutzen den Begriff „Diamond“, um Autoren und Leser anzulocken, während sie versteckte Gebühren erheben oder die Qualität der Peer-Review vernachlässigen, was den Standards seriöser DOA-Zeitschriften widerspricht. Derartige Praktiken können die Glaubwürdigkeit der Forschung beeinträchtigen und die Prinzipien des offenen Zugangs untergraben. Universitäten und Forscher sollten daher die Transparenz und die Finanzierungsmodelle von Verlagen prüfen und sich auf etablierte Plattformen und Datenbanken wie die DOAJ stützen, um sicherzustellen, dass sie mit seriösen Open-Access-Zeitschriften zusammenarbeiten.

Herausforderungen und Chancen

Trotz ihrer Vorteile stehen DOA-Zeitschriften vor Herausforderungen, wie etwa der Abhängigkeit von Freiwilligen oder fehlenden Langzeitarchivierungsstrategien (57 % der DOA-Zeitschriften haben laut dem OA Diamond Journals Study von cOAlition S und Science Europe [Seite 96] keine solche Strategie). Dennoch bieten sie enorme Chancen: Sie fördern die Bibliodiversität, unterstützen multilinguale Forschung und entsprechen Richtlinien wie Plan S, die offenen Zugang fordern.

Diamond Open Access an der TU Chemnitz

An der Technischen Universität Chemnitz setzen wir uns aktiv für Diamond Open Access ein, um den freien Zugang zu wissenschaftlicher Forschung zu fördern. Die Universitätsbibliothek betreibt eine Plattform für Open-Access-Zeitschriften, die auf der Open-Source-Software Open Journal Systems (OJS) basiert und einigw DOA-Zeitschriften hostet, darunter das innoTRAC Journal, GAMM Archive for Students (GAMMAS) und das Journal of Embedded Selforganising Systems. Diese Zeitschriften decken innovative Themen wie Traktionsmechanismen, angewandte Mathematik und Informatik ab und sind komplett kostenfrei für Autoren und Leser. Durch unsere Open-Access-Policy, die seit 1995 Erst- und Zweitveröffentlichungen im Repositorium MONARCH-Qucosa ermöglicht, sowie durch Schulungen und Beratungen fördern wir die Sichtbarkeit und Nachhaltigkeit der Forschung unserer Wissenschaftler. Die Plattform unterstützt zudem die Vergabe von Persistent Identifiers wie DOI, um maximale Reichweite und Langzeitarchivierung zu gewährleisten.

Wenn Sie Interesse daran haben, ein Diamond Open Access Journal an der TU Chemnitz zu gründen und Teil dieser zukunftsweisenden Bewegung zu werden, kontaktieren Sie mich bitte über die Universitätsbibliothek, um Unterstützung und weitere Informationen zu erhalten.

SciPost Logo

SciPost: Diamond Open Access für die Wissenschaft

In einer Zeit, in der die Kosten für wissenschaftliche Publikationen – sogenannte Article Processing Charges (APC) – immer weiter steigen und oft mehrere Tausend Euro pro Artikel betragen, stehen Forschende und Institutionen vor großen finanziellen Hürden.

Plattformen wie SciPost bieten mit ihrem Diamond Open Access-Modell eine nachhaltige, kostenfreie Alternative, die sowohl Autorinnen als auch Leserinnen entlastet. Für Forschende der Technischen Universität Chemnitz ist SciPost eine zusätzliche Möglichkeit, Forschung zu veröffentlichen.

Was ist SciPost?

SciPost wurde 2016 vom Physiker Jean-Sébastien Caux gegründet und ist eine von Wissenschaftlerinnen geführte Plattform, die sich auf Naturwissenschaften wie Physik, Chemie, Mathematik und Astronomie spezialisiert. Manuskripte können direkt oder über den Preprint-Server arXiv.org eingereicht werden. SciPost setzt auf ein transparentes Open-Peer-Review-Verfahren (peer-witnessed refereeing), bei dem Gutachten nach redaktioneller Prüfung online veröffentlicht werden, wobei Gutachterinnen anonym bleiben oder ihre Namen nennen können. Bis 2023 hat SciPost über 2.000 Artikel veröffentlicht, darunter Arbeiten von renommierten Wissenschaftlerinnen wie dem Nobelpreisträger Giorgio Parisi.

Die Zeitschriften, wie SciPost Physics und SciPost Chemistry, decken ein breites Spektrum ab. Alle Artikel erscheinen unter der Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)-Lizenz, die die Nutzung, Reproduktion und Verbreitung für kommerzielle und nicht-kommerzielle Zwecke erlaubt, sofern die Quelle korrekt zitiert wird.

Warum Diamond Open Access?

Im Gegensatz zu traditionellen Publikationsmodellen, die hohe APCs oder Lesegebühren verlangen, beseitigt Diamond Open Access finanzielle Hürden. SciPost wird durch freiwillige Beiträge von Bibliotheken (die UB Chemnitz ist einer der Unterstützer von SciPost), Universitäten, Förderagenturen und Konsortien finanziert, wie möglicherweise auch von der TU Chemnitz. Dies fördert eine gerechtere Wissenschaftskommunikation und steht im Einklang mit den Prinzipien der Berliner Erklärung über offenen Zugang von 2003, die die TU Chemnitz unterstützt.

SciPost nutzt das PubFracs-System, das die institutionellen Zuschreibungen von Autorinnen gewichtet, um die finanzielle Unterstützung zwischen beteiligten Institutionen aufzuteilen. Die durchschnittlichen Kosten pro Artikel liegen bei etwa 500 Euro.

Vorteile für Chemnitzer Forschende

SciPost bietet zahlreiche Vorteile für Forschende der TU Chemnitz:

  • Kostenfreies Publizieren(für Autorinnen): Keine APCs, wodurch finanzielle Barrieren entfallen.
  • Globale Sichtbarkeit: Artikel sind weltweit frei zugänglich, was die Reichweite und Zitierhäufigkeit erhöht.
  • Hohe Qualität: Die akademische Leitung und das transparente Begutachtungsverfahren garantieren wissenschaftliche Exzellenz.
  • Nachhaltigkeit: nicht-kommerzielles Publikationsmodell.

Die TU Chemnitz unterstützt Open Access durch ihren Publikationsfonds für Veröffentlichungen mit APCs. SciPost hingegen erhebt keine APCs, da es durch institutionelle Beiträge finanziert wird.

Zusammenfassung

SciPost bietet also die Chance, ihre Arbeit global und ohne finanzielle Hürden zu teilen und dabei ein faires, alternatives Publikationsmodell zu unterstützen.

EigenschaftDetails
PublikationsmodellDiamond Open Access: kostenlos für Autorinnen und Leserinnen
FinanzierungFreiwillige Beiträge von Bibliotheken, Universitäten und Konsortien
BegutachtungOpen Peer Review, Gutachten online veröffentlicht
LizenzCC BY 4.0, erlaubt Nutzung und Verbreitung mit Quellenangabe
Kosten pro Artikeletwa 500 Euro (es handelt sich um interne Betriebskosten, die durch institutionelle Mittel gedeckt werden, und nicht um eine Gebühr, die von den Autorinnen erhoben wird)
Anzahl ArtikelÜber 2.000 veröffentlicht bis 2023
GründerJean-Sébastien Caux, gegründet 2016
HauptzeitschriftenSciPost Physics, SciPost Chemistry, SciPost Physics Proceedings

Road2Openness – gemeinsam in der Open-Science-Strategiewerkstatt

Dekoratives Bild für die Schlagworte Strategiewerkstatt; Policy; Lizenzen; Empfehlung; nachhaltige Organisationsstruckturen

Road2Openness – gemeinsam in der Open-Science-Strategiewerkstatt – KI: Adobe Firefly / KI-Promter: Tino Riedel

Die Technische Universität Chemnitz ist eine von 5 Hochschuleinrichtungen, die sich erfolgreich um die Teilnahme an der Open-Science-Strategiewerkstatt des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft e.V. beworben haben. Im Projekt begleitet sie der Stifterverband ein Jahr lang mit Workshops, Sprechstunden, Austausch und Netzwerkbildung.

Vertreten wird die TU Chemnitz von Frau Professor Strobel, Prorektorin für Forschung und Universitätsentwicklung und Frau Malz als Leiterin der Universitätsbibliothek. Die zielgerichtete Beteiligung der Leitungsebene und der praktischen Perspektive soll zu Synergieeffekten für Open Science (OS) führen.

Vordergründige Aufgabe ist die Erarbeitung einer OS-Policy der TU Chemnitz. Hierzu soll auf bestehenden Strukturen aufgebaut und ggf. die bereits existierende Open-Science-Initiative der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften zu einer universitätsweiten Struktur weiterentwickelt werden.

Spezifische Ziele sind die Verabschiedung einer Open-Science-Strategie, inklusive Empfehlungen zu offenen Lizenzen, offenen Forschungsdaten, einem sinnvollen Einsatz von KI sowie die Schaffung einer organisatorischen Basis für dauerhafte, effektive Organisations-übergreifende Strukturen und Workflows.

Erkenntnisse aus dem Projekt stärken die eigene Expertise zu Open Science, die wiederum in andere Projekte einfließen kann, beispielsweise im europäisch geförderten Projekt „across European Cross-Border University“. Dort beschäftigt sich die Task Group „Across border R&I projects“ u.a. mit der Umsetzung von Open Science in den 10 beteiligten europäischen Universitäten, um nachhaltige Modelle für das Teilen von Wissen in grenzüberschreitenden Regionen zu implementieren.

Open Access: Ja – aber nicht um jeden Preis!

Open Access Week 2024

Open Access Week 2024 – Change my mind!

Die Diskutanten sind sich einig. „Open Access ist wichtig und richtig“ – aber nicht um jeden Preis.

Angehörige der TU Chemnitz aus Forschung und Lehre, Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, Studentinnen und Studenten trafen sich vergangene Woche mit dem Open Science Team im Rahmen der Internationalen Open Access Week.

Am Montag startete Magdalena Lemke von der Open Science Initiative der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften im Rahmen einer Veranstaltung der studentischen Initiative Kritische Einführungstage“ (KRETA) mit einer skeptischen Frage und reflektierten Antwort: „Wissenschaft für Alle? Open Science und kapitalistische Strukturen“. Im Workshop wurden nicht nur spannende Informationen über die Ziele von Open Science, die Geschichte von Open Access und aktuelle Entwicklungen vermittelt – auch kritische Themen, wie hohe Veröffentlichungsgebühren und die erneut entstehende Monopolstellung einzelner Verlage, wurden lebhaft diskutiert.

Einen Tag darauf stellte das Open Science Team in der Mensa eine mehr oder minder provokative These in den Raum „Alle Forschungsergebnisse sollten öffentlich sein. CHANGE MY MIND!“ Diese Aussage sorgte für Gespräche – manche waren sofort überzeugt, andere hinterfragten die These und sprachen über Hürden und Bedenken. So entstand ein wertvoller Austausch, der einen gegenseitigen Einblick in die Publikationskultur und -praxis verschiedener Fachbereiche einerseits und in die (Open-Science-)Services der Bibliothek andererseits ermöglichte.

Am Donnerstag traf sich das Open Science Team mit eingeladenen Rednern und allen Interessenten zu einer kontroversen Diskussion. Die Redebeiträge beinhalteten sowohl Kritik an überhöhten Preisen für Open-Access-Artikel als auch an der z.T. mangelnden Qualität von Peer-Review-Verfahren die sowohl auf Open-Access-Zeitschriften als auch auf Nicht-Open-Access-Zeitschriften zutreffen kann. Insbesondere die Geschäftspraktiken des Open-Access-Verlages MDPI wurden kritisiert. Die massenweise Zusendung von E-Mails an Publizierende mit Einladungen zur Veröffentlichung, Editorentätigkeit oder Begutachtung wurden als besonders lästig empfunden. Andererseits veröffentlicht der Verlag auch anerkannte Zeitschriften mit hohem Impact und dem DOAJ-Seal (DOAJ: Directory of Open Access Journals) als Gütesiegel. Deshalb wird eine besonders aufmerksame Prüfung der jeweiligen Zeitschrift angeraten.

Extrem hohe Artikelgebühren, wie bei Nature, könnten bestimmte Nutzergruppen von der Veröffentlichung ausschließen. In diesem Zusammenhang wird auf den hohen editorischen Aufwand des Verlages verwiesen. Forschungsergebnisse können auch ohne Kosten aktuell auf Preprintservern frei zugänglich gemacht werden. In der Regel sind diese aber nicht begutachtet. Verlage und/oder die Akademien der Wissenschaften könnten ergänzend dazu besonders hochwertige wissenschaftliche Publikationen in speziellen Ausgaben anbieten und mit Zusammenfassungen Mehrwert generieren.  Die besonders schwierigen Publikationsbedingungen für Promovenden wurden ebenfalls angesprochen. Hoher Zeitdruck nötigt eventuell zur Auswahl von Verlagen mit kurzen Begutachtungszeiten. Eine Meldung aus dem Publikum verwies auch auf kumulative Arbeiten, die rechtskonform veröffentlicht werden müssen. Schlussendlich musste die spannende Diskussion aus Zeitgründen vorerst beendet werden. Die Veranstaltung war ein erfolgreicher Start für einen gemeinsamen Austausch, der unbedingt fortgesetzt werden sollte.

Die Preisverleihung für Open-Access-Vorreiter an der TU Chemnitz bildete den Abschluss und Höhepunkt der Aktivitäten innerhalb der OA-Week. Preise in verschiedenen Kategorien belohnten das Engagement auf den verschiedenen Wegen des Open Access: dem Grünen Weg (Veröffentlichungen in Repositorien, 2023), dem Goldenen Weg (Veröffentlichungen in Gold-Open-Access-Zeitschriften, 2023) und dem Diamantenen Weg (Management der Open-Access-Zeitschrift „Zeitschrift für Semiotik“) die in gedruckter Form beim Stauffenburg Verlag erscheint. Den Herausgebern, Professor Fricke und Dr. Siefkes,  wurde damit für die erfolgreichen Verhandlungen für die zeitversetzte Open-Access-Publikation der Ausgaben, gedankt.

Geehrt wurde auch die erste, von der Universitätsbibliothek geförderte, Open-Access-Monographie „Deutsche Jüd_innen in Chile: Bürger:innenwerdung im Kontext von historischen Verflechtungen und Rassismusformationen“ von Frau Dr. Ana Maria Troncoso. Das Buch ist in Kürze im Transcript-Verlag mit der Lizenz CC BY 4.0 verfügbar.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die interessanten Gespräche, Meinungen und Diskussionen und freuen uns darauf, Open Science gemeinsam weiter voran zu bringen.

8 Gründe, warum Sie mit Citizen Science beginnen sollten

Gruppe von Menschen bei Gruppenarbeit in Bibliothek

Gruppe von Menschen bei Gruppenarbeit in Bibliothek (Bild generiert mit ChatGPT, 2024 – https://chat.openai.com)

Citizen Science – die aktive Einbindung von Laien in Forschungsprojekte – ist nicht nur ein moderner Ansatz, sondern ein revolutionärer Schritt, der die Wissenschaft von innen heraus transformieren kann. Hier sind acht Gründe, warum Sie jetzt mit Citizen Science beginnen sollten.

1. Den Elfenbeinturm verlassen: Wissenschaft durch Partizipation demokratisieren

Citizen Science ist eine Chance, die Grenzen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu überwinden. Indem Sie Bürgerinnen und Bürger aktiv in Ihre Forschung einbeziehen, schaffen Sie Transparenz und ermöglichen einen offenen Zugang zu wissenschaftlichen Prozessen. (vgl. BMBF (2023): Partizipationsstrategie Forschung. URL: https://www.bmbf.de/SharedDocs/Downloads/de/2023/partizipationsstrategie.html [18.09.2024])

2. Gemeinschaft stärken: Demokratie braucht gruppenübergreifendes Forschen

Eine funktionierende Demokratie lebt von Teilhabe und Begegnung. Citizen Science fördert genau das, indem es Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Regionen zusammenbringt. Mit Citizen Science schaffen Sie Räume für gruppenübergreifendes Forschen und ermöglichen Interessierten, aktiv an wissenschaftlichen Projekten zu partizipieren. (vgl. zum Thema Begegnung im Alltag: Manthe, Rainald (2024): Demokratie fehlt Begegnung. Über Alltagsorte des sozialen Zusammenhalts. Bielefeld: transcript. DOI: https://doi.org/10.1515/9783839471418)

3. Wissenschaftskommunikation verbessern: in den Dialog treten

Citizen Science ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Wissenschaftskommunikation. Indem gemeinsam mit Laien der Wissenschaftsprozess aufbereitet wird, entsteht ein Dialog, in dem die Bedeutung und der Nutzen wissenschaftlicher Erkenntnisse sichtbar werden. Dies trägt dazu bei, das Verständnis für wissenschaftliche Methoden zu fördern und das oft vorhandene Misstrauen gegenüber der Forschung zu verringern. (zum dialogischen Forschungsprozess: Bogusz, Tanja (2020): Kollaboratives Forschen. In: Selke, Stefan et al.: Handbuch Öffentliche Soziologie. Öffentliche Wissenschaft und gesellschaftlicher Wandel. Wiesbaden: Springer VS. DOI: doi.org/10.1007/978-3-658-16995-4)

4. Einfach Daten sammeln (lassen): Ressourcen nutzen

Ein sichtbarer Vorteil von Citizen Science ist die Möglichkeit, Daten auf einfache und kostengünstige Weise gemeinsam zu sammeln. Ob es um Umweltbeobachtungen, historische Dokumentationen oder die Anreicherung großer Datensätze geht – Citizen Science erweitert Ihre Reichweite und ermöglicht es Ihnen, Daten zu sammeln, die allein schwer zugänglich oder zu aufwändig wären. (siehe jedoch kritisch zu Datenmanagementkompetenzen von Citzen Scientists: O’Grady, M. & Mangina, E. (2024): Citizen scientists—practices, observations, and experience. In: Humanities and Social Sciences Communications. Vol. 11, DOI: doi.org/10.1057/s41599-024-02966-x)

5. Fördergelder einwerben: Partizipation als Pluspunkt beim Antrag

Förderinstitutionen legen immer mehr Wert auf partizipative Ansätze in der Wissenschaft. Der Nachweis, dass Ihre Forschung nicht nur für die wissenschaftliche Community, sondern auch für die Öffentlichkeit von Bedeutung ist, erhöht Ihre Erfolgschancen bei der Einwerbung von Mitteln deutlich. (vgl. Wissenschaft im Dialog gGmbH (2024): mit:forschen! Gemeinsam Wissen schaffen: Förderinstrumente. URL: https://www.mitforschen.org/citizen-science/handbuch/foerderinstrumente [18.09.2024])

6. Mehr machen als (offene) Wissenschaft verwalten: Kreativität und Diskussion in den Mittelpunkt der Forschung stellen

Die zunehmende Bürokratisierung in der Wissenschaft führt oft dazu, dass Forscher mehr Zeit mit der Verwaltung von Projekten als mit dem eigentlichen Forschen verbringen. Bei Citizen Science geht es auch darum, durch sinnvolle Vernetzung wieder in den kreativen Prozess einzutauchen und Forschung zu diskutieren. (vgl. Leonelli, Sabina (2023): Philosophy of Open Science. Cambridge: Cambridge University Press, S. 67-68. DOI: doi.org/10.1017/9781009416368)

7. Neue Erkenntnisse gewinnen: Durch vielfältige Perspektiven

Freiwillige, die sich an wissenschaftlichen Projekten beteiligen, bringen oft neue, unerwartete Perspektiven und lokales Wissen ein. Dieser frische Blickwinkel kann zu innovativen Erkenntnissen führen, die in rein akademischen Projekten möglicherweise nicht auftauchen würden. (vgl. auch das Konzept der Open Innovation in den Wirtschaftswissenschaften: Pohl, Alexander & Engel, Berit (2021): Open Innovation. Systematische Darstellung des State of the Art auf Basis einer Zitationsanalyse. In: CENTIM Working Papers. No. 2. Rheinbach: Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. DOI: doi.org/10.18418/978-3-96043-092-6)

8. Aktuelle Forschungsfragen entwickeln: Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz

Indem Sie Bürgerinnen und Bürger in Ihre Forschung einbinden, können Sie relevante und praxisnahe Forschungsfragen entwickeln, die an den tatsächlichen Bedürfnissen und Herausforderungen der Gesellschaft anknüpfen. So können Sie Forschung betreiben, die nicht nur auf akademischer Ebene von Interesse ist, sondern auch konkrete Probleme löst und den Alltag der Menschen verbessert. (als Beispiel: Overgaard, Anne Kathrine & Kaarsted, Thomas (2018): A New Trend in Media and Library Collaboration within Citizen Science? The Case of ‘A Healthier Funen’. In: Liber Quarterly. Vol. 28. DOI: doi.org/10.18352/LQ.10248)

Fazit: Citizen Science als Weg zur zukunftsorientierten Forschung

Citizen Science ist mehr als nur ein neuer Trend – es ist eine transformative Bewegung, die die Art und Weise, wie Wissenschaft betrieben wird, grundlegend verändert. Indem Sie Hobby-Forscherinnen und -Forscher in Ihre Projekte einbinden, schaffen Sie nicht nur mehr Transparenz und Teilhabe, sondern tragen auch zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen bei. Nutzen Sie die Gelegenheit, um mit Citizen Science neue Wege zu gehen.

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Aktuelle Informationen, beispielsweise zu Förderinstrumenten, Datenmanagement in Projekten sowie rechtlichen und ethischen Fragen, werden auf diesen zentralen Plattformen zusammengetragen:

Unterstützung erwünscht?

Nehmen Sie Kontakt zum Open Science Team der Universitätsbibliothek auf:

Davide Del Duca: davide.del-duca@bibliothek.tu-chemnitz.de | Telefon: +49 371 531-36501 | Chat/Matrix: https://matrix.to/#/@dadel:tu-chemnitz.de

Martina Jackenkroll: martina.jackenkroll@bibliothek.tu-chemnitz.de | +49 371 531-33482

(Formuliert mit Unterstützung von ChatGPT.)

Open Alex Logo

OpenAlex: eine kostenlose Alternative zu Scopus und Web of Science?

Inzwischen haben sich wissenschaftliche Recherchetools wie Scopus, Web of Science oder Dimensions etabliert. Viele Forscher haben komplexe Suchanfragen in ihrer bevorzugten Datenbank gespeichert. Die Kosten für diese Plattformen sind jedoch ein bedeutender Posten in den Budgets von Bibliotheken und Forschungseinrichtungen.

Was wäre, wenn es eine mutige, kostenlose Alternative zu diesen teuren Tools gäbe? Tatsächlich gibt es eine, und zwar schon seit einiger Zeit, aber erst seit kurzem gewinnt sie an Ansehen: OpenAlex.

OpenAlex kann definiert werden als „ein vollständig offener Katalog des globalen Forschungssystems“. Es wird seit ca. Mitte 2021 von OurResearch gepflegt und die Daten stammen vom Microsoft Academic Graph, Crossref, institutionellen Repositorien (über OAI-PMH) und vielem mehr. OpenAlex hat Zugang zu einer großen Menge an Daten und basiert auf persistenten IDs (DOIs, ORCID, ROR usw.).

Lassen Sie sich nicht von der minimalistischen Oberfläche und der Abwesenheit von Corporate-Design-Farben täuschen. OpenAlex konzentriert sich auf das Wesentliche und erledigt seine Arbeit sehr gut. Bis vor ein paar Monaten konnten Abfragen nur über die API erfolgen. Jetzt verfügt es über eine grafische Benutzeroberfläche, die ständig aktualisiert und verbessert wird. Ich habe ein Konto, in dem ich meine Abfragen speichern kann. Ich finde es einfach und nützlich, aber vielleicht ist es für einen Forscher noch zu wenig. Die Entwicklung geht jedoch weiter.

Ich habe dann einige Tests durchgeführt und den Namen der TU Chemnitz eingegeben, um die Ergebnisse zu sehen:

Screenshots der Ergebnisse in Open Alex, die sich auf die TU Chemnitz beziehen

Hier unten die Ergebnisse aus Scopus:

Screenshots der Ergebnisse in Scopus, die sich auf die TU Chemnitz beziehen

 

Sehr gut. Wir haben etwa 6.000 Ergebnisse mehr als Scopus. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle angezeigten Arbeiten tatsächlich einen Bezug zur TU Chemnitz haben. Die Qualitätskontrolle muss in OpenAlex noch vertieft werden. Beeindruckt hat mich jedoch auch das Vorhandensein einiger Grafiken.

Wenn Sie ein Forscher sind, lade ich Sie ein, Ihren Namen in OpenAlex einzugeben und zu überprüfen, ob alle Daten korrekt sind. Außerdem besteht die Möglichkeit, mit diesem Skript in Jupyter Notebook Ihren eigenen H-Index zu berechnen (Wenn Sie Hilfe benötigen, schreiben Sie mir).

Außerdem habe ich dieses Skript getestet, das anhand der Daten von OpenAlex anzeigt, welche Kooperationen die TU Chemnitz mit anderen Universitäten weltweit hat. Hier ist das Ergebnis:

Bunte Weltkarte mit Kooperationen der TU Chemnitz

Die Daten, auf denen die Grafik basiert, wurden am 10. April 2024 erfasst.

Dies ist nur ein erster Ansatz für OpenAlex, und es ist notwendig, die Kenntnisse über die Datenstruktur und die Qualitätskontrolle zu vertiefen. Es steckt viel Potenzial drin und seine Möglichkeiten sind derzeit begrenzt, aber es ist ein interessantes Projekt und es lohnt sich, ihm eine Chance zu geben.