Antirassistische Bewegung anhand des Kolumbus-Denkmals in Barcelona
Autorschaft: Celine Brettschneider und Lan Vy Pham
Aktivistische Gruppe: Künstlerin Terrorismo Teatral Migrante
Statue / Monument: Kolumbus-Denkmal
Ort (Stadt, Land): Barcelona, Spanien
1. Einleitung
I. 25. Mai 2020: Tötung von George Floyd
Am 25. Mai 2020 wurde George Floyd, ein schwarzer US-Amerikaner aus Minneapolis, Minnesota, von Derek Chauvin, einem weißen Polizisten getötet. Mit einem Knie auf dem Nacken, verbrachte George Floyd 8 Minuten und 46 Sekunden mit dem Gesicht gedrückt auf dem harten Teerboden, flehend ihn doch bitte atmen zu lassen – „I can’t breath“ – bis er schlussendlich starb. Im Anbetracht dieses Ereignisses letzten Jahres, resultierend aus dem Tod des Minneapolisstämmigen George Floyd, wurde das Thema „Rassismus“ wieder verstärkter in den Medien und dem Alltag der Menschen aufgebracht und nochmal als Begriff erweitert. Menschen weltweit äußerten sich in Kondolation mit Hashtags wie #BlackLives-Matter und luden schwarze Bilder hoch. Dies war aber nicht die einzige Konsequenz aus diesem Vorfall. Massenproteste und Demonstrationen gingen durch alle Städte der USA, und erreichten schlussendlich ganze Teile der Welt. Während Rassismus als Gesellschaftskonstrukt hier thematisiert und bekämpft wird, gingen ebenfalls Menschen auf die Straßen, um Kolonialisierung und die Verherrlichung dieser Taten an den Pranger zu stellen. Denn immerhin spielt Kolonialismus einen großen Faktor im Rassismus, oder nicht?
Die Proteste hielten monatelang an und neben der „Lootings“ von Geschäften und Einzelhandel, machte ein bestimmter Akt große Schlagzeilen: der Sturz und das Vandalieren von Statuen von Kolonialisten, Sklavenhändlern und bekannten Rassisten. Dies ist der Ausgangspunkt dieses Blogartikels. Nach der Behandlung von einigen Punkten, die mit Rassismus eng verknüpft sind, und der Vorstellung der Aktivistin María Basura zusammen mit ihrem Aktivistenkollektiv Terrorismo Teatral Migrante, wird zum Schluss das Kolumbus-Denkmal in Barcelona veranschaulicht, und wie es, bereits vor der Black Lives Matter-Bewegung schon „vandaliert“ wurde.
II. Individueller Rassismus vs. Institutioneller Rassismus
Polizeigewalt wie diese waren und sind weiterhin keine Einzelfälle. Vor allem wird bei solchen polizeilichen Übergriffen Macht gegenüber sozial schwächeren Gruppen und Minderheiten ausgeübt. Mittlerweile betrachtet man den Ausdruck „Rassismus“ gar nicht mehr als Substanz der Individualität, ob ein Mensch selber rassistische Motive verfolgt oder nicht. Denn heutzutage geht man noch mehr in die Tiefe und schaut, wo die Wurzeln des Rassismus in unserem Alltag liegen. Unter dieser Betrachtungsweise des Rassismus erwähnten die Bürgerrechtsaktivisten Stokely Carmichael und Charles V. Hamilton in ihrem mitverfassten Buch „Black Power: The Politics of Liberation“ zum ersten Mal im Jahre 1967 den Begriff „Systemic Racism“ oder auch „Institutional Racism“ genannt. Dabei geht es um Gesetze und Regelungen, die vom jeweiligen Staat/Gesellschaftskonzept verabschiedet werden, um indirekt aber auch somit direkt soziale Problematiken für bestimmte Gruppen herbeizuführen, womit die Jeweiligen „legal“ diskriminiert werden können. Es sind hauptsächlich Angelegenheiten, wie höhere Kriminalitätsrate, Arbeitslosigkeit, unsichereres Wohnumfeld, mangelnde politische Macht, als auch Nachteile in Krankenversicherung wie Bildung, die unter dieser Gesellschaftsschicht häufiger zu sehen ist. Aus diesem Grund registrieren Menschen individuellen Rassismus schneller und einfacher, da bei dieser die Opposition offen kundgegeben wird, während institutionalisierter Rassismus sich hinter offiziellen gerechtfertigten Aussagen maskiert, und diese daher rein-rechtlich gesehen nicht als „rassistisch“ gelten. (wikipedia.com, „Institutional Racism“).
III. „Entdeckung Amerikas“ als Wegbereiter für den Rassismus
Durch die Suche nach den Wurzeln des Rassismus, wurden Unmengen von historisch übertragenen Büchern gewälzt, um sich den Beginn des Rassismus visuell auf einer Zeitachse vorstellen zu können. Jedoch ist klar, dass es kein bestimmtes Datum gibt, ab wann der Rassismus begonnen hat, eher war es ein rasanter Prozess, der einhergehend war mit der Kolonialisierung Amerikas durch die Europäer. Durch die „Entdeckung Amerikas“ bzw. der „Eroberung Amerikas“ unter Christopher Kolumbus war den reisenden Eroberern nach ihm sehr schnell bewusst, dass sie als die „weißen Götter“ gegenüber den Ureinwohnern ein gewisses Privileg genießen. Dieses dann zu nutzen und auszuüben legte daraufhin einen Grundstein für weitere Zivilisationsverbrechen im Laufe der Geschichte. Denn daraus resultierte der transatlantische Sklavenhandel, Kolonialismus, Rassismus und später im 20. Jhd. auch der Genozid an Millionen von europäischen Juden, laut Romain Banikina Zeba, wie sie in ihrer Arbeit „Das Erbe transatlantischer Sklaverei“ berichtet. (Zeba, 2012, 26)
Mit der „Entdeckung Amerikas“ brachten die Europäer den Ureinwohnern nicht nur „zivilisierte Werte“, technischen Fortschritt und das Christentum mit, sondern auch insbesondere Leid, Schmerz und Krankheiten, gegen welche die Ureinwohner keinerlei Abwehrkräfte besaßen. Die Anzahl der indigenen Völker verringerte sich drastisch dadurch. Im Jahre 1492 lebten noch etwa 1 Millionen Indigene auf der Karibikinsel Haiti, in nur weniger als 30 Jahren, im Jahre 1520, waren nur noch etwa 16 000 übrig. Aber dieser Rückgang der Zahlen ist nicht nur den aus Europa gebrachten Bakterien und Viren verschuldet, sondern vor allem auf die grausamen Misshandlungen, die die Ureinwohner unter der Kolonialisierung widerfahren mussten. Ganze Stämme wurden ausgerottet durch Hungersnöte, andere fanden ihren Tod durch die harten Arbeitsbedingungen, zum Teil durch Zwangsarbeiten im Bergwerk. („Information zur politischen Bildung“ Nr.226/227, 9)
Wegen der hierarchischen Überlegenheit und dem enormen Einfluss der Kolonial-Europäer gegenüber den Indigenen, stieg die Arroganz des „weißen Mannes“ im Plenum. Dieser nahm was er wollte und bestimmte Dinge, wie er sie wollte, nach seinem eigenen Augenmaß, denn wer möchte dem großen weißen Mann etwas verweigern. Alles was nicht weiß war (oder ist) wurde als „weniger“ angesehen, „weniger“ intelligent, „weniger“ stark, „weniger“ wert, etc. Diese Ansichten festigen sich über Jahrzehnte und -hunderte und sind bis zum heutigen Tage noch allgegenwärtig präsent, da daher die weiße heteronormative Gesellschaft ihren Ursprung hat.
Dieser Akt der Überheblichkeit wird nochmal gut zur Schau gestellt durch die Tötung George Floyds.
IV. Die Rolle von Sexismus in Bezug auf Rassismus
Durch den Beginn des Internetzeitalters und die große Präsenz von Social Media wie Twitter und Instagram, die die Meinung der Öffentlichkeit rasant verbreiten, war und ist auch immer noch eine große Aufruhr um das Thema Rassismus als umfassendes Stichwort, welches auch eng verwoben ist mit den Diskussionen über Sexismus. Diese beiden Phänomene, obgleich sie peripher grundsätzlich verschiedene Ansätze verfolgen, sind sie an bestimmten Schnittstellen kongruent, wie, dass beide die soziale Ungerechtigkeit gegenüber gewissen Gesellschaftsgruppen ansprechen.
Ina Kerner analysiert in „Alles intersektional? Zum Verhältnis von Rassismus und Sexismus“, Rassismus – „Rasse“ – „aus einer naturalisierungskritischen Haltung, nicht die Existenz menschlicher „Rassen“ als biologisches Faktum (…), sondern Prozesse der Konstruktion menschlicher „Rassen“ als epistemische Komponente des Rassismus.“ (Kerner, 2009, 37).
Eine Gemeinsamkeit zwischen Rassismen und Sexismus erkennt man bereits anhand der großen gesellschaftspolitischen Thematik, die beide behandeln. Es stellt ein Machtverhältnis bzw. soziale Ungleichheit innerhalb einer Gesellschaft dar. Da diese Weltanschauungen auf Glaubens- und Wissenslogik beruht, eben die epistemische Komponente, wie vorher erwähnt, kann Rassismus nicht durch wissenschaftlich gestützte Fakten, die einen Grund für die Degradierung von BiPoCs und nicht CisHet identifizierte Männer geben, begründet werden.
Der Ansatz, Rassismus und Sexismus auf derselben Dimension wie anderweitige politisch-ökonomische und kulturell-evaluative gesellschaftliche Probleme zu lösen, ist von vornherein schier unmöglich, da die Begründung für solche rassistische und sexistische Handlungen, aufgrund von fehlenden logischen Argumenten, nicht antastbar ist. Es basiert allein auf der Differenzzuschreibung, genauer gesagt die naturalisierte, sprich etwas von der Natur gegebene Differenzzuschreibung, die die Menschen in ihren menschenfeindlichen Auffassungen bestärken. (Kerner, 2009, 37)
In den beiden Fällen, Rassismus und Sexismus, werden Menschen kategorisiert: in Männer und Frauen, in Hetero- oder Queer, in Schwarze, Weiße oder Asiaten, in Deutsch oder in Türkisch, in Christen oder Jude oder Moslem. Sie werden in Schubladen gesteckt und im Falle der gesellschaftlich minorisierten Gruppen, werden die Vorurteile und Stereotypen mit rein verpackt. (Kerner, 2009, 39f.)
María Lugones, eine gebürtige Argentinierin und in den USA-lebende Philosophin, machte sich Gedanken darüber, ob man bei einer dekolonialen Ansicht, ebenfalls feministische Perspektiven miteinbeziehen kann. Sie ist der Meinung, dass die Klassifizierung von Macht in Verbindung mit Geschlechtern zu der aktiven Denunzierung und Dehumanisierung von bestimmten Gruppen führt und, dass diese Unterscheidung zwischen Mann und Frau, als auch die Zugehörigkeit dieser beiden Geschlechter zueinander, zu einer heteronormativen Gesellschaft geführt hat, wo der heterosexuelle weiße Cis-Mann hierarchisch höhergestellt ist. (Graneß, Kopf, Kraus, „Feministische Theorie in Lateinamerika“, 227)
„Only the civilized are men and women. Indigenous people of the Americas and enslaved Africans were classified as not human.“ (Lugones,“Toward a Decolonial Feminism“, 743)
Die Eingliederung dieser heteronormativen Vorstellungen in das System ist eng verflochten mit der „Rassialisierung und Entmenschlichung der „Anderen““ (Graneß, Kopf, Kraus, „Feministische Theorie in Lateinamerika“, 227).
Nicht allein María Lugones kritisiert die heteronormative Gesellschaft als Sündenbock für den alltäglichen Rassismus und Sexismus, der immer noch weit verbreitet ist, auch María Basura, eine chilenische Aktivistin in Barcelona hat ihre eigene Meinung und Umsetzungsart um dieses System anzugreifen, worauf wir später noch zu sprechen kommen.
V. Dekoloniales/Postkoloniales und antirassistisches Handeln
Mit der „Black Lives Matter“ Bewegung wurden die toleranten und weltoffenen Personen dazu belehrt, dass nur „nicht rassistisch“ zu sein nicht reicht, man muss direkt antirassistisch handeln. Das bedeutet Aussagen wie, „Ich bin nicht rassistisch. Ich habe einen schwarzen Freund.“ tragen nicht dazu bei, dass man kein Rassist ist. Kendi erwähnt in seinem Buch „How To Be An Antiracist“, dass die Aussage „Ich bin kein Rassist“ egoistischer Natur ist. Denn die Definition Rassist zu sein ändert sich stetig, er nahm hierbei als Beispiel: „If you’re a white nationalist who’s not violent, (…), then you might see the Ku-Klux-Klan as racist. If you’re a Democrat who thinks there’s something culturally wrong with black people, then racists to you might be people who are Republicans.“. Vor allem geht es bei dem antirassistischen Handeln darum, aktiv und direkt rassistische Konstrukte innerhalb seiner eigenen Gedanken und seines Umfelds wiederzuerkennen und gegen diese vorgehen. (www.mashable.com, „6 ways to be antiracist, because being „not racist“ isn’t enough“, 2. Juni 2020)
Nicht anders ist es beim dekolonialen (auch postkolonial genanntes) Handeln. Es sind „politische, kulturelle, aber auch intellektuelle (nicht nur akademische) Perspektiven und Bewegungen, welche das Fortbestehen dieser kolonialen Verhältnisse kritisch in den Blick nehmen und ihre Überwindung anstreben.“ (Garbe, 2020, 151). Es geht also, wie bei dem antirassistischen Grundgedanken mit dem Rassismus darum, die Kolonialisierung kritisch zu hinterfragen und ihre Schattenseiten aufzudecken. Weiterhin arbeitet man aktiv daran eine Lösung zu finden, um dieses traumatische Erbe weiterer Generationen zu mildern.
Manche Aktivist:innen gehen diese Sache meist mit Behutsamkeit an und versuchen friedlich dekolonial vorzugehen. Andere, die eher zur radikalen Form des Aktivismus greifen sind bestärkt darin sich an dem Kolonialsystem als auch an der heteronormativen Gesellschaft, die daraus resultierte, zu rächen für die Indigenen, die damals unter dieser Autorität leiden mussten. Ein Beispiel einer dekolonialen und antirassistischen Aktion wird im Laufe dieses Blogartikels nochmal genauer erläutert.
2. Kolumbus-Denkmal: Allgemeine Fakten
Zu Ehren des „Entdecker“ Amerikas und des „heldenhaften“ Seefahrers wurde 1888 anlässlich der Weltausstellung in Barcelona das Kolumbus-Denkmal errichtet und eingeweiht. Die Kolumbus-Statue, das Gesamtwerk auch Mirador de Colom genannt, steht in Barcelona auf dem Plaça del Portal de la Pau am südlichen Ende der Rambla, einer der zwei Hauptstraßen der Metropole, direkt gegenüber zum Hafen.
Das Werk selber besteht aus vier Komponenten: dem Sockel, der Säule, der Aussichtsplattform und der Statue.
Am achteckigen Sockel des Denkmals, welcher aus Stein gefertigt ist, befinden sich vier Figurengruppen, die katalanische Berühmtheiten nachempfunden sind, welche im Kontakt mit der Entdeckungsreise Kolumbus und der Eroberung Amerikas standen: Lluí de Santangel, Jaime Ferrer de Blanes, Kapitän Pere de Margarit und Pfarrer Bernat de Boïl. Neben den vier Figurengruppen stehen auf dem Sockel vier weitere Skulpturen die für eine Allegorie der Königreiche Katalonien, Aragon, Léon und Kastilien stehen. Weiterhin ist der untere Teil des Sockels geschmückt mit Reliefs, die Episoden aus Kolumbus Leben zeigen: Kolumbus, wie er dem Pfarrer Juan Pérez von seinem Vorhaben berichtet, dann ihn im Gericht der katholischen Monarchen in Córdoba, daraufhin die Könige, die Kolumbus ihre Zusage aussprechen, Kolumbus beim Aufbruch nach Indien, wie er am 12. Oktober 1492 auf der Insel Guanahani landet und schlussendlich Kolumbus, der vom spanischen König nach seiner ersten Reise empfangen wird.
Die korinthische Säule, die senkrecht an dem Sockel anknüpft und die Aussichtsplattform trägt, ist aus Eisen gegossen und in dieser befindet sich der Aufzug, der Besucher zur Aussichtsplattform hochführt. Ganz oben an der Säule stehen vier Bronzestatuen, die eine Anspielung auf die Kontinente Europa, Asien, Afrika und Amerika sind.
Die Aussichtsplattform liegt auf 60 Meter Höhe und ist direkt unterhalb der Kolumbus-Statue dem Monuments a Colom positioniert. Von oben hat man einen Überblick über viele Orte Barcelonas. Wenn man den Blick in den Norden richtet, erblickt man das Gotische Viertel mit seinen historischen Gebäuden, sowohl die Kathedrale als auch die Kirche Santa Maria del Mar, aber natürlich auch die Ramblas, an dessen Ende das Denkmal gelegen ist. Im Westen kann man in der Ferne hinter dem Modernisme-Stadtviertel Eixample und Grácia einen Blick auf die grüne Lunge der Stadt, den Montserolla-Masiv und den Tibidabo-Vergnügungspark bekommen. Nach Süden erblickt man die markanten Hügel, den Montjuïc mit dem Castell vor der Stadt. Der Blick nach Osten zeigt den alten Hafen, den „Port Vell“ und entlang der Küstenlinie entdeckt man die Strände von Barcelona. Von dieser Himmelsrichtung aus kann bis an die Stadtgrenze blicken, bis zur Fotovoltaik-Anlage.
Die eigentliche Hauptattraktion hier ist die Statue, die auf dem Gesamtwerk an der Spitze steht. Die Statue selber besteht aus Bronze und zeigt Christopher Kolumbus, in Richtung Mallorca zeigend, in welche er losgesegelt ist. Außerdem befindet sich in seiner linken Hand eine Karte, in der seine Reiseroute gekennzeichnet ist.
Noch anzumerken ist, dass sich unter dem Denkmal ein Weinkeller befindet, der Weine und Cavas zur Auswahl hat, die ausschließlich in der Weinregion D.O. Catalunya produziert wurden. (www.barcelona.de, „Kolumbus-Denkmal in Barcelona“)
3 Darstellung der Aktivist:innen
I. María Basura: Allgemeine Fakten
María Basura, mit bürgerlichen Namen Valentina Faria Panteón, geboren in Antofagasta Chile, ist neben Aktivistin auch professionelle Schauspielerin, Pole-Tänzerin, Anarchistin, Pornovandalistin, als auch Darstellerin und multidisziplinäre Performerin. Sie ist direkt an dem Projekt „Fuck the Facism“ des Kollektivs Terrorismo Teatral Migrante, bei dem sie die Leitung hat, beteiligt, als Regisseurin als auch als Recherchistin und Informationssammlerin. Sie hat einen Abschluss in Schauspiel durch ihr Theaterstudium in Chile und Argentinien absolviert. Während des Studiums fingen ihre aktivistischen Arbeiten an, indem sie an studentischen, queeren und feministischen Demonstrationen und Protestaktionen in Chile teilnahm, teilweise sogar mit provokanten Straßen-Aufführungen und Performances. Aufgrund eines Unfalls konnte sie sich für 2 Jahre nicht bewegen und verbrachte dadurch die meiste Zeit ihrer Tage mit Lesen. Dabei stieß sie auf das Buch „Zoologicos Humanos“, welches die Ereignisse und Bilder von Ureinwohnern des „Feuerlandes“ und „Mapuches“ zeigten, die im Colonial Exhibitions ausgestellt wurden. (www.filmfreway.com, „Fuck the Fascism Paris“)
Sie verbrachte zwei Jahre damit dieses Werk zu studieren, um es dann schlussendlich auf der großen Bühne zu präsentieren. Mittlerweile hat sie ihren Wohnsitz in Europa und pendelt zwischen Berlin und Barcelona.
II. Aktivismus Projekt: Fuck the Facism
María Basuras Aktivismus ist an vielen Aktionen festzumachen jedoch ihre bekannteste Arbeit und Vorführung ist und bleibt das Projekt „Fuck the Facism“ hinter welchem sie selbst als Regisseurin und Recherchesammlerin agiert. Offiziell steht das Projekt in Verbindung mit dem „contra-cultural“, also dem antikolonialistischen, antirassistischen und antifaschistischen, Kollektiv „Terrorismo Teatral Migrante“, welches von ihr und Jorge The Obscene (Jorge Benavides) geleitet wird. Außerdem ist sie das Herz und die Seele dieses Projektes, denn sie brachte jenes 2016 mit einem komplett selbst produzierten Kurzfilm zum Leben. Mittlerweile entstanden aus diesem ursprünglich einen Film ganze weitere Folgen, die ebenfalls unter dem Titel „Fuck the Facism“ publiziert wurden. Jede Episode wird in einer anderen Stadt und einem anderen Land gedreht. Schlussendlich entwickelte sich aus dem Eigenprojekt eine ganze Serie von der Porno-Doku. (www.filmfreeway.com, „Fuck the Facism: The crossroad of two worlds“).
Das Ziel dieses Filmprojektes ist die wirklichen Geschehnisse, die verschleiert hinter Statuen und Denkmälern stecken, zu demaskieren und den Blick der Öffentlichkeit auf die abgebildeten „Nationalhelden“ zu lenken. Vor allem wird die Aufmerksamkeit auf die Verherrlichung von Völkermord, Tyrannei und Sklaverei gerichtet.
Im Gegensatz zu anderen dekolonialen, antirassistischen und feministischen Aktivist:innen, zeigt María Basura ihren Aktivismus als pornographische Performance. In den Filmen sieht man wie sie, Jorge The Obscene und andere Teilnehmer, Denkmäler, Statuen als auch Gräber öffentlich anschmieren, an urinieren, missbrauchen und „vergewaltigen“.
Diese Darstellung der Obszönität sollte eine Analogie zur „non-consensual“ Sexualität darstellen. Es sollte darauf anspielen, dass Kolonialisierung zum Missbrauch, Misshandlung und menschenverachtende Behandlung der Indigenen geführt hat. Mit der öffentlichen Wiederschau einer Vergewaltigung wird gezeigt, was damals genau in dieser Grausamkeit passiert ist. Indigene wurden vergewaltigt. Das möchte María Basura nicht verstecken und offen mit Nacktheit darstellen. Denn sie ist der Auffassung, dass man der Öffentlichkeit die ungefilterte Wahrheit zeigen sollte. Nacktheit wird hier von ihr als Instrument angewandt, dass nicht nur die Kolonialisierung kritisiert, sondern auch den Sklavenhandel, der zu den Menschenzoos geführt hat, welche Menschen in der Öffentlichkeit nackt zur Schau stellten – ein Thema mit dem sie sich Jahre beschäftigte.
„Porno-Graphic because it is there, naked, exposed“ (www.thirst4revenge.noblogs.org, „Thirst for Revenge)
An Kritiker wendet sie ein, warum die Vergewaltigung an Steinen so sehr rausgestellt wird, während genau dies den lebenden Indigenen passiert ist. Die Gruppe möchte sich damit an dem Kolonialsystem rächen, indem sie die Statuen „gegen ihren Willen“ vergewaltigen.
III. „Dishonouring Statues“ – anhand des Kolumbus-Denkmals in Barcelona
Diese Aktion fand am 12. Oktober 2015 statt und Maria Basura wurde am selben Tag dafür verhaftet. Durch das Vergewaltigen der Kolumbus Statue in Barcelona möchte Maria Basura die Obszönität der Taten des Kolonialismus darstellen. In Barcelona stieg sie leicht bekleidet auf eine der Statuen des Sockels der Statue und vergewaltigte diese. In der Hand hielt sie eine bunte Flagge und auf ihrer Maske, welche aussieht wie das Symbolbild der Aktivistengruppe, ist die “Pride”-Flagge zu erkennen. Diese steht für die Hoffnung auf Akzeptanz in der LGBTQ+ Community. Hieran sieht man auch, dass sie sich für die Toleranz der nicht heterosexuellen Gemeinschaft einsetzt. Sie selbst möchte sich gegen die heteronormativen Geschlechterrollen aussprechen. Dies inszeniert sie beispielsweise durch das Umschnallen von Dildos. Sie trägt außerdem immer sehr enthüllende Kleidung und möchte somit das klassische altherkömmliche Frauenbild – die „Beauty Standards“ der Gesellschaft – brechen und von der Norm abweichende Körper durch sich selbst darstellen, da sie selbst nicht dem heutigen gesellschaftlich auferlegten Schönheitsideal entspricht. Verbunden mit der ihrem Einsatz für die Zerschlagung der heteronormativen Geschlechterrollen und für die LGBTQ+ Gemeinde, setzt sie sich bei ihren Projekten, in diesem Falle „Fuck the Facism“ auch für feministische Werte ein.
Durch die Vergewaltigung der Statuen bewirkt sie eine Entwürdigung und Sichtbarkeit der „Nationalhelden“ und bestärkt nochmal dadurch ihren dekolonialen Akt, indem sie diese Persönlichkeiten in der Öffentlichkeit „dehumanisiert“ und „denunziert“, sowie sie damals bei den Ureinwohnern. Sie benutzt diese radikale Methode des Aktivismus, um Leute auf sich und die Verbrechen des Kolonialismus aufmerksam zu machen und zu ermutigen über diesen nachzudenken und sich auch aktiv dagegen einzusetzen.
4. Bibliographie
Barcelona.de Tourist Info & Distribution. Kolumbus-Denkmal in Barcelona. https://www.barcelona.de/de/barcelona-kolumbus-denkmal.html.
Letzter Zugriff am 02.07.2020
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Fuck the Facism: The crossroad of two worlds. https://filmfreeway.com/FucktheFascismThecross
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Kerner, Ina. 2009. Alles intersektional? Zum Verhältnis von Rassismus und Sexismus. 37, 39-40.
Ska, Claudia. 2020. Il progetto di porno-attivismo che “stupra” i monumenti fascisti e colonialisti. RollingStones. https://www.rollingstone.it/sessualita/il-progetto-di-porno-attivismo-che-stupra-i-monumenti-fascisti-e-colonialisti/523277/.
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Thirst for Revenge. https://thirst4revenge.noblogs.org/
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Ruiz, Rebecca. 2020. 6 ways to be antiracist, because being „not racist“ isn’t enough. Mashable.com. https://mashable.com/article/how-to-be-antiracist.
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Zeba, Romain Banikina. 2012. Das Erbe transatlantischer Sklaverei. FU Berlin.