Einführung

Ausgehend von den USA, mobilisierte die Black-Lives-Matter-Bewegung Menschen weltweit und hat ihr Denken nachhaltig verändert. Koloniales Gedanken- und Kulturgut wird in einem neuen Licht betrachtet und kritischer hinterfragt als je zuvor. Die Auseinandersetzungen damit reichen von politischen Debatten zu Großdemonstrationen und öffentlichen Interventionen. Im Fokus standen vor allem die die Repräsentation der Geschichte im öffentlichen Raum, insbesondere Monumente und Statuen. Auch im iberoamerikanischen und deutschsprachigen Raum nahmen die Entwicklungen Fahrt auf. Gegenwärtig setzen Aktivist:innen aus dekolonialen und antirassistischen Initiativen die politisch Verantwortlichen unter Druck: In Barcelona sollen Statuen entfernt werden, die Kolumbus und spanische Sklavenhändler ehren; in Santiago de Chile rückte die Statue von General Manuel Baquedano in den Mittelpunkt des „Sozialen Aufbruchs“; in São Paulo wird das Monumento às Bandeiras hinterfragt ebenso wie in Portugal der Themenpark Portugal dos Pequenitos in Coimbra und die Statue des „selektiven Sklavisten“ António Vieira in Lissabon.
Im Seminar “Ausgangspunkt 2020: Dekoloniale und antirassistische Kämpfe in Iberoamerika” setzten sich die Studierenden der Universitäten Chemnitz und Jena mit Interventionen und Bürger:innenbewegungen in Iberoamerika und auf der iberischen Halbinsel auseinander. Mit Hilfe von Ansätzen des dekolonialen Feminismus und der Rassismuskritik sowie anhand von Praxisbeispielen aus dem iberoamerikanischen Raum gingen sie folgenden Fragen nach: Wie wurden diese Monumente zu Ikonen, die nun zertrümmert werden? Wie wird Ausschließung bzw. das Recht auf Teilhabe im öffentlichen Raum diskutiert? Welche Stimmen und Positionierungen kristallisierten sich heraus? Wessen Erinnerungen werden dabei ausgehandelt? Und nicht zuletzt, wie kann eine gemeinsame Bekämpfung der sozialen Ungleichheit aus dekolonialer, rassismuskritischer und feministischer Perspektive aussehen?
Als Ergebnis ihrer Arbeit erstellten sie eine Weltkarte zum Überblick über die intervenierten Monumente und diesen Blog, in dem die Aktionen und Motive der Gruppen dargelegt werden. Die Blogbeiträge sind nach Regionen gruppiert und sind unter dem Namen der jeweiligen Aktivist:innengruppe zu finden. Die Artikel umfassen eine ausführliche Beschreibung der Interventionen und detaillierte Profile zu den Bürger:innenbewegungen. Unter jedem Beitrag befinden sich zudem die Quellen mit weiterführender Literatur.

Grupo Terrorismo Teatral Migrante/ Barcelona / Colón
Grupo de Ação/ São Paulo/ Monumento às Bandeiras
Vasco Araújo/ Coimbra / Portugal Os Pequenitos
Restauradoras con Glitter/ Mexiko Stadt / Monumento Ángel de la Independencia