Vasco Araújo (Coimbra, Portugal)

Portugal dos Pequenitos – Parque Temático

Autorschaft: Anna-Lena Stolpe und Yolanda Schlichter
Aktivistische Gruppe: Künstler Vasco Araújo
Statue / Monument: Portugal os Pequenitos
Ort (Stadt, Land): Coimbra, Portugal

Der Portugal dos Pequenitos in Coimbra wurde als Miniatur-/ Themenpark für Kinder von dem Politiker und Medizinprofessor Fernando Bissaia Barreto konzipiert und von dem Architekten Cassiano Viriato Branco errichtet. Eröffnet wurde der Park am 8. Juni 1940, also zu Zeiten der diktatorischen Herrschaft Salazars im Estado Novo in Portugal. Der Park soll einer pädagogischen Absicht folgen, Erwachsene und vor allem Kinder über die Architektur Portugals und seiner Kolonien bilden.
Thematisch lässt sich der Park in drei Zonen teilen: der vordere Teil, entstanden in den 50er Jahren und somit der jüngste Teil, ist den portugiesischen Kolonien gewidmet. In Pavillons werden dort Artefakte und ethnologische Exponate aus Kolonien in Afrika, Osttimor, Brasilien, Indien und Macau ausgestellt. Im mittleren Teil befinden sich ausgewählte Denkmäler und Gebäude aus Regionen wie zum Beispiel Douro, Minho und Algarve (unbekannt). Im hinteren Teil, welcher 1938-1940 errichtet wurde, lassen sich Nachbildungen typischer Häuser der verschiedenen Regionen Portugals finden. Überall im Miniaturpark stehen überdimensionale Statuen, welche den „schwarzen Mann“ idealisiert als Arbeitskraft und Adonis repräsentieren. Die Pavillons stellen Nachbildungen typischer Häuser der jeweiligen Kolonie dar und um sie herum befinden sich Totems, Statuen schwarzer Frauen und tropische Vegetation. In den Pavillons wird den Besucher*innen die Kolonie durch einen kurzen, in eine Steinplatte eingravierten Text vorgestellt. Diese Texte wurden nach dem Zerfall des Estado Novo nicht geändert oder kritisiert, sodass darauf weiterhin die portugiesischen Entdeckungen verherrlicht werden. Ein Beispiel dafür ist die Steintafel des indischen Pavillons:

„Die Entdeckung des Seewegs nach Indien, durch ’nie zuvor befahrene Meere‘, machte aus Manuel I. den Herrscher über die Handelsschifffahrt am Indischen Ozean. 1498 versuchte Vasco da Gama mit den indischen Völkern friedlich um die so geschätzten Spezereien zu handeln. Doch die Intrigen der maurischen Händler zwangen uns dazu, die Herrschaft über die Meere mit Gewalt zu erhalten. Die portugiesischen Schiffe besiegten die Türken, die Ägypter und die Inder, und unser Imperium in Indien festigte sich durch zahlreiche Festungen, die wir dort erbauten. Bis heute sind uns noch Goa, Damão und Diu erhalten geblieben.“

Der Text stammt aus den 50er Jahren, wurde seitdem nicht mehr verändert und stellt das portugiesische Monopol über den Gewürzhandel im indischen Ozean als vollkommen legitim dar. Dabei findet weder die Perspektive der fremden Völker Beachtung noch werden die kolonialen Unternehmungen in irgendeiner Weise infrage gestellt. Außerdem wird durch die Nutzung der Pronomen „wir“ und „uns“ eine Verbundenheit zwischen Autor und Lesendem hergestellt, was dazu führt, dass beim Lesenden Sympathie mit der vereinfachten Darstellung der Geschehnisse durch den Autor aufkommt (Pinheiro, Teresa; Jahr unbekannt).
Alles in allem ist der Park ein Erinnerungsort an das portugiesische Kolonialimperium aus dem Estado Novo, welcher Kinder mit veralteten Vorstellungen beeinflusst und die „Größe und Vielfalt“ des portugiesischen Reiches verherrlicht wird.
Dieser existierte lange kritiklos und unkommentiert weiter, bis ein portugiesischer Künstler sich der Aufgabe der Kritik annahm.

Vasco Araújo

Vasco Araújo ist ein in Lissabon geborener Künstler mit Abschlüssen in Kunstwissenschaften und bildender Kunst. Seit 2000 brachte er diverse Bücher und Publikationen raus und war der Hauptkünstler vieler Ausstellungen (Vasco Araújo, Website des Künstlers; Jahr unbekannt). Laut eigenen Aussagen beschäftigt sich Vasco Araújo in seiner Kunst häufig nicht nur mit dem Kolonialismus an sich, sondern ebenfalls mit der Reflexion der heutigen postkolonialen Gesellschaft, auf die er in seinen Werken das Hauptaugenmerk legt (Lusa, 24.02.2017, Website Publico).
Unter dem Titel „DEMASIADO POUCO, DEMASIADO TARDE“ veröffentlichte Araújo eine Reihe von Werken, die sich mit Fragen aus einem kritischen postkolonialen Kontext befassen. In den verschiedenen Räumen der Ausstellung im internationalen Kunstzentrum José de Guimarães in Guimarães geht es unter anderem um die westliche Geschichte und politische Position zur Kolonialzeit und Dekolonisierung. Man könne die Sklaverei als eine der frühsten Formen des Kapitalismus sehen, nämlich in Bezug auf Macht und Reichtum. Dies wird vor allem im ersten Teil der Ausstellung deutlich. Indem der Künstler sich selbst als schwarze Frau oder schwarzer Mann ausgibt und sich an einer Fotobox hängend fotografieren lässt, legitimiert er sein Werk und seine Position, indem er die Rolle institutioneller Mächte im Westen und deren Positionen in der Gegenwart hinterfragt. Araújo möchte nicht wie viele andere Museen von einem westlich-historischen Standpunkt ausgehen, sondern mit seiner zeitgenössischen Kunst diese Standpunkte erweitern, um damit mehrere Stimmen abzubilden. Diese Art von Arbeit intendiert nicht jedem zu gefallen, die Absicht liegt vielmehr darin, dass das „Wissen durch seine Unvollkommenheiten und Ungenauigkeiten zu einer Möglichkeit wird, Realitäten zu diskutieren und zu verhandeln, die oft zerstreut und widersprüchlich sind.“ (Hugo Dinis, 05.07.2015, Website Arte)
Im letzten Raum der Ausstellung findet man das Video „Retrato“ (dt. Portrait). Die Protagonisten des Videos führen Dialoge in denen die Hassliebe an eine nostalgische und verabscheuungswürdige Vergangenheit verdeutlicht wird. In diesen gegensätzlichen Gefühlen offenbart sich eine Vervielfachung emotionaler Zustände, welche sehr typisch ist für eine jüngere Geschichte und die die Reaktionen ihrer Protagonisten noch immer auf der Strecke hält. Vasco Araújo selbst empfindet die Diskussionen über seine Werke als sehr wichtig. Der Autor Hugo Dinis schrieb in seinem Bericht über die Ausstellung im portugiesischen Kunstmagazin „Capital“ davon, dass es Araújo genau um den Konflikt ginge, er sei vor allem daran interessiert durch Missverständnisse die Kommunikation und Diskussion zu fördern (Hugo Dinis, 05.07.2015, Website Arte).

Parque Temático

Den Bogen zurück zum Portugal dos Pequenitos in Coimbra zu spannen ist nicht schwierig, denn Araújos Werk mit der wohl größten Aufmerksamkeit ist eine Videoinstallation mit Aufnahmen aus genau diesem Miniaturpark. Das Videoprojekt mit dem Namen „Parque Temático“, welches seit März 2017 ausgestellt wird, ist ein achtminütiges Video, das zu Beginn kurze Textpassagen einblendet, in denen die Geschichte und Fakten des Parks genannt werden. Danach gibt es eine etwa zweiminütige Diashow, die Fotos der Gebäude und Statuen des Parks zeigen, um dem Zuschauenden einen Überblick zum Aufbau des Parks zu geben. Die Hintergrundgeräusche sind mit Vögelgezwitscher sehr natürlich gehalten, sodass beim Sehen der Bilder ein Gefühl erweckt wird, als stehe man im Park. Am Ende der Diashow wird eine bedrohlichere, lautere Musik eingespielt, die mit Aufnahmen der Statuen am Eingang des Parks enden. Die Statuen standen einst für die verschiedenen Kolonien und damit heute für die verschiedenen portugiesisch sprachigen Länder der Welt. Sie stellen stereotypische Abbildungen von Schwarzen Menschen mit prallen roten Lippen dar. Diese wurden so synchronisiert, dass in der Videoinstallation ein Gespräch zwischen ihnen stattfindet.
In diesem Gespräch drücken die Statuen ihre Perplexität darüber aus, was sie an diesem Ort und in diesem Land mit einer fremden Kultur und Religion machen. Im Laufe des Gesprächs kommt immer wieder die Frage auf, wo sie sind, warum sie hier sind und vor allem wen sie hier an diesem Ort vertreten. Denn sie repräsentieren ein Volk ohne Namen, Identität, Religion oder Kultur: „My race: the fallen race. My religion: … I can’t remember.“ (Vasco Araujo, 2016, Dialog „A“, Website des Künstlers) Sie vertreten also eher das Stereotyp eines Volkes, unter Ausschluss der kulturellen und identitätsgebenden Aspekte. Stuart Hall bezeichnet dies als Ausschließungspraxis, indem er schreibt: „Rassistische Ideologien entstehen also immer dann, wenn die Produktion von Bedeutungen mit Machtstrategien verknüpft sind und diese dazu dienen, bestimmte Gruppen vom Zugang zu kulturellen und symbolischen Ressourcen auszuschließen.“ (Hall, Stuart, 1989) Die Statuen im Film wissen nicht mehr ihren Namen und haben ihre Sprache und ihre Kultur verloren. Sie sagen, um wenigstens ein bisschen Respekt zu erhalten, müssen sie die Religion, Sprache, Kultur und Gebräuche, also praktisch die Gesamtheit aller Lebensbereiche, der anderen annehmen. Damit werden sie von ihren kulturellen Ressourcen ausgeschlossen, da diese weniger bedeutend sind. Rassismus bezeichnet also eine Machtstruktur, welche in diesem Fall auf der Ebene der Bedeutungsproduktion ausgeübt wird.
Das Werk „Parque Tematico“ verdeutlicht den rassistischen Umgang mit der kolonialen Vergangenheit Portugals. Die Statuen stellen die unterdrückten Völker dar, welche allerdings bis heute keinerlei Beachtung finden und sozusagen als Inventar der Pavillons der Kolonien einfach da sind. Der Park erzählt die Geschichte der Sieger, der Portugiesen, und lässt dabei die andere Seite, die Perspektive der fremden Völker, vollständig außen vor, da diese für sie nicht von Bedeutung ist. Dies wird im Gespräch der Statuen deutlich: „ […] they settled and naturalized themselves as the universal an unique concept to be respected…“.(Vasco Araujo, 2016, Website des Künstlers) Die Portugiesen, und damit ihre Kultur und Lebensweise, werden als die Einzigen so dargestellt, als seien sie von großer Wichtigkeit. Gleichzeitig scheint dieser Zustand nicht veränderbar, der Rassismus geht mit einer Art Naturalisierung einher. Denn auch wenn die Statuen immer wieder aufzeigen, dass sie als eigene Menschen und Individuen wahrgenommen werden wollen, ist dieses Verhältnis naturgegeben und besteht so immer weiter. Dadurch, dass die schwarzen Statuen ein Teil des Parks und der Kolonien sind, werden sie gewissermaßen auch als Teil Portugals akzeptiert, jedoch als binärer Gegensatz. Das heißt sie dienen der Identifikation der Portugiesen, indem sie zur Abgrenzung genutzt werden. Durch die Unterscheidung von den anderen sind die Portugiesen also das, was die anderen nicht sind.
Da der Park das Ziel verfolgt, Kindern Portugal und die ehemaligen Kolonien in einem lockeren Umfeld eines Freizeitparkes näherzubringen, wird der darin stattfindende Rassismus zusätzlich auf eine alltägliche Ebene gehoben.
Die Entstehung dieser kritischen künstlerischen Arbeit war jedoch weitaus schwieriger als das Video zu glauben vermag. Vasco Araújo beantragte schon im Januar 2016 eine Genehmigung zum Filmen im Portugal dos Pequenitos, welche aber schnell abgelehnt wurde. Selbst eine Intervention der Universität Coimbra verhalf nicht zum Erfolg. Der Künstler machte zunächst Aufnahmen als Besucher und benutzte diese für seine Videoinstallation. Er zensierte die Bilder jedoch bei Veröffentlichung, sodass nur noch ein schwarzer Bildschirm mit einem roten Streifen zu sehen war. Diese Art von Video bekam große Aufmerksamkeit und die Öffentlichkeit sprach von Zensur. Trotz des Aufschreis bekam der Künstler keine offizielle Filmgenehmigung und ging deshalb zum portugiesischen Kultusministerium. Er sprach dort vor, ließ sich anhören und die daraus entstandene Intervention des Ministeriums führte schlussendlich zum Erfolg, sodass er Bild- und Videomaterial des Miniaturparks verwenden durfte. Seit dem 4. März 2017 wird sein Video im Cão Solteiros in Lissabon ausgestellt. Vasco Araújo selber sah den Kampf für die Veröffentlichung der Bilder jedoch nicht als das eigentliche Problem an: „An einem bestimmten Punkt wurde mir klar, dass dieser Prozess das Stück selbst ist. Das ist das Problem. Es ist die Unfähigkeit mit diesen Darstellungen umzugehen.“ Der Künstler selbst sieht also die Diskussion, welche durch das Filmverbot ausgelöst wurde, eher als Gewinn für das Kunstwerk. Zum einen erhielt das Kunstwerk deutlich mehr Aufmerksamkeit und zum anderen setzte sich die Öffentlichkeit mit diesem problematisierten Thema mehr auseinander.

Bewertungen von Besucher*innen

Doch wie bewusst ist den Besucher*innen das Problem des Parks? Und inwiefern ist es Thema im täglichen Geschäft des Tourismus? In vielen Suchmaschinen findet man, abgesehen von Berichten zur kritischen Videoinstallation und Grundinformationen zum Park, nicht besonders viel. Die einzigen Stimmen und Kommentare von Besucher*innen des Parks findet man auf diversen Bewertungsplattformen (Google Maps, Tripadvisor etc.). Im Schnitt wird der Park auf diesen Portalen mit vier von fünf Sternen bewertet, beim Lesen findet man zwischen einfachen Kommentaren, wie „Interessanter Ort… man kann die ganze Geschichte des Portugiesen erkunden und einen schönen Tag mit Familie verbringen!“ oder „ein großer Spaß für die Kinder“, auch einige kritische Stimmen. Der TripAdvisor-Nutzer Monsieur Boulanger schrieb: „Das faschistische Disneyland? Dieser Ort ist absolut urkomisch, er wurde während des faschistischen Regimes erbaut und man kann klar erkennen, dass er extrem vernachlässigt wird, dass die Instandhaltung eine absolute Schande ist, sie haben wahrscheinlich seit dem faschistischen Regime keine mehr getan?“ Eine andere Nutzerin war derselben Meinung und äußerte sich wie folgt: „Absolut keine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kolonisation Afrikas und Südamerika. Nach wie vor wird dies in der Ausstellung als wohltat Portugals dargestellt. Schlimm!“ Beide Kommentare vermitteln ebenfalls die Kritik, die Vasco Araújo mit seinem Video aufzeigen wollte. Diese beiden Kommentare sind eine Abbildung für einige Stimmen der Besucher*innen, die man zwischen den Bewertungen finden kann. Jedoch gilt dieses kritische Hinterfragen der im Park ausgestellten Statuen, stehenden Häusern oder hängenden Tafeln nicht als die Norm. Beim Querlesen der TripAdvisor-Seite des Portugal dos Pequenitos sind die meisten der Besucher*innen rundum zufrieden. „In Portugal dos Puequenitos sieht man nicht nur Portugal in kleinem Format, aber man sieht auch sehr viel über die Geschichte Portugals. Die Häuser sind recht gross, man kann teilweise auch hineingehen. Super schön, man kann sehr lange dort verweilen.“, schrieb sweety_67_10 im September 2015 oder Tomislav A, der im November 2016 diese Rezension verfasste: „Interessanter Ort…man kann die ganze Geschichte des Portugiesen erkunden…und einen schönen tag mit der Familie verbringen!“ Beide Nutzer*innen, die den Miniaturpark vermutlich besucht haben, fanden den Aufenthalt lehrreich und spaßig, ohne zu hinterfragen, ob die Darstellung der Kolonialzeit auf diese Weise noch zeitgemäß ist oder damit die richtigen Werte vermittelt werden. Vermutlich war ein anderer historischer Standpunkt als der westliche für diese Besucher*innen nie ein Thema. Natürlich finden sich auch weitere negative Kommentare, die jedoch nichts mit der kritischen Auseinandersetzung der Kolonialzeit zu tun haben. So kritisiert Nutzer*in planetvirtual die Preise im August 2020: „Sehr teure Tickets, 16 €. 00 pro Person.“ Julia de Almeid störte die fehlende englische Beschriftung, in ihrer Bewertung schrieb sie: „Beschreibungen meist nur auf Portugiesisch, kein Material auf Englisch erhältlich.“ Dieser Kommentar scheint zunächst einmal plausibel und nicht besonders spannend. Bedenkt man jedoch die Tafel, die im ersten Teil dieses Eintrages bereits erwähnt wurde, scheint es doch bedeutsamer. Die Informationstafeln im Park sind ganz bewusst nur auf portugiesisch, da der Park die Größe und Vielfalt des portugiesischen Reiches verherrlicht und ohne Beachtung der fremden Völker die Kolonialisierung als völlig legitim darstellt. Die Informationen über die Kolonien und die Kolonialzeit sprechen ganz direkt das portugiesische Volk an, dementsprechend gibt es keinen Grund diese auch auf englischer Sprache zur Verfügung zu stellen.
Der Fakt, dass dieser Park seit 1940 unverändert in Coimbra erhalten geblieben ist, ist nicht nur aufgrund der Baufälligkeit problematisch, sondern auch in Bezug auf die Vergangenheit Portugals. Der Park wurde zu Zeiten einer Diktatur errichtet, welche seit der Nelkenrevolution 1974 nicht mehr besteht. Seitdem hätte eine breite Auseinandersetzung darüber stattfinden müssen, welches veraltete Bild dieser Park Kindern als auch Erwachsenen vermittelt. Durch Kunstwerke wie „Parque Temático“ von Vasco Araújo bekommt die kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema endlich mehr Aufmerksamkeit.

Literaturverzeichnis

Buch

Hall, Stuart, 1989, Rassismus als ideologischer Diskurs in:
Räthzel, Nora (Hrsg.), 1. Auflage 2000. Theorien über Rassismus, Argument Verlag.

Webseiten

Pinheiro,Teresa.PortugiesischeErinnerungskulturen.PortugaldosPequenitos (Coimbra). https://www.tu-chem-nitz.de/phil/iesg/professuren/swandel/projekte/erinnerung/portugaldospequenitos.htm Letzter Zugriff am 05.07.2021

unbekannt. Sehenswürdigkeiten in Portugal. Miniaturenpark Portugal dos Pequenitos in Coimbra. https://www.portugal360.de/urlaub-reisen/sehenswuerdigkeiten/miniaturenpark-portugal-dos-pequenitos- coimbra Letzter Zugriff am 05.07.2021

Lusa, 24.02.2017, Vasco Araújo conseguiu: vamos ver o vídeo “não censurado” sobre o Portugal dos Pequenitos, https://www.publico.pt/2017/02/24/p3/noticia/vasco-araujo-conseguiu-vamos-ver-o-video-nao-censurado-sobre-o-portugal-dos-pequenitos-1827654 , Letzter Zugriff: 06.07.2021

Hugo Dinis, 05.07.2015, Vasco Araújo DEMASIADO POUCO, DEMASIADO TARDE, http://artecapital.net/exposicao-452-vasco-araujo-demasiado-pouco-demasiado-tarde Letzter Zugriff: 05.07.2021

Vasco Araújo, 2016, Parque Temático, http://vascoaraujo.org/ParqueTematico, Letzter Zugriff: 05.07.2021

Maria João Caetano, 04.03.2017, Bem-vindos ao Parque Temático de Vasco Araújo, agora sem censura, https://www.dn.pt/artes/bem-vindos-ao-parque-tematico-de-vasco-araujo-agora-sem-censura-5703285.html, Letzter Zugriff: 24.06.2021

Rezensionen Tripadvisor: https://www.tripadvisor.de/Attraction_Review-g189143-d456688-Reviews-Portugal_dos_Pequenitos-Coimbra_Coimbra_District_Central_Portugal.html , Letzter Zugriff: 04.07.2021

Terrorismo Teatral Migrante (Barcelona, Spanien) Neu

Antirassistische Bewegung anhand des Kolumbus-Denkmals in Barcelona

Autorschaft: Celine Brettschneider und Lan Vy Pham
Aktivistische Gruppe: Künstlerin Terrorismo Teatral Migrante
Statue / Monument: Kolumbus-Denkmal
Ort (Stadt, Land): Barcelona, Spanien

1. Einleitung

I. 25. Mai 2020: Tötung von George Floyd

Am 25. Mai 2020 wurde George Floyd, ein schwarzer US-Amerikaner aus Minneapolis, Minnesota, von Derek Chauvin, einem weißen Polizisten getötet. Mit einem Knie auf dem Nacken, verbrachte George Floyd 8 Minuten und 46 Sekunden mit dem Gesicht gedrückt auf dem harten Teerboden, flehend ihn doch bitte atmen zu lassen – „I can’t breath“ – bis er schlussendlich starb. Im Anbetracht dieses Ereignisses letzten Jahres, resultierend aus dem Tod des Minneapolisstämmigen George Floyd, wurde das Thema „Rassismus“ wieder verstärkter in den Medien und dem Alltag der Menschen aufgebracht und nochmal als Begriff erweitert. Menschen weltweit äußerten sich in Kondolation mit Hashtags wie #BlackLives-Matter und luden schwarze Bilder hoch. Dies war aber nicht die einzige Konsequenz aus diesem Vorfall. Massenproteste und Demonstrationen gingen durch alle Städte der USA, und erreichten schlussendlich ganze Teile der Welt. Während Rassismus als Gesellschaftskonstrukt hier thematisiert und bekämpft wird, gingen ebenfalls Menschen auf die Straßen, um Kolonialisierung und die Verherrlichung dieser Taten an den Pranger zu stellen. Denn immerhin spielt Kolonialismus einen großen Faktor im Rassismus, oder nicht?
Die Proteste hielten monatelang an und neben der „Lootings“ von Geschäften und Einzelhandel, machte ein bestimmter Akt große Schlagzeilen: der Sturz und das Vandalieren von Statuen von Kolonialisten, Sklavenhändlern und bekannten Rassisten. Dies ist der Ausgangspunkt dieses Blogartikels. Nach der Behandlung von einigen Punkten, die mit Rassismus eng verknüpft sind, und der Vorstellung der Aktivistin María Basura zusammen mit ihrem Aktivistenkollektiv Terrorismo Teatral Migrante, wird zum Schluss das Kolumbus-Denkmal in Barcelona veranschaulicht, und wie es, bereits vor der Black Lives Matter-Bewegung schon „vandaliert“ wurde.

II. Individueller Rassismus vs. Institutioneller Rassismus

Polizeigewalt wie diese waren und sind weiterhin keine Einzelfälle. Vor allem wird bei solchen polizeilichen Übergriffen Macht gegenüber sozial schwächeren Gruppen und Minderheiten ausgeübt. Mittlerweile betrachtet man den Ausdruck „Rassismus“ gar nicht mehr als Substanz der Individualität, ob ein Mensch selber rassistische Motive verfolgt oder nicht. Denn heutzutage geht man noch mehr in die Tiefe und schaut, wo die Wurzeln des Rassismus in unserem Alltag liegen. Unter dieser Betrachtungsweise des Rassismus erwähnten die Bürgerrechtsaktivisten Stokely Carmichael und Charles V. Hamilton in ihrem mitverfassten Buch „Black Power: The Politics of Liberation“ zum ersten Mal im Jahre 1967 den Begriff „Systemic Racism“ oder auch „Institutional Racism“ genannt. Dabei geht es um Gesetze und Regelungen, die vom jeweiligen Staat/Gesellschaftskonzept verabschiedet werden, um indirekt aber auch somit direkt soziale Problematiken für bestimmte Gruppen herbeizuführen, womit die Jeweiligen „legal“ diskriminiert werden können. Es sind hauptsächlich Angelegenheiten, wie höhere Kriminalitätsrate, Arbeitslosigkeit, unsichereres Wohnumfeld, mangelnde politische Macht, als auch Nachteile in Krankenversicherung wie Bildung, die unter dieser Gesellschaftsschicht häufiger zu sehen ist. Aus diesem Grund registrieren Menschen individuellen Rassismus schneller und einfacher, da bei dieser die Opposition offen kundgegeben wird, während institutionalisierter Rassismus sich hinter offiziellen gerechtfertigten Aussagen maskiert, und diese daher rein-rechtlich gesehen nicht als „rassistisch“ gelten. (wikipedia.com, „Institutional Racism“).

III. „Entdeckung Amerikas“ als Wegbereiter für den Rassismus

Durch die Suche nach den Wurzeln des Rassismus, wurden Unmengen von historisch übertragenen Büchern gewälzt, um sich den Beginn des Rassismus visuell auf einer Zeitachse vorstellen zu können. Jedoch ist klar, dass es kein bestimmtes Datum gibt, ab wann der Rassismus begonnen hat, eher war es ein rasanter Prozess, der einhergehend war mit der Kolonialisierung Amerikas durch die Europäer. Durch die „Entdeckung Amerikas“ bzw. der „Eroberung Amerikas“ unter Christopher Kolumbus war den reisenden Eroberern nach ihm sehr schnell bewusst, dass sie als die „weißen Götter“ gegenüber den Ureinwohnern ein gewisses Privileg genießen. Dieses dann zu nutzen und auszuüben legte daraufhin einen Grundstein für weitere Zivilisationsverbrechen im Laufe der Geschichte. Denn daraus resultierte der transatlantische Sklavenhandel, Kolonialismus, Rassismus und später im 20. Jhd. auch der Genozid an Millionen von europäischen Juden, laut Romain Banikina Zeba, wie sie in ihrer Arbeit „Das Erbe transatlantischer Sklaverei“ berichtet. (Zeba, 2012, 26)
Mit der „Entdeckung Amerikas“ brachten die Europäer den Ureinwohnern nicht nur „zivilisierte Werte“, technischen Fortschritt und das Christentum mit, sondern auch insbesondere Leid, Schmerz und Krankheiten, gegen welche die Ureinwohner keinerlei Abwehrkräfte besaßen. Die Anzahl der indigenen Völker verringerte sich drastisch dadurch. Im Jahre 1492 lebten noch etwa 1 Millionen Indigene auf der Karibikinsel Haiti, in nur weniger als 30 Jahren, im Jahre 1520, waren nur noch etwa 16 000 übrig. Aber dieser Rückgang der Zahlen ist nicht nur den aus Europa gebrachten Bakterien und Viren verschuldet, sondern vor allem auf die grausamen Misshandlungen, die die Ureinwohner unter der Kolonialisierung widerfahren mussten. Ganze Stämme wurden ausgerottet durch Hungersnöte, andere fanden ihren Tod durch die harten Arbeitsbedingungen, zum Teil durch Zwangsarbeiten im Bergwerk. („Information zur politischen Bildung“ Nr.226/227, 9)
Wegen der hierarchischen Überlegenheit und dem enormen Einfluss der Kolonial-Europäer gegenüber den Indigenen, stieg die Arroganz des „weißen Mannes“ im Plenum. Dieser nahm was er wollte und bestimmte Dinge, wie er sie wollte, nach seinem eigenen Augenmaß, denn wer möchte dem großen weißen Mann etwas verweigern. Alles was nicht weiß war (oder ist) wurde als „weniger“ angesehen, „weniger“ intelligent, „weniger“ stark, „weniger“ wert, etc. Diese Ansichten festigen sich über Jahrzehnte und -hunderte und sind bis zum heutigen Tage noch allgegenwärtig präsent, da daher die weiße heteronormative Gesellschaft ihren Ursprung hat.
Dieser Akt der Überheblichkeit wird nochmal gut zur Schau gestellt durch die Tötung George Floyds.

IV. Die Rolle von Sexismus in Bezug auf Rassismus

Durch den Beginn des Internetzeitalters und die große Präsenz von Social Media wie Twitter und Instagram, die die Meinung der Öffentlichkeit rasant verbreiten, war und ist auch immer noch eine große Aufruhr um das Thema Rassismus als umfassendes Stichwort, welches auch eng verwoben ist mit den Diskussionen über Sexismus. Diese beiden Phänomene, obgleich sie peripher grundsätzlich verschiedene Ansätze verfolgen, sind sie an bestimmten Schnittstellen kongruent, wie, dass beide die soziale Ungerechtigkeit gegenüber gewissen Gesellschaftsgruppen ansprechen.
Ina Kerner analysiert in „Alles intersektional? Zum Verhältnis von Rassismus und Sexismus“, Rassismus – „Rasse“ – „aus einer naturalisierungskritischen Haltung, nicht die Existenz menschlicher „Rassen“ als biologisches Faktum (…), sondern Prozesse der Konstruktion menschlicher „Rassen“ als epistemische Komponente des Rassismus.“ (Kerner, 2009, 37).
Eine Gemeinsamkeit zwischen Rassismen und Sexismus erkennt man bereits anhand der großen gesellschaftspolitischen Thematik, die beide behandeln. Es stellt ein Machtverhältnis bzw. soziale Ungleichheit innerhalb einer Gesellschaft dar. Da diese Weltanschauungen auf Glaubens- und Wissenslogik beruht, eben die epistemische Komponente, wie vorher erwähnt, kann Rassismus nicht durch wissenschaftlich gestützte Fakten, die einen Grund für die Degradierung von BiPoCs und nicht CisHet identifizierte Männer geben, begründet werden.
Der Ansatz, Rassismus und Sexismus auf derselben Dimension wie anderweitige politisch-ökonomische und kulturell-evaluative gesellschaftliche Probleme zu lösen, ist von vornherein schier unmöglich, da die Begründung für solche rassistische und sexistische Handlungen, aufgrund von fehlenden logischen Argumenten, nicht antastbar ist. Es basiert allein auf der Differenzzuschreibung, genauer gesagt die naturalisierte, sprich etwas von der Natur gegebene Differenzzuschreibung, die die Menschen in ihren menschenfeindlichen Auffassungen bestärken. (Kerner, 2009, 37)
In den beiden Fällen, Rassismus und Sexismus, werden Menschen kategorisiert: in Männer und Frauen, in Hetero- oder Queer, in Schwarze, Weiße oder Asiaten, in Deutsch oder in Türkisch, in Christen oder Jude oder Moslem. Sie werden in Schubladen gesteckt und im Falle der gesellschaftlich minorisierten Gruppen, werden die Vorurteile und Stereotypen mit rein verpackt. (Kerner, 2009, 39f.)
María Lugones, eine gebürtige Argentinierin und in den USA-lebende Philosophin, machte sich Gedanken darüber, ob man bei einer dekolonialen Ansicht, ebenfalls feministische Perspektiven miteinbeziehen kann. Sie ist der Meinung, dass die Klassifizierung von Macht in Verbindung mit Geschlechtern zu der aktiven Denunzierung und Dehumanisierung von bestimmten Gruppen führt und, dass diese Unterscheidung zwischen Mann und Frau, als auch die Zugehörigkeit dieser beiden Geschlechter zueinander, zu einer heteronormativen Gesellschaft geführt hat, wo der heterosexuelle weiße Cis-Mann hierarchisch höhergestellt ist. (Graneß, Kopf, Kraus, „Feministische Theorie in Lateinamerika“, 227)

„Only the civilized are men and women. Indigenous people of the Americas and enslaved Africans were classified as not human.“ (Lugones,“Toward a Decolonial Feminism“, 743)

Die Eingliederung dieser heteronormativen Vorstellungen in das System ist eng verflochten mit der „Rassialisierung und Entmenschlichung der „Anderen““ (Graneß, Kopf, Kraus, „Feministische Theorie in Lateinamerika“, 227).
Nicht allein María Lugones kritisiert die heteronormative Gesellschaft als Sündenbock für den alltäglichen Rassismus und Sexismus, der immer noch weit verbreitet ist, auch María Basura, eine chilenische Aktivistin in Barcelona hat ihre eigene Meinung und Umsetzungsart um dieses System anzugreifen, worauf wir später noch zu sprechen kommen.

V. Dekoloniales/Postkoloniales und antirassistisches Handeln

Mit der „Black Lives Matter“ Bewegung wurden die toleranten und weltoffenen Personen dazu belehrt, dass nur „nicht rassistisch“ zu sein nicht reicht, man muss direkt antirassistisch handeln. Das bedeutet Aussagen wie, „Ich bin nicht rassistisch. Ich habe einen schwarzen Freund.“ tragen nicht dazu bei, dass man kein Rassist ist. Kendi erwähnt in seinem Buch „How To Be An Antiracist“, dass die Aussage „Ich bin kein Rassist“ egoistischer Natur ist. Denn die Definition Rassist zu sein ändert sich stetig, er nahm hierbei als Beispiel: „If you’re a white nationalist who’s not violent, (…), then you might see the Ku-Klux-Klan as racist. If you’re a Democrat who thinks there’s something culturally wrong with black people, then racists to you might be people who are Republicans.“. Vor allem geht es bei dem antirassistischen Handeln darum, aktiv und direkt rassistische Konstrukte innerhalb seiner eigenen Gedanken und seines Umfelds wiederzuerkennen und gegen diese vorgehen. (www.mashable.com, „6 ways to be antiracist, because being „not racist“ isn’t enough“, 2. Juni 2020)
Nicht anders ist es beim dekolonialen (auch postkolonial genanntes) Handeln. Es sind „politische, kulturelle, aber auch intellektuelle (nicht nur akademische) Perspektiven und Bewegungen, welche das Fortbestehen dieser kolonialen Verhältnisse kritisch in den Blick nehmen und ihre Überwindung anstreben.“ (Garbe, 2020, 151). Es geht also, wie bei dem antirassistischen Grundgedanken mit dem Rassismus darum, die Kolonialisierung kritisch zu hinterfragen und ihre Schattenseiten aufzudecken. Weiterhin arbeitet man aktiv daran eine Lösung zu finden, um dieses traumatische Erbe weiterer Generationen zu mildern.
Manche Aktivist:innen gehen diese Sache meist mit Behutsamkeit an und versuchen friedlich dekolonial vorzugehen. Andere, die eher zur radikalen Form des Aktivismus greifen sind bestärkt darin sich an dem Kolonialsystem als auch an der heteronormativen Gesellschaft, die daraus resultierte, zu rächen für die Indigenen, die damals unter dieser Autorität leiden mussten. Ein Beispiel einer dekolonialen und antirassistischen Aktion wird im Laufe dieses Blogartikels nochmal genauer erläutert.

2. Kolumbus-Denkmal: Allgemeine Fakten

Zu Ehren des „Entdecker“ Amerikas und des „heldenhaften“ Seefahrers wurde 1888 anlässlich der Weltausstellung in Barcelona das Kolumbus-Denkmal errichtet und eingeweiht. Die Kolumbus-Statue, das Gesamtwerk auch Mirador de Colom genannt, steht in Barcelona auf dem Plaça del Portal de la Pau am südlichen Ende der Rambla, einer der zwei Hauptstraßen der Metropole, direkt gegenüber zum Hafen.
Das Werk selber besteht aus vier Komponenten: dem Sockel, der Säule, der Aussichtsplattform und der Statue.
Am achteckigen Sockel des Denkmals, welcher aus Stein gefertigt ist, befinden sich vier Figurengruppen, die katalanische Berühmtheiten nachempfunden sind, welche im Kontakt mit der Entdeckungsreise Kolumbus und der Eroberung Amerikas standen: Lluí de Santangel, Jaime Ferrer de Blanes, Kapitän Pere de Margarit und Pfarrer Bernat de Boïl. Neben den vier Figurengruppen stehen auf dem Sockel vier weitere Skulpturen die für eine Allegorie der Königreiche Katalonien, Aragon, Léon und Kastilien stehen. Weiterhin ist der untere Teil des Sockels geschmückt mit Reliefs, die Episoden aus Kolumbus Leben zeigen: Kolumbus, wie er dem Pfarrer Juan Pérez von seinem Vorhaben berichtet, dann ihn im Gericht der katholischen Monarchen in Córdoba, daraufhin die Könige, die Kolumbus ihre Zusage aussprechen, Kolumbus beim Aufbruch nach Indien, wie er am 12. Oktober 1492 auf der Insel Guanahani landet und schlussendlich Kolumbus, der vom spanischen König nach seiner ersten Reise empfangen wird.
Die korinthische Säule, die senkrecht an dem Sockel anknüpft und die Aussichtsplattform trägt, ist aus Eisen gegossen und in dieser befindet sich der Aufzug, der Besucher zur Aussichtsplattform hochführt. Ganz oben an der Säule stehen vier Bronzestatuen, die eine Anspielung auf die Kontinente Europa, Asien, Afrika und Amerika sind.
Die Aussichtsplattform liegt auf 60 Meter Höhe und ist direkt unterhalb der Kolumbus-Statue dem Monuments a Colom positioniert. Von oben hat man einen Überblick über viele Orte Barcelonas. Wenn man den Blick in den Norden richtet, erblickt man das Gotische Viertel mit seinen historischen Gebäuden, sowohl die Kathedrale als auch die Kirche Santa Maria del Mar, aber natürlich auch die Ramblas, an dessen Ende das Denkmal gelegen ist. Im Westen kann man in der Ferne hinter dem Modernisme-Stadtviertel Eixample und Grácia einen Blick auf die grüne Lunge der Stadt, den Montserolla-Masiv und den Tibidabo-Vergnügungspark bekommen. Nach Süden erblickt man die markanten Hügel, den Montjuïc mit dem Castell vor der Stadt. Der Blick nach Osten zeigt den alten Hafen, den „Port Vell“ und entlang der Küstenlinie entdeckt man die Strände von Barcelona. Von dieser Himmelsrichtung aus kann bis an die Stadtgrenze blicken, bis zur Fotovoltaik-Anlage.
Die eigentliche Hauptattraktion hier ist die Statue, die auf dem Gesamtwerk an der Spitze steht. Die Statue selber besteht aus Bronze und zeigt Christopher Kolumbus, in Richtung Mallorca zeigend, in welche er losgesegelt ist. Außerdem befindet sich in seiner linken Hand eine Karte, in der seine Reiseroute gekennzeichnet ist.
Noch anzumerken ist, dass sich unter dem Denkmal ein Weinkeller befindet, der Weine und Cavas zur Auswahl hat, die ausschließlich in der Weinregion D.O. Catalunya produziert wurden. (www.barcelona.de, „Kolumbus-Denkmal in Barcelona“)

3 Darstellung der Aktivist:innen

I. María Basura: Allgemeine Fakten

María Basura, mit bürgerlichen Namen Valentina Faria Panteón, geboren in Antofagasta Chile, ist neben Aktivistin auch professionelle Schauspielerin, Pole-Tänzerin, Anarchistin, Pornovandalistin, als auch Darstellerin und multidisziplinäre Performerin. Sie ist direkt an dem Projekt „Fuck the Facism“ des Kollektivs Terrorismo Teatral Migrante, bei dem sie die Leitung hat, beteiligt, als Regisseurin als auch als Recherchistin und Informationssammlerin. Sie hat einen Abschluss in Schauspiel durch ihr Theaterstudium in Chile und Argentinien absolviert. Während des Studiums fingen ihre aktivistischen Arbeiten an, indem sie an studentischen, queeren und feministischen Demonstrationen und Protestaktionen in Chile teilnahm, teilweise sogar mit provokanten Straßen-Aufführungen und Performances. Aufgrund eines Unfalls konnte sie sich für 2 Jahre nicht bewegen und verbrachte dadurch die meiste Zeit ihrer Tage mit Lesen. Dabei stieß sie auf das Buch „Zoologicos Humanos“, welches die Ereignisse und Bilder von Ureinwohnern des „Feuerlandes“ und „Mapuches“ zeigten, die im Colonial Exhibitions ausgestellt wurden. (www.filmfreway.com, „Fuck the Fascism Paris“)
Sie verbrachte zwei Jahre damit dieses Werk zu studieren, um es dann schlussendlich auf der großen Bühne zu präsentieren. Mittlerweile hat sie ihren Wohnsitz in Europa und pendelt zwischen Berlin und Barcelona.

II. Aktivismus Projekt: Fuck the Facism

María Basuras Aktivismus ist an vielen Aktionen festzumachen jedoch ihre bekannteste Arbeit und Vorführung ist und bleibt das Projekt „Fuck the Facism“ hinter welchem sie selbst als Regisseurin und Recherchesammlerin agiert. Offiziell steht das Projekt in Verbindung mit dem „contra-cultural“, also dem antikolonialistischen, antirassistischen und antifaschistischen, Kollektiv „Terrorismo Teatral Migrante“, welches von ihr und Jorge The Obscene (Jorge Benavides) geleitet wird. Außerdem ist sie das Herz und die Seele dieses Projektes, denn sie brachte jenes 2016 mit einem komplett selbst produzierten Kurzfilm zum Leben. Mittlerweile entstanden aus diesem ursprünglich einen Film ganze weitere Folgen, die ebenfalls unter dem Titel „Fuck the Facism“ publiziert wurden. Jede Episode wird in einer anderen Stadt und einem anderen Land gedreht. Schlussendlich entwickelte sich aus dem Eigenprojekt eine ganze Serie von der Porno-Doku. (www.filmfreeway.com, „Fuck the Facism: The crossroad of two worlds“).
Das Ziel dieses Filmprojektes ist die wirklichen Geschehnisse, die verschleiert hinter Statuen und Denkmälern stecken, zu demaskieren und den Blick der Öffentlichkeit auf die abgebildeten „Nationalhelden“ zu lenken. Vor allem wird die Aufmerksamkeit auf die Verherrlichung von Völkermord, Tyrannei und Sklaverei gerichtet.
Im Gegensatz zu anderen dekolonialen, antirassistischen und feministischen Aktivist:innen, zeigt María Basura ihren Aktivismus als pornographische Performance. In den Filmen sieht man wie sie, Jorge The Obscene und andere Teilnehmer, Denkmäler, Statuen als auch Gräber öffentlich anschmieren, an urinieren, missbrauchen und „vergewaltigen“.
Diese Darstellung der Obszönität sollte eine Analogie zur „non-consensual“ Sexualität darstellen. Es sollte darauf anspielen, dass Kolonialisierung zum Missbrauch, Misshandlung und menschenverachtende Behandlung der Indigenen geführt hat. Mit der öffentlichen Wiederschau einer Vergewaltigung wird gezeigt, was damals genau in dieser Grausamkeit passiert ist. Indigene wurden vergewaltigt. Das möchte María Basura nicht verstecken und offen mit Nacktheit darstellen. Denn sie ist der Auffassung, dass man der Öffentlichkeit die ungefilterte Wahrheit zeigen sollte. Nacktheit wird hier von ihr als Instrument angewandt, dass nicht nur die Kolonialisierung kritisiert, sondern auch den Sklavenhandel, der zu den Menschenzoos geführt hat, welche Menschen in der Öffentlichkeit nackt zur Schau stellten – ein Thema mit dem sie sich Jahre beschäftigte.

„Porno-Graphic because it is there, naked, exposed“ (www.thirst4revenge.noblogs.org, „Thirst for Revenge)

An Kritiker wendet sie ein, warum die Vergewaltigung an Steinen so sehr rausgestellt wird, während genau dies den lebenden Indigenen passiert ist. Die Gruppe möchte sich damit an dem Kolonialsystem rächen, indem sie die Statuen „gegen ihren Willen“ vergewaltigen.

III. „Dishonouring Statues“ – anhand des Kolumbus-Denkmals in Barcelona

Diese Aktion fand am 12. Oktober 2015 statt und Maria Basura wurde am selben Tag dafür verhaftet. Durch das Vergewaltigen der Kolumbus Statue in Barcelona möchte Maria Basura die Obszönität der Taten des Kolonialismus darstellen. In Barcelona stieg sie leicht bekleidet auf eine der Statuen des Sockels der Statue und vergewaltigte diese. In der Hand hielt sie eine bunte Flagge und auf ihrer Maske, welche aussieht wie das Symbolbild der Aktivistengruppe, ist die “Pride”-Flagge zu erkennen. Diese steht für die Hoffnung auf Akzeptanz in der LGBTQ+ Community. Hieran sieht man auch, dass sie sich für die Toleranz der nicht heterosexuellen Gemeinschaft einsetzt. Sie selbst möchte sich gegen die heteronormativen Geschlechterrollen aussprechen. Dies inszeniert sie beispielsweise durch das Umschnallen von Dildos. Sie trägt außerdem immer sehr enthüllende Kleidung und möchte somit das klassische altherkömmliche Frauenbild – die „Beauty Standards“ der Gesellschaft – brechen und von der Norm abweichende Körper durch sich selbst darstellen, da sie selbst nicht dem heutigen gesellschaftlich auferlegten Schönheitsideal entspricht. Verbunden mit der ihrem Einsatz für die Zerschlagung der heteronormativen Geschlechterrollen und für die LGBTQ+ Gemeinde, setzt sie sich bei ihren Projekten, in diesem Falle „Fuck the Facism“ auch für feministische Werte ein.
Durch die Vergewaltigung der Statuen bewirkt sie eine Entwürdigung und Sichtbarkeit der „Nationalhelden“ und bestärkt nochmal dadurch ihren dekolonialen Akt, indem sie diese Persönlichkeiten in der Öffentlichkeit „dehumanisiert“ und „denunziert“, sowie sie damals bei den Ureinwohnern. Sie benutzt diese radikale Methode des Aktivismus, um Leute auf sich und die Verbrechen des Kolonialismus aufmerksam zu machen und zu ermutigen über diesen nachzudenken und sich auch aktiv dagegen einzusetzen.

4. Bibliographie

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Fuck the Fascism Paris. https://filmfreeway.com/FucktheFascismParis.
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Graneß, Anke, et al.. 2019. Feministische Theorie In Lateinamerika. facultas Verlag. 227

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Kerner, Ina. 2009. Alles intersektional? Zum Verhältnis von Rassismus und Sexismus. 37, 39-40.

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Zeba, Romain Banikina. 2012. Das Erbe transatlantischer Sklaverei. FU Berlin.

Red de Migración, Género y Desarrollo (Barcelona, Spanien) Neu

Dekoloniale Kämpfe in Barcelona: Red de Migración, Género y Desarrollo

Autorschaft: Lukas Manthey, Anna Hertzschuch, Monique Lippmann und Leoni Papritz
Aktivistische Gruppe: Red de Migración, Género y Desarrollo
Statue / Monument: Kolumbus-Denkmal
Ort (Stadt, Land): Barcelona, Spanien

Monumento a Colón

Das Monumento a Colón wurde 1888 in Barcelona errichtet und stellt den italienischen Seefahrer Christopher Kolumbus dar. Die Statue wurde anlässig der Weltausstellung in Barcelona erbaut und soll die erste Reise Kolumbus‘ nach Amerika ehren. Die 57 Meter hohe Säule ist in der heutigen Zeit starker Kritik ausgesetzt. Die linke Podemos-Partei und katalonische Separatisten setzen sich für die Entfernung dieser und anderer Statuen der spanischen Konquista ein, da die dargestellten Persönlichkeiten die Versklavung und Unterdrückung der Ureinwohner:innen Amerikas und den an ihnen begangenen Genozid förderten. Diese historischen Ereignisse dürften nicht geehrt werden. Bislang haben die politischen Bemühungen gegen diese Statuen in Spanien keine Erfolge verzeichnet. Die spanische Politikerin der Podemos-Partei, Jessica Albiach, unterstützte zuerst ebenfalls die Beseitigung des Monuments und konstatierte, dass Spanien genauso ein Rassismus Problem hätte wie die Vereinigten Staaten und dass das Einwanderungsgesetz den institutionellen Rassismus deutlich mache. Es hagelte Kritik. Sie revidierte daraufhin ihre Position und äußerte sich, man müsse die Statue behalten, aber kontextualisieren, ohne dies jedoch genauer auszuführen. Dies führte dazu, dass sich am 14. Juni 2020 250 Menschen unter anderem aus migrantischen und antirassistischen Gruppen in Barcelona zusammenfanden, um für die Beseitigung der Kolumbusstatue zu demonstrieren. Sie fügten dem Monument keinen Schaden zu, aber forderten die Auseinandersetzung Spaniens und Katalonies mit der kolonialen Vergangenheit und die Beschleunigung des Dekolonialisierungsprozess (El mundo, Podemos alienta ataques a la estatua de Colón en Barcelona, 15. Juni 2020). Am 22. Juni 2020 schrieben Unbekannte mit roter Farbe das Wort „Racista“ an die Kolumbusstatue im Hafen Barcelonas, um ihren Unmut über das Fortbestehen des Monuments auszudrücken und gegen Rassismus und Unterdrückung zu protestieren. Diese Aktionen von Demonstrant:innen gegen Monumente der spanischen Konquistadoren sind kein Einzelfall. Vor allem in den USA gab es viele Proteste, aber auch in Europa und anderen Teilen Spaniens, beispielsweise in Mallorca.
Diese Form der Kritik wird nicht von allen Seiten als unterstützenswert bewertet. Beispielsweise erklärt der Historiker Emilio Saenz Frances von der Pontificia Comillas Universität in Madrid es für unhaltbar, die Sklavenhändler des 19. Jahrhunderts mit den spanischen Konquistadoren aus dem 16. Jahrhundert gleichzusetzen, wenngleich auch die Eroberungen in Amerika mit Gewalt einhergingen. Weiterhin sagte er: „Natürlich war auch Spaniens Kolonialgeschichte von Licht und Schatten übersät. Man darf viele Dinge aber auch nicht aus dem historischen Kontext und mit der moralischen Brille von heute beurteilen.“ (OÖNachrichten. Anti-Rassismus: Übergriffe auf Kolumbus-Statuen in Spanien und USA. 25. Juni 2020. ) Rechtspopulistische Parteien versuchten, die Proteste als Vandalismus zu verunglimpfen und erklärten „die Geschichte verteidigen“ zu wollen (Crónica global, Vox y antifascistas, cara a cara en Colón, 23. Juni 2020).

Red de Migración, Género y Desarrollo

Migrantische und antirassistische Aktivist:innen und Kollektive sind die Hauptakteure in den Protestaktionen gegen koloniale Denkmäler und Rassismus. Eine aktive lokale Gruppe ist das Red de Migración, Género y Desarrollo, ein Netzwerk für Migration, Gender und Entwicklung. Es wurde im März 2011 in Barcelona gegründet und besteht aus unterschiedlichen FLINTA-Personen[1] und feministischen Organisationen, die weltweit beteiligt sind. Beispielsweise zählen zum Red MGD die ‚Vereinigung der Migrant:innen aus Subsahara-Afrika‘ (ADIS), die Vereinigung der Frauen E’Waiso Ipola‘ aus Äquatorialguinea sowie Vereinigungen aus Lateinamerika oder Pakistan. Somit stammen einige direkt aus Barcelona, andere wiederum aus anderen Ländern und Kontinenten der Welt. Alle diese unterschiedlichen Organisationen haben gemeinsam, dass sie sich für eine globale, feministische und dekoloniale Gemeinschaft einsetzen (Red de Migración, Género y Desarrollo, Historia).

Ziele und Ansichten

Was das bedeutet, welche Ziele sie anstreben und welche Ansichten sie vertreten, erläutert das Netzwerk auf ihrer Internetseite. Sie sind der Meinung, dass die Staatsbürgerschaft ein Teil des menschlichen Daseins ist und nicht von der Beschaffung von Papieren abhängig sein sollte. Außerdem sei die Mobilität der Menschen ein Ausdruck von Freiheit und Autonomie anstatt eines Verbrechens. Das Red MGD versucht außerdem, die Unterdrückungen von FLINTA-Personen auf vielen Ebenen anzuprangern, welche ihnen zum Beispiel durch Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus widerfahren. Weiterhin wollen sie die Mechanismen der Gewalt, der Unterwerfung sowie der Ungerechtigkeit gegenüber FLINTA-Personen aufzeigen, um dadurch Realitäten verändern und zu einer anderen möglichen Welt beizutragen. Ein weiteres Ziel ist es, die Präsenz von Migrant:innen in der Öffentlichkeit zu stärken und zudem grenzüberschreitende Verbindungen mit anderen Aktivist:innen und Feminist:innen in deren jeweiligen Herkunftsländern zu fördern. Ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit ist die Zusammenarbeit und der Dialog. Aus diesem Grund fördern sie sowohl digitale als auch persönliche Begegnungsräume, in denen Wissen geteilt, ungerechte und unterdrückende Mechanismen angeprangert sowie Widerstandsaktionen sichtbar gemacht werden können. Auf ihren sozialen Netzwerken, wie unter anderem YouTube und Instragram, veröffentlichen sie Teile ihrer Arbeit, um einen Einblick in ihr Wirken zu gewähren. Auf diesem Weg können sie eine hohe Reichweite generieren, ihre Veranstaltungen ankündigen und dafür werben (Red de Migración, Género y Desarrollo, Historia).
Das Netzwerk besteht, neben den vielen Organisationen, aus unterschiedlichen Mitgliedern, die eine unterstützende Position einnehmen und die Arbeit auf vielfältigen Weisen fördern. Zum einen zählt die ‚Revista Marea‘ dazu. Dies ist eine eigenständige digitale Plattform, die zur Verbreitung von Ideen, Analysen und Aktionen dient, um damit feministische und soziale Veränderungen anzutreiben. Beispielsweise veröffentlichte das Onlinemagazin Artikel über gesellschaftliche Missstände wie rassistische Vorkommnisse, erzwungene Sterilisation von Frauen in Peru oder sexualisierte Übergriffe auf junge Frauen in Kolumbien. Des Weiteren gibt es einen Treffpunkt in Barcelona, ‚Ca la Dona‘ genannt. Dort finden Begegnungen statt, damit Erfahrungen ausgetauscht werden, Aktionen und Reflexionen stattfinden können. Zu den diversen Angeboten zählt zum Beispiel ein Gemeinschaftsgarten auf dem Dach des Gebäudes. Dieser wurde geschaffen, um einen Raum als Alternative zum kapitalistischen Produktions- und Verbrauchssystems zu schaffen, an dem sich die Mitglieder einbringen können. Ein weiterer Stützpunkt ist die Gruppe InsurRECtas, die sich ebenfalls in Barcelona gegründet hat. Dies ist ein offenes Projekt mit dem Ziel, einen audiovisuellen Raum zu schaffen, in dem die Gegenwart unter feministischen und antikapitalistischen Gesichtspunkten beobachtet und kritisiert werden kann. Sie teilen ihre Ideen und Aktionen auf den sozialen Netzwerken, wie zum Beispiel Videos von Streiks oder den Debatten aus dem Ca la Dona. Ein anderes Standbein ist das ‚Instituto de Supporto al Movemiento Autónomo de Mujeres Campesinas‘ (IMAMAC). Dies ist eine Organisation in Peru, welche Frauen aus der Andenregion hilft, Ausgrenzung, Diskriminierung und andere Geschlechterungerechtigkeiten zu bekämpfen. Sie versuchen, zusätzlich zu der konkreten Arbeit vor Ort, auf den sozialen Netzwerken Wissen über die Umstände und Vorfälle zu verbreiten. (Red de Migración Género y Desarrollo, Aliadas).

Aktionen des Red de Migración, Género y Desarrollo

Das Red de Migración, Género y Desarrollo proklamiert für sich eine intersektionale und dekoloniale feministische Perspektive. Dabei geht es darum, die komplexen Lebenssituationen von Frauen in den Blick zu nehmen, die nicht nur als weiblich gelesene Personen Diskriminierung erfahren, sondern auch aufgrund von Rassifizierung, Klasse, sexueller Orientierung oder ihrer Körperlichkeit. In den heterogenen gesellschaftlichen Verhältnissen sind alle Unterdrückungsformen miteinander verknüpft und bilden die Grundlage für ein kapitalistisches und kolonialistisches System (Degele, 2018, 1-2). Nach dieser Ansicht und mit dem Ziel gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit anzukämpfen, arbeitet das Netzwerk und organisiert dementsprechende Aktionen und Veranstaltungen. Ein zentrales Anliegen feministischer Arbeit ist es, Frauen zu zeigen, dass ihren Erlebnissen Aufmerksamkeit zukommt, aktuelle Themen präsent werden und sie nicht alleine sind. Daher bietet das Ca la Dona Veranstaltungreihen an, um Diskussions- und Gesprächsrunden anzuregen, sich mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen und sie zu verarbeiten. Auf ihren sozialen Netzwerken lädt das Red de Migración, Género y Desarrollo zum offenen Dialog über verschiedene Themen ein, wie zum Beispiel über Frauen- und Menschenrechte in Peru oder Kämpfe und Widerstände afrikanischer Feminist:innen. Außerdem gibt es eine Veranstaltungsreihe namens ‚Diálogos periféricos‘, bei der es um die Kolonialgeschichte, widerständige Aktionen und Vorbilder sowie dekoloniale Feminismen geht. Die Aktionen werden von Gästen begleitet, die mit dem Thema vertraut sind (Red de Migración, Género y Desarrollo, Diálogos periféricos). Aufgrund der Einschränkungen in der Corona-Pandemie griff das Netzwerk auf digitale Formate zurück, um die Treffen abzuhalten.
Mit den Gesprächsveranstaltungen möchte das Red MGD Räume schaffen, in denen über Dekolonialismus und Feminismus gelernt, neue Perspektiven erarbeitet und über widerständige Praxen aufgeklärt wird. Es kann sich ausgetauscht und hinterfragt werden. Dabei ist das Ziel, mehr Sorgfalt und Bewusstsein für rassistische, koloniale Strukturen und deren Reproduktion im täglichen Leben zu schaffen. Das Red MGD macht deutlich, welcher Gewalt und Unterdrückung Menschen in Afrika, Lateinamerika und der Karibik durch die Kolonialherrschaft europäischer Nationen ausgesetzt waren und berichtet von Widerstandsbewegungen und kollektiven Kämpfen – Kämpfe, um die Emanzipation aus der kolonialen Unterdrückung und zur Verteidigung der Territorien Körper und Erde (Fil a l’agulla, Los saberes descoloniales, con la Red de Migración, Género y Desarrollo, 15. Juli 2019). Bis heute wirken die kolonialen Strukturen tief in die gesellschaftlichen Fugen. Dekoloniale Feminist:innen wie die Aktiven des Red MGD beschäftigen sich damit, wie eng Kolonialismus und Gender zusammenhängen, wie Rassismus und Eurozentrismus auch feministische und eigentlich emanzipatorische Räume durchdringen und wie das koloniale System, dass sich heute in das Gewand des neoliberalen Kapitalismus hüllt, transformiert werden kann (Fink/Leinius, 2014, 119). Essentiell ist die Verbindung verschiedener Kämpfe, die Einbeziehung von Wissensschatz, der nicht im europäischen Blick produziert wurde und vor allem die Anerkennung der eigenen Privilegien, um sie zur Transformation der gesellschaftlichen Verhältnisse zu nutzen (Graneß et.al, 2019, 236; Red de Migración, Género y Desarrollo, Somos Feministas Descoloniales).
Um die Aktionen und Standpunkte einzubetten, veröffentlichten unterschiedliche Autor:innen, die Mitglieder des Netzwerkes sind, Bücher zu kritischen gesellschaftlichen Themen. So wird Lektüre auf der Webseite bereitgestellt und Aufmerksamkeit generiert. Ein Beispiel dafür ist ‚Una apuesta local para el compromiso global’ von Sara Ramírez. Dies beinhaltet eine analytische Untersuchung, wie feministische Ansätze in der Bildung umgesetzt werden können und welche methodischen Verfahren es gibt, um eine kritische Gemeinschaft zu bilden. Zum anderen veröffentlichte das Red MGD ‚Guía sobre la trata de mujeres‘ von Helga Flamtermesky, in dem Frauen- bzw. Menschenhandel thematisiert und von Frauen berichtet wird, die diesem Handel entkommen konnten und nun versuchen, einen Wandel anzutreiben (Red de Migración, Género y Desarrollo, Publicaciones). Es ist ein wichtiger Bestandteil des Netzwerks, die internationale Arbeit zu fördern und Mitgliedsorganisationen vor Ort und in ihren Herkunftsländern zu unterstützen. Das geschieht nicht nur über Studien und Berichte, sondern auch indem das Red de Migración, Género y Desarrollo Initiativen unterstützt, die beispielsweise gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeiten vorgehen und Veränderungen bewirken wollen. Aktuelle Projekte, an denen das Netzwerk beteiligt ist, befinden sich in Senegal, wo gegen die Genitalverstümmelung an Frauen vorgegangen wird sowie die sexuelle Autonomie von Frauen und Mädchen gestärkt werden soll. Außerdem gibt es Projekte in Peru, um sich für die Gerechtigkeit von Frauen einzusetzen und Hilfen für Frauen anzubieten, die von der erzwungenen Sterilisation betroffen sind (Red de Migración, Género y Desarrollo, conexión internacional feminista). Die globale Perspektive wird dadurch erweitert, dass die Themen, Kämpfe und besonderen Situationen von Menschen einbezogen werden, die sich nicht nur in Barcelona aufhalten, sondern auf der ganzen Welt lokalen Widerstand gegen Gewalt und Diskriminierung leisten. Die Mechanismen der Unterdrückung finden sich weltweit wieder. Der Angriff auf die Integrität weiblich gelesener Körper, Verstümmelung, sexualisierte Gewalt, Entzug der Selbstbestimmungsrechte – das sind Praktiken, die den Körper als koloniales Gebiet erachten, das es zu erobern gilt. Sie sollen den Körper verstummen lassen, ihn in die häusliche Sphäre zurückdrängen. Dies sind keine Sexualstraftaten, es sind politische. Sie müssen als solche begriffen und behandelt werden, um das Ausmaß und die Wirkweise der Angriffe einordnen und bekämpfen zu können (Gago, 2018, 9). Es ist eine wichtige Arbeit, weltweit über sexualisierte Gewalt an FLINTA-Personen aufzuklären, Wissen zu teilen, das Patriarchat und den Kolonialismus als die Schuldigen zu erkennen.
Auch Streiks sind ein wichtiges Element aktivistischer Arbeit. Zum internationalen Frauentag am 8. März ruft beispielsweise das Mitglied InsurRECtas in Barcelona regelmäßig zu Demonstration auf und veröffentlicht anschließend Ausschnitte davon auf ihrem YouTube-Kanal. Ein anderes Mal war das Red MGD an einem Streik beteiligt, der sich dafür einsetzte, Schwangerschaftsabbrüche für Migrant:innen zu erleichtern. Personen ohne Krankenkarte müssen in Katalonien ihre Abtreibung selbst bezahlen, obwohl es für Schwangere mit Krankenkarte offiziell erlaubt und kostenlos ist. Die Ämter schicken sie von der einen zur anderen Einrichtung, bis das zeitliche Limit, in dem der Schwangerschaftsabbruch möglich ist, erreicht ist (El Periódico, Las inmigrantes sin tarjeta sanitaria no pueden abortar gratis en Catalunya, 12. Januar 2020). Migrantisierte Personen befinden sich in einer besonders prekären Situation. Auch diese Lage wurde durch Europa erschaffen, um sich selbst eine schützende Festung aufzubauen. Dabei gibt es eine klare Abgrenzung zwischen ‚innen‘ und ‚außen‘ – Diejenigen, die dazugehören und diejenigen, die die ‚Eindringlinge‘ sind. Auch hier greift die koloniale Logik. Es gibt die europäischen Bürger:innen als das Eine, das Wir, das Progressive und die „kolonialen Untertanen“ als das Andere, die vom Fortschritt ‚profitieren‘ wollen, die erst die Erlaubnis bekommen müssen, sich irgendwo aufzuhalten, die überwacht und ‚integriert‘ werden müssen (Mezzadra, 2015, 208-209). So geht die Differenzierung und Hierarchisierung voran, die die Gesellschaft in zwei Klassen einteilt. Vor allem FLINTA werden in diesem Vorgang nicht nur als rassifizierte und migrantisierte, sondern gleichzeitig als vergeschlechtlichte untergeordnete Andere von fundamentalen Rechten ausgeschlossen (Gutiérrez Rodríguez, 2011, 78). Dies betrifft nicht nur die politische Partizipation und den Zugang zu gesellschaftlichen Institutionen, sondern auch die Selbstbestimmungsrechte der Betroffenen. Die einfachsten, aber auch effektivsten Hürden, wie Sprachbarrieren oder finanzielle Aufwände werden erschaffen, um die Personen ausgeschlossen zu halten (El Periódico, Las inmigrantes sin tarjeta sanitaria no pueden abortar gratis en Catalunya, 12. Januar 2020). Aus dieser Notwendigkeit heraus kämpfen Migrant:innen gemeinsam mit dekolonialen Feminist:innen für ihre Rechte und ihre Würde.

Exkurs: Die Situation der Migrant:innen in Katalonien

In Katalonien ist die Anzahl der Migrant:innen, vor allem derer, die nur für einen Teil des Jahres zur Arbeit in die Region kommen, seit Jahrzehnten sehr hoch. Seit 2015 leben über eine halbe Million Muslim:innen in Katalonien. Dennoch wird der Bau großer Moscheen von der Regierung abgelehnt und Barcelona bleibt die einzige europäische Metropole, die über keine große Moschee verfügt.
Die Corona-Pandemie hat die Lage der Migrant:innen in Katalonien stark verschlechtert. Die beengten Wohnverhältnisse, in denen vor allem die zahlreichen Arbeitsmigrant:innen mit bis zu 50 Menschen in einem Schlafquartier wohnen, aber auch die großen Schlachtbetriebe trugen zur raschen Ausbreitung des Sars-CoV2-Virus bei. Auch auf den Obstplantagen, auf denen jede Saison seit rund 25 Jahren zahlreiche Tagelöhner aus afrikanischen Ländern arbeiten, breitete sich das Virus schnell aus und trug zur ohnehin schon prekären Situation der Arbeiter:innen bei (Barber Ferrán. Corona verstärkt Rassismus in Katalonien. 10.07.2020).
Im Juli 2020 beschloss der Regionalpräsident Kataloniens, dass insgesamt 39 Städte, die gleichnamige Hauptstadt der Provinz Lleida inbegriffen, im Landkreis Segriá, unweit von Barcelona abgeriegelt, werden müssen (Tagesschau, 04.07.2020). Diese Maßnahme sollte die Ausbreitung des Virus eindämmen und einen weiteren Anstieg der Fallzahlen verhindern (Die Zeit Online. 04.07.2020.). Dies beinhaltete, dass jede Person, die keinen festen Wohnsitz innerhalb der Region vorweisen konnte, die Stadt Lleida innerhalb von vier Stunden verlassen sollte. Nach Ablauf der Frist war es niemandem ohne gültige Arbeitspapiere, über die die meisten Migrant:innen Kataloniens nicht verfügen, erlaubt, die Stadt zu verlassen oder zu betreten. Dies führte dazu, dass viele Menschen, denen es nicht gelang, die Stadt innerhalb der vier Stunden zu verlassen, ohne festen Wohnsitz in der Region festsaßen. Die Behörden öffneten einige Hotels, um für die Unterbringung einiger Migrant:innen zu sorgen. Dennoch waren viele Tagelöhner und Arbeitsmigrant:innen dazu gezwungen, ohne Unterkunft auf der Straße oder in alten, unbenutzten Gebäuden auszuharren. Der Tagelöhner Muhammad Bennani aus Marokko beschreibt, er sei nach Lleida gereist, um dort Arbeit zu finden. Nach Verhängung des Lockdowns hätte er in der Stadt festgesessen und die Quarantänezeit auf der Straße verbringen müssen. Vor allem die hohe Zahl von Coronainfektionen bei den Migrant:innen trieb die Sorge der Einheimischen in die Höhe, die Krankheit könnte sich in der gesamten Gesellschaft verbreiten. Dies führte zu mehr Diskriminierung und verstärktem rassistischen Verhalten gegen die afrikanischen Tagelöhner in den Medien und der Öffentlichkeit. (Barber Ferrán. Corona verstärkt Rassismus in Katalonien. 10.07.2020)

Fazit

Die Tragweite historischer Geschehnisse und gesellschaftlicher Machtmechanismen bringt eine zunehmende kritische Bürger:innenschaft hervor, die gesellschaftliche Normen hinterfragt. Auf ganz unterschiedlichen Wegen teilen Menschen ihre Gedanken und Reflektionen zu verschiedenen Missständen, wodurch sich zahlreiche Gruppierungen und Organisationen herausbilden. Diese Entwicklung ist weltweit wahrnehmbar, vor allem über soziale Netzwerke und nimmt immer weiter an Bedeutung zu. Beständige Probleme wie Unterdrückungsverhältnisse und Ungerechtigkeiten sind nicht nur Überbleibsel aus der Vergangenheit, sondern werden durch die Globalisierung und die Heterogenisierung verstärkt und stellen die globale Gemeinschaft vor neue Herausforderungen.
Das Netzwerk Red MGD hat es sich auf der einen Seite zur Aufgabe gemacht, FLINTA-Personen weltweit dabei zu unterstützen, mit ihren vielfältigen Erfahrungen umzugehen. Auf der anderen Seite versuchen sie, mehr Menschen zum kritischen Denken anzuregen und sie zu mobilisieren. Durch solch ein Wirken kann die Welt auch für Minderheiten zukünftig ein gerechterer und siche-rer Ort werden.

[1]FLINTA = Frauen, Lesben, inter-, Non-Binäre, trans-, agender-Personen. Bei der Bezeichnung geht es darum, alle Menschen zu meinen, die sich nicht als cis männliche Personen identifizieren.

Bibiographie

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Cortina, Jordi. 12. Januar 2020. Las inmigrantes sin tarjeta sanitaria no pueden abortar gratis en Catalunya. https://www.elperiodico.com/es/sociedad/20200112/las-inmigrantes-sin-tarjeta-sanitaria-no-pueden-abortar-gratis-en-catalunya-7803924 Letzter Zugriff am 30.06.2021.

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Buchartikel

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Bücher

Graneß, Anke; Kopf, Martina; Kraus, Magdalena. 2019. Feministische Theorie aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Wien: Facultas.

Comunidad Negra y Afrodescendiente en España, (Palma de Mallorca, Spanien) Neu

Junípero Serra und das Vergehen an seinen Statuen – gerechtfertigt?

Autorschaft: Tom Schulze, Leon Scheunert und Julia Wendland
Aktivistische Gruppe: Comunidad Negra Africana y Afrodescendiente en España (CNAAE)
Statue / Monument: Junípero Serra
Ort (Stadt, Land): Palma de Mallorca, Spanien

„I have a dream that one day this nation will rise up and live out the true meaning of its creed: We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal“ (Martin Luther King, 1963, ‘I Have a Dream’ – Rede).

Martin Luther King Jr., einer der bekanntesten Bürgerrechtler der Welt, sprach diese Worte am 28. August 1963. Heute, fast 60 Jahre später, gibt es immer noch Menschen, die nicht verstehen, dass man andere nicht nach äußerlichen Merkmalen als irgendeine “Rasse” kategorisieren und beurteilen sollte. Leider gibt es zahlreiche Verbrechen, die aufgrund rassistischer Ideologie ausgeführt werden. Jemand, der unter anderem im Jahr 2020 als Teil der Black Lives Matter Bewegung Anfeindungen erfuhr und als Rassist beschimpft wurde, ist Junípero Serra.

Junípero Serra

Er war Priester und Missionar im 18. Jahrhundert. Statuen von ihm wurden von Aktivisten entwürdigt und uns stellt sich die Frage, ob diese Handlungen der Aktivisten gerechtfertigt sind. Doch zunächst zu seiner Person: Junípero Serra ist als Miquel Serra i Ferrer in Petra auf Mallorca am 24.11.1713 geboren. Er wurde in einem Franziskanerkloster im selbigen Ort unterrichtet und ist mit 16 Jahren dann auch dem Franziskanerkloster beigetreten, wobei er den Beinamen “Junípero” annahm. Er studierte in Palma und erwarb den Doktor der Theologie und war anschließend von 1744 bis 1749 Prediger sowie Dozent an der Uni in Palma. Er wurde nach seiner dortigen Zeit als Teil einer Missionierungs-Gruppe ins Vizekönigreich Neuspanien gesandt und lehrte dort circa 20 Jahre in Mexiko-Stadt und an Missionsstationen. Er wurde 1752 unter anderem zum Kommissar der Inquisition, wobei er Prozesse wegen Hexerei gegen indianische Mediziner führte. 1786 wurde er nach Niederkalifornien gesendet, um dort einige Missionsstationen anzuleiten, die zuvor von Jesuiten geleitet wurden. Dort gründete Junípero weiterhin 11 Missionsstationen – unter anderem die des heutigen San Diegos und San Franciscos, wobei er die Namen nach christlichen Heiligen wählte. Gestorben ist er dann schließlich in Carmel-by-the-Sea in Kalifornien am 28.08.1784 mit 70 Jahren (World Heritage Encyclopedia, 2021, Online im Internet).

Intervention an seiner Statue in Spanien

Einer der vielen Junípero Serra-Statuen steht in Mallorca. Genauer gesagt in Palma de Mallorca, der Hauptstadt, direkt vor der San Francisco-Kirche. Es handelt sich um eine Bronzestatue, welche von dem Künstler Horacio Eguia geschaffen wurde. Und es zeigt ihn mit einem Jungen indianischer Herkunft. Wie lange diese Statue auf dem Platz vor der Kirche schon steht, ist nicht genau bekannt.
Am Montag, dem 29. Juni im Jahr 2020 wurde ein Vergehen begangen, welches als Paradebeispiel für die Thematik dieses Artikels dient. Es ist bekannt, dass die Statue in den Morgenstunden mit “Racista” (dt.: Rassist) beschmiert wurde, doch offiziell haben sich keine Täter dazu bekannt. (o.V., 2020, Online im Internet) Aus diesem Grund arbeiten wir in unserem Artikel mit der Vermutung, dass es sich um Anhänger der Gruppe Comunidad Negra Africana y Afrodescendiente en España (abk. CNAAE) handelte, da der Täter und diese Vereinigung vieles gemeinsam haben könnten. Doch warum wir genau Anhänger dieser Gruppe vermuten und was deren Motive, Ziele und weitere mögliche Aktionen waren, die uns darauf schließen lassen, erläutern wir im Laufe des Artikels.
Das Vergehen an einer Statue von Junípero Serra war definitiv nicht das Erste, sodass wir eine interessante Zeitlinie verfolgen können. Einer der ersten Aufstände gegen Junípero Serra war im Jahr 2015, in dem er heiliggesprochen wurde. Drei Tage nach seiner Heiligsprechung im September, wurde sein Grab in Kalifornien geschändet und es wurden vermehrt Statuen von ihren Plätzen gerissen (o.V., 2015, Online im Internet). Zusätzlich hinterließen die unbekannten Täter auch Schmierereien. Doch es blieb nicht nur bei vereinzelten Aktionen. Schon 2018 entfernte die Stanford Universität, eine der angesehensten Universitäten in den gesamten vereinigten Staaten, Serras Namen von verschiedenen Gebäuden, um damit ein Zeichen zu setzen. Weiter betitelten sie ihr Vorhaben mit den Worten, einen angenehmeren Ort zu schaffen (Miranda, 2020, Online im Internet). Am 19. Juni 2020 wurde eines der übelsten Vergehen an einer Statue Serras begangen. An diesem Tag stürmten ungefähr 500 Demonstranten der Black Lives Matter Bewegung (abk: BLM) in den Golden State Park in San Francisco, zogen mehrere Statuen mit Hilfe von Seilen von ihren Plätzen und beschmierten diese daraufhin, unter anderem auch Junípero Serra. Die Black Lives Matter-Organisation existiert schon seit 2013. Das Ziel der Organisation ist es, gegen Rassismus und anti-schwarze Gewalt zu kämpfen, mit einem besonderen Augenmerk auf Polizeigewalt. Die Organisation fordert die Gleichstellung aller Menschen und das unabhängig von der Hautfarbe (Duignan, 2020, Online im Internet). Es gab vermehrt Proteste im Jahr 2020, da in diesem Jahr George Floyd, ein US Bürger mit dunkler Hautfarbe, durch ein klares Fehlverhalten eines hellhäutigen Polizisten gestorben ist. Dies entfachte mehrere Proteste rund um den Globus, so auch in Spanien. Einige Proteste wurden von der CNAAE organisiert, unter anderem auch in Palma de Mallorca (CNAAE, 2020, Online im Internet). Wir erinnern uns, dass das der Ort einer Statue von Junípero Serra war.
Am 20. Juni 2020 trafen sich 60 Aktivisten und Anhänger der Black Lives Matter-Organisation im Vater Serra Park, einem Park in Downtown Los Angeles, welcher nach Junípero Serra benannt wurde. Sie umschlangen seine Statue mit Seilen und riefen im Chor: “Take it down!” (Miranda, 2020, Online im Internet). Wir weisen auf diese ganzen Beispiele hin, weil wir zeigen wollen, dass es nicht nur ein lokales Problem betreffend Junipero Serra gibt, sondern dass dieses auch auf einer globalen Ebene existiert.

Comunidad Negra Africana y Afrodescendiente en España (CNAAE)

Um nun auf die bereits mehrfach hingewiesene Organisation Comunidad Negra Africana y Afrodescendiente en España (abk.: CNAAE) einzugehen, stellen wir diese Gruppierung vor. Die CNNAE ist eine Vereinigung, welche sich für Benachteiligte rassistischen Hintergrundes einsetzt. Sie wollen strukturellen Rassismus abbauen und dem Problem des alltäglichen Rassismus eine größere Bühne geben. Ziel ist es, den Afrikanern und afrikanisch-stämmigen Personen in Spanien zu helfen sowie allen weiteren aufgrund von Rassismus benachteiligten Personen. Diese sollen anerkannt werden, sich frei entwickeln sowie entfalten können und die Gerechtigkeit erfahren, die ihnen zum Teil noch nicht anerkannt wird, so wie es das Gesetz und ein gesunder Menschenverstand vorsieht. Diese Organisation leistet schon seit mehreren Jahren Aufklärungsarbeit und Proteste; unter anderem in den autonomen Gemeinschaften Katalonien, Madrid, den Kanaren, auf Mallorca sowie auf internationaler Ebene (CNAAE, 2020, Online im Internet).
Als ein Beispiel der Arbeit der Organisation lassen sich jüngste Proteste vom 25. Juni in Murcia (Spanien) und vom 27. Juni diesen Jahres in Cartagena (Kolumbien) einordnen. Grund für diese Proteste ist der Mord an Younes Bilal am 13. Juni 2021. Er war ein 37-jähriger marokkanischer Einwanderer, der durch den ehemaligen Militär-Offizier Carlos Patricio erschossen wurde. Patricio hatte am späten Sonntagabend Younes aus nächster Nähe erschossen, als er mit Freunden in einem Café in Mazarrón saß. „Ich will keine Moros hier“ (dt. Mauren), sagte er nach Augenzeugen in dem Café. So werden Nordafrikaner in Spanien oft abfällig genannt. Patricio verließ das Café nachdem Younes ihn gebeten hatte Respekt zu zeigen und die Kellnerin nicht so anzugehen. Patricio ging nach Hause, um sich seine Waffe zu holen und kehrte ins Café zurück. Dort schoss er einmal in die Luft und fragte Younes, ob dieser den Mut habe aufzustehen. Als Younes tatsächlich aufstand, bekam er 3 Schüsse in die Brust. Der Mord an Younes jedenfalls hat für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Und die folgenden Proteste führten zu einer der aktuellsten Black Lives Matter-Bewegung, da die Protestanten “Wir sind alle Younes” skandierten. In den sozialen Medien wurde unter den Hashtags #TodosSomosYounes, #MoroccanLivesMatter und #JusticeForYounes diskutiert (Streck, 2021, Online im Internet). Die CNNAE organisierte weiterhin beispielsweise am 6. Juni eine Demonstration in Madrid gegen den institutionellen Rassismus. Es waren verschiedene Gruppierungen anzutreffen, die sich alle für Menschlichkeit einsetzten. Der 6. Juni war weiterhin der erste Jahrestag der Gründung der Comunidad Negra Africana y Afrodescendiente en España, was aufzeigt, wie jung diese Vereinigung noch ist und wie aktiv sie bereits arbeitet. Einer ihrer ersten Proteste war letztes Jahr 2020 in Barcelona am 7. Juni auf dem Sant Jaume Platz in Erinnerung an George Floyd, welcher am 25. Mai getötet wurde. Diese enge Verknüpfung mit den Black Lives Matter-Bewegungen führt zu einer besseren Mobilisierung der Menschen gegen den Rassismus. Das Thema wird viel aktiver diskutiert und man fordert bessere Verhältnisse der Betroffenen und klärt besser auf (t.i.c.t.a.c., 2020, Online im Internet).

Arbeit der Aktivist*innen

Die vorgestellte Aktivistengruppe arbeitet vor allem dekolonial und antirassistisch. Wie wir an ein paar Beispielen deutlich machen konnten, organisierten die Gruppe auch Demonstrationen bzw. Proteste im Namen der Black Lives Matter-Bewegung. Hierbei sprechen sie ganz klar die Klassifizierung durch körperliche Merkmale, in diesem Fall unterschiedliche Hautfarben, an und lehnen dieses Klassifikationssystem auch konsequent ab, denn auf ihrer Website schreiben sie auch, dass man sich versammeln soll, egal welche Hautfarbe man hat (ebd.). Der britische Soziologe Stuart Hall beschrieb in seinem Beitrag zu Theorien über Rassismus, dass Rassismus vor allem damit zu tun hat, dass bestimmte Gruppen, in dem Fall Menschen mit dunklerer bis hin zu dunkler Hautfarbe, von materiellen, sowie symbolischen Ressourcen ausgeschlossen werden, damit die Gruppe, die diesen Menschen gegenübersteht, einen sozialen, ökonomischen und politischen Vorteil hat (Hall, 2000, S.7). Das ist, wenn wir es aus einem historischen Blickwinkel betrachten, ganz simpel gesagt, Kolonialismus. Wie wir wissen, war Junípero Serra ein Missionar, welcher sich primär mit der Erkundung/Missionierung der Westküste beschäftigte. Er hat im Auftrag der Kirche gehandelt und wollte somit das Christentum unter den Ureinwohnern verbreiten. Man muss Junípero Serra anrechnen, dass er sich selbst gegen Versklavung eingesetzt hat und auch diese nicht selbst durchgeführt hat. Dennoch hat er eine Gruppe von Menschen mit dunkler Hautfarbe unterdrückt und Teile der vereinigten Staaten kolonialisiert, mit dem Ziel, ökonomisch und politisch das Beste für sein Land herauszubekommen und dabei seine religiöse Überzeugungen auf andere übertragen zu wollen. Er war ganz klar im Vorteil gegenüber der indigenen Bevölkerung, welche in der Unterzahl war und sich nicht wirklich wehren konnte. Die CNAAE weist das Ideologieproblem auf, welches sich über die Zeit mit solchen Taten verknüpft hatte, nämlich dass die Bedeutungsproduktion mit der Frage der Macht verknüpft ist. Um nochmal auf die Black Lives Matter Proteste im Allgemeinen zurückzukommen, sehen wir ein wirklich klares Bild davon. Ein Polizist, welcher an sich schon einen hohen Status in der Gesellschaft hat, nutzt seine Rolle im System aus und geht so weit, dass er einen dunkelhäutigen Menschen langsam und qualvoll tötet, indem der Polizist Derek Chauvin 9 Minuten und 29 Sekunden auf seinem Hals kniete (Tagesschau, 2021, Online im Internet). Dazu ist er nicht nur sinnbildlich (als Polizist) in einer Machtposition, sondern auch physisch, indem er auf der Kehle von George Floyd kniet. Und genau weil die Aktivisten von CNAAE auch Proteste im Gedenken an George Floyd oder auch Younes Bilal organisieren, können wir sagen, dass sie definitiv antirassistisch motiviert sind. Weiterhin können wir davon ausgehen, dass sie auch ein Ziel der Antikolonisation im Auge haben, weil sie, unserer Vermutung nach, die Statue von Junípero Serra in Palma de Mallorca beschmiert haben und sich somit gegen seine Taten und sein Vorgehen als Missionar aussprechen.

Reaktionen auf Proteste zu Junípero Serra

Auf die Vorfälle im Zusammenhang mit dem umstrittenen Junípero Serra und dessen Statuen reagierten Menschen aus den unterschiedlichsten Teilen der Gesellschaft. Während die Verteidigung des Heiligen durch die Angehörigen der Kirche generell verhalten ausfällt, findet Salvatore Cordileone jedoch deutliche Worte. Der Erzbischof von San Francisco meint, die “Bewegung der Versöhnung und gegen die Ungerechtigkeiten des Rassismus […] ist gekapert worden von einer Minderheit, die Gewalt, Plünderungen und Vandalismus begeht]” (Cordileone 2020). Er betont weiterhin das Engagement der durch Serra inspirierten Franziskanerorden, die den Armen und Unterdrückten dienen. Er habe tausende Ureinwohner zum Christentum bekehrt, und sie neue Technologien gelehrt, sei für sie gleichermaßen Anwalt und Verfechter der Menschenrechte gewesen. Dies werde vergessen, da Serra durch Kritiker oftmals als Symbol von europäischem Kolonialismus oder sogar selbst als Missbrauchstäter gebrandmarkt wird, so der Würdenträger. Jedoch sei der Heilige selbst mit schwerer Verletzung zum König gereist, um Befugnisse zu erhalten, das Militär, das die Indianer missbrauchte, zu disziplinieren. Cordileone schließt mit dem Eingeständnis historischen Unrechts, verweist auf eine ausreichende Erinnerungskultur, doch stellt ebenso klar, dass eine Neuschreibung der Geschichte nicht möglich ist (CNA Deutsch-Redaktion, 2020, Online im Internet).
Folgend auf die Stellungnahme des Erzbischofs meldete sich auch die Ureinwohnerin Molly McGettigan Arthur zu Wort. In einem Artikel des Marin Independent Journal übt sie schwere Kritik an demselben, wirft ihm unter anderem die selbe Sichtweise vor, die Serra und den Franziskanern in ihren Augen ihr Taten rechtfertigten. Sie stellt ein ums Andere mal klar, dass indigene Völker und ihre Spiritualität nicht dämonisch seien, und dass diese von der Kirche auch weder so benannt noch aufgefasst werden sollen. Sie fordert anschließend mehr Selbstreflektion der Kirche und die Bitte um Vergebung, allerdings nicht für sich selbst, sondern für die indigene Jugend. Arthur bekräftigt, man solle sie um Vergebung bitten und den Dialog suchen, anstatt sie zu kriminalisieren, zu bestrafen oder gar Rache zu suchen. Abschließend betont sie die Wichtigkeit der respektvollen und insbesondere wahrheitsgemäßen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, um angeschlagene Beziehungen wiederherzustellen (Arthur, 2021, Online im Internet).
Ronald Philipp Andrade (verst. 2016), ehem. Direktor der “Los Angeles City/County Native American Indian Commission” geht sogar noch weiter und sagt “Serra verdient es sogar mit Hitler verglichen zu werden, er ist verantwortlich für das Verschwinden von 90% der lokalen Bevölkerung” (Andrade 2016). Er kritisiert daraufhin auch seine Heiligsprechung, bezeichnet sie als absurd, ebenso wie die der spanischen Eroberer Hernán Cortés und Francisco Pizarro. Es wird fortwährend betont, dass die historische Debatte mit den politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart untrennbar verbunden ist (Hoyos, 2019, Online im Internet).
Doch wie schließt die historische Debatte nun in der Gegenwart an, und wie könnte in Zukunft mit dieser Thematik umgegangen werden?
Allgemein zeigt sich ein deutlicher Unterschied in Umgang zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien. Beispielsweise ist in Sacramento geplant, die gestürzte Serra-Statue im Capitol Park zu ersetzen mit einem Denkmal für die Würdigung regionaler Stämme, so der Abgeordnete des kalifornischen Unterhauses, James Ramos. Dieser sagt unter anderem, es gebe in den Schulen und in den Geschichtsbüchern nur eine unzureichende Thematisierung der Versklavung der Ureinwohner. Er fährt fort und stellt klar, “spanische Mönche und das Militär haben die Native Americans unterdrückt und versklavt” (Ramos 2021). Mit dieser Aussage setzt er ein Zeichen, das Eingeständnis und der Rückhalt auf politischer Ebene sind enorm wichtig für sämtliche Organisationen, die sich gegen Rassismus und gegen das Verschweigen einsetzen. Außerdem sichert die Politik in Kalifornien Spenden zu, beispielsweise für das California Indian Heritage Center in West Sacramento, für Projekte sowie für Parks zur Aufklärung (Bojórquez, 2021, Online im Internet).
In Spanien andererseits vertritt man eine andere Meinung, so sei es nach Emilio Sáenz-Francés, einem spanischen Historiker der Universität Madrid absurd, “amerikanische Sklavenhändler aus dem 19. Jahrhundert mit spanischen Eroberern aus dem 16. Jahrhundert in einen Sack zu packen” (Sáenz-Francés, 2020). Er besteht weiterhin darauf, dass Dinge nicht aus dem Kontext gerissen oder gar mit “der moralischen Brille von heute” (Sáenz-Francés 2020) beurteilt werden sollen. 2021 ist der 500. Jahrestag der Eroberung des Aztekenreichs, mit Blick auf diese Jährung forderte der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador von Spanien und dem Vatikan eine Entschuldigung für die Verbrechen der Eroberer. Diese Forderung jedoch wurde bereits von Pedro Sánchez abgelehnt (o.V., 2020, Online im Internet). Auch die spanische Königsfamilie besuchte noch das Geburtshaus Serras, jedoch wird dies von Organisationen und Opposition als subtile Geste der Wiedergutmachung verstanden. In Spanien setzen sich lediglich die linke Podemos, die katalonischen Separatisten sowie eine mallorquinische Lokalpartei für die Entfernung der Denkmäler ein, mit der Begründung, Genozid und Versklavung der amerikanischen Ureinwohner sei gefördert worden.

Fazit

Wir können nun auf die Frage eingehen, ob es gerechtfertigt ist, dass solche Taten an den Statuen von Junípero Serra vergangen werden und inwieweit (nach unserer persönlichen Meinung) wir mit der Organisation einhergehen können.
Zunächst ist es wichtig, die jeweiligen Gesellschaftsformationen und Verhaltensmuster aus deren zeitlichen Eigenperspektive zu betrachten, um rückschauende Anmaßung der später Lebenden zu vermeiden. Das soll heißen, dass wir heutzutage aufgeschlossener und fortgeschrittener sind, als die Menschen vor einigen Generationen. Beispielsweise wurde das Wort “Neger” im 17. Jahrhundert in den deutschen Sprachgebrauch aufgenommen und genutzt, um Schwarze zu beschreiben und bereits ab dem Ende des 18. Jahrhunderts wurde es als abwertender Begriff genutzt (Kilomba, 2009, Online im Internet). Heutzutage meidet man dieses Wort oder umschreibt es als das “N-Wort”, da vielen die rassistische Natur dieses Begriffes klar ist. Änderungen dauern manchmal an, und so braucht es auch Zeit, um zu erkennen, dass frühere Taten eventuell sogar Fehler waren. Mit Blick auf Serra jedenfalls lässt sich sagen, dass er für seine Zeit gerecht gehandelt hat. Wir können die Aussage von Emilio Sáenz-Francés unterstützen. Heutzutage wäre es ein schlimmes Verbrechen solche Sachen zu begehen. Allerdings war es nun damals leider gang und gäbe solche Strukturen zu verfolgen. Das soll natürlich nicht die Taten neutralisieren, aber es lässt diese besser nachvollziehen. Wir sind alle im Nachhinein schlauer und wissen, dass solche Vergehen keinesfalls gerechtfertigt werden sollten und es wichtig ist, auf die Missstände in der Geschichte hinzuweisen. Wir müssen jeden Tag aufs Neue beweisen, dass wir einen anderen – besseren Weg gehen und uns für unsere Mitmenschen in Not einsetzen. Eines unserer obersten Ziele sollte es sein, Rassismus abzubauen, uns zu informieren und sich seiner eigenen Lage bewusst zu sein. Zu wissen, was es heißt, privilegiert zu sein. Unsere Verantwortung zu kennen und dieser nachzukommen!

#blacklivesmatter

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Arthur, Molly McGettigan. 2021. Marin Voice: Facing historic evil while considering charges
in Serra statue case. https://www.marinij.com/2021/05/06/marin-voice-facing-historic-evil-while-considering-charges-in-serra-statue-case/ Letzter Zugriff: 30.06.2021

Bojórquez, Kim. 2021. Out with Junípero Serra, in with Native Americans. Plan calls for replacing Capitol Park statue. https://www.sacbee.com/news/politics-government/capitol-alert/article251041039.html Letzter Zugriff: 30.06.2021

CNA Deutsch-Redaktion. 2020. Nach Sturz der Statue von St. Junipero: Erzbischof von San Franzisco verurteilt Gewaltakte.
https://de.catholicnewsagency.com/story/nach-sturz-der-statue-von-st-junipero-erzbischof-von-san-franzisco-verurteilt-gewaltakte-6455 Letzter Zugriff: 30.06.2021

Comunidad Negra Africana y Afrodescendiente en España. 2020. https://cnaae.org/#somos
Letzter Zugriff: 30.06.2021

Duignan, Brian. 2020. Black Lives Matter.
https://www.britannica.com/topic/Black-Lives-Matter Letzter Zugriff: 30.06.2021

Hoyos, Francisco Martínez. 2019. Junípero Serra, ¿ángel o demonio?
https://www.lavanguardia.com/historiayvida/edad-moderna/20190704/47311390940/junipero-serra-angel-o-demonio.htm Letzter Zugriff: 30.06.2021

Kilomba, Grada. 2009. Das N-Wort.
https://www.bpb.de/gesellschaft/migration/afrikanische-diaspora/59448/das-n-wort?p=2 Letzter Zugriff: 30.06.2021

King. Jr., Martin Luther. Ausschnitt aus der ‘I Have a Dream’-Rede am 28. August 1963 in Washington D.C.

Miranda, Carolina. A. 2020. At Los Angeles toppling of Junipero Serra statue, activists want full history told.
https://www.latimes.com/entertainment-arts/story/2020-06-20/statue-junipero-serra-monument-protest-activists-take-down-los-angeles Letzter Zugriff: 30.06.2021

Streck, Ralf . 2021. Spanien: Erst rassistischer Mord, danach Messerattacke in
Hungerschlange. https://www.buchkomplizen.de/blog/auslandsbericht/spanien-erst-rassistischer-mord-danach-messerattacke-in-hungerschlange/ Letzter Zugriff: 30.06.2021

Tagesschau. 2021. Ein Jahr nach Tod: Schweigeminute für George Floyd.
https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/floyd-gedenken-101.html Letzter Zugriff: 30.06.2021

t.i.c.t.a.c. – Taller de Intervenciones Críticas Transfeministas Antirracistas Combativas. 2020.
Manifiesto de la Comunidad Negra Africana y Afrodescendiente en España. https://desde-elmargen.net/manifiesto-de-la-comunidad-negra-africana-y-afrodescendiente-en-espana/ Letzter Zugriff: 30.06.2021

World Heritage Encyclopedia. 2021. Junípero Serra.
http://self.gutenberg.org/articles/eng/Jun%C3%ADpero_Serra Letzter Zugriff: 30.06.2021

o.V. 2015. Grab von Junípero Serra in Kalifornien geschändet.
https://www.mallorcazeitung.es/lokales/2015/09/27/grab-junipero-serra-kalifornien-geschandet/38843.html Letzter Zugriff: 30.06.2021

o.V. 2020. Nun auch Proteste in Spanien gegen Statuen und Denkmäler.
https://www.derstandard.de/story/2000118303395/nun-auch-proteste-in-spanien-gegen-statuen-und-denkmaeler Letzter Zugriff: 30.06.2021

o.V. 2012. Padre Junipero Serra – Palma, Mallorca, Spain.
https://www.waymarking.com/waymarks/WMF0R6_Padre_Junipero_Serra_Palma_Mallorca_Spain Letzter Zugriff: 30.06.2021

Literaturquellen

Hall, Stuart in Rätzhel, Nora. 2000. Theorien über Rassismus. Rassismus als ideologischer Diskurs. 1. Auflage. Argument Verlag: Hamburg.

Decolonizando (Lissabon, Portugal)

Antirassistische und dekoloniale Interventionen
gegen die Statue von Pater António Vieira in Lissabon

Autorschaft: Johanna Beste und Luca Hirsekorn
Aktivistische Gruppe: Decolonizando
Statue / Monument: Statue von Pater António Vieira in Lissabon
Ort (Stadt, Land): Lissabon, Portugal

Statue António Vieiras in Lissabon

Ein Land, in dem die Kolonialgeschichte noch nicht sehr lange zurück liegt, ist Portugal. In der Diktatur des Estado Novo unter Antonio Salazar wurde stark an den Kolonien, später auch „Überseegebiete“ genannt, festgehalten. Sie wurden durch den portugiesischen Kolonialkrieg aufrechterhalten (TU Chemnitz, Portugiesische Erinnerungskulturen, 2006). Erst im Zuge der Nelkenrevolution 1974, durch die Salazars Regime gestürzt wurde, konnten Länder wie Guinea-Bissau oder Angola Mitte der 1970er Jahre die eigene Unabhängigkeit erklären, also viel später als die meisten früher kolonisierten Länder in Afrika, die diesen Status zum größten Teil in den 1960er Jahren ablegten. Durch die historische Nähe ist es besonders interessant zu untersuchen, wie in Portugal mit dem kolonialen Erbe umgegangen wird, welche Perspektiven verbreitet sind und wie dort heute Erinnerungskultur betrieben wird.
Ein Beispiel dafür ist die Statue von Padre António Vieira auf dem Platz Largo Trinidade Coelho in Lissabon. Die in der Stadt sehr zentral aufgestellte Skulptur zeigt den Jesuitenpriester in seinem Gewand, der mit ausgestrecktem Arm ein Kreuz vor sich hält. Zu seinen Füßen befinden sich drei südamerikanische, indigene Kinder; halbnackt und in traditioneller Kleidung. Sie knien und stehen vor dem Priester, als würden sie Schutz unter ihm suchen. Hier ist bereits ein Machtgefälle erkennbar, Vieira wird als Retter dargestellt. Die Inschrift auf dem Sockel der Statue besteht neben Namen, Geburts- und Todesdatum António Vieiras aus folgenden Worten: „Jesuit, Prediger, Priester, Politiker, Diplomat, Verteidiger der Indianer und Menschenrechte, Kämpfer gegen die Inquisition“ (Statues Vanderkrogt, Padre António Vieira, 2017). Die vom Künstler Marco Fidalgo gewählten Formulierungen zeichnen bereits ein klares und sehr positives Bild der Figur.

Intervention 2017

Nachdem die Statue 2017 errichtet wurde, zeigte sich, dass nicht alle mit dieser einseitigen Darstellung einverstanden sind. Die Gruppe „Descolonizando“ rief zu einer Gedenkveranstaltung am 05. Oktober 2017 auf. Sie bezeichnen sich selbst als „überparteiliche Gruppe aus mehreren Forscher:innen, Lehrer:innen und Künstler:innen verschiedener Nationalitäten“ und „dekolonisierendes Kollektiv“. Viel mehr als diese Eigenbezeichnung ist über die Gruppe nicht zu erfahren (Descolonizando, Facebook, 13.10.2017). Die Gruppe plante an der Statue Blumen niederzulegen, Kerzen anzuzünden und mit dem Rezitieren von Texten und Gedichten den Opfern von Sklaverei und Kolonialismus zu gedenken (Descolonizando, Facebook, 28.09.2017).
Als die 15 Demonstrierenden an dem Platz der Statue ankamen, fanden sie dort bereits eine größere Ansammlung von Mitgliedern der ultrarechten Gruppierung „Portugueses Primeiro“ vor, die im Voraus von der geplanten Veranstaltung erfahren hatten und zu einer Gegenveranstaltung mobilisierten. Sie hielten die Teilnehmer:innen der Aktion „Descolonizandos“ davon ab, zur Statue zu gelangen, sie schwenkten portugiesische und der eigenen Gruppe zugeordneten Flaggen und „verteidigten“ laut eigener Aussage die Statue vor „Descolonizando“, deren Ziel eine „Geschichtsverdrehung“ sei (Diarios de Noticias, Extrema-direita impede manifestação contra estátua do padre António Vieira em Lisboa, 06.10.2017). Mamadou Ba, ein Teilnehmer der Gedenkveranstaltung äußerte sich zum Verhalten der rechten Gruppe wie folgt: „Es gab keine Konfrontation, weil das keine Absicht von uns war. Wir haben alles getan, um zu verhindern, was die Absicht der Skinheads war: eine Konfrontation zu provozieren, um die Demonstration zu verhindern, aber vor allem, um eine politische Position zu manifestieren.“ (frei übersetzt aus: Diarios de Noticias, Extrema-direita impede manifestação contra estátua do padre António Vieira em Lisboa, 06.10.201). Trotz der zuvor erfolgten Anmeldung und Genehmigung der Intervention „Descolonizandos“ griff die Polizei laut Aussage der beiden aufeinandergetroffenen Gruppen nicht in die Situation ein (Descolonizando, Facebook, 13.10.2017; Jovens Portugueses Primeiro, Facebook, 05.10.2017).

Kritik der Gruppe

Eine Woche später reagierte die Gruppe „Descolonizando“ auf den Vorfall. Auf ihrem Facebook-Profil veröffentlichten sie ein Statement mit zehn Punkten, in dem sie sich erklärten (Descolonizando, Facebook, 13.10.2017). Sie gehen darin auf den Vorfall am 5. Oktober ein und übernehmen die Verantwortung für die Planung der Veranstaltung, distanzieren sich allerdings von jeglicher angeblich geplanten Gewalt gegen die Statue. Sie hätten nie die Absicht der Zerstörung der Plastik gehabt, weshalb ein „Schützen“ durch die rechte Gruppierung sinnlos gewesen sei.
Vielmehr als gegen die Statue richtet sich die Kritik der „Descolonizandos“ gegen die Darstellung des Padre Antonio Vieira in der Öffentlichkeit. Die Gruppe bezeichnet diese als „ästhetisch fragwürdig“ und dem Erbe Vieiras nicht gerecht werdend.
An dieser Stelle folgt ein kurzer Exkurs zu dessen Wirken. António Vieira, der bereits früh in seinem Leben nach Brasilien kam, wurde dort in einem Jesuitenkolleg ausgebildet und nahm dann 1635 die Missionierungsarbeit bei Stämmen der indigenen Bevölkerung im Amazonasgebiet auf. Später arbeitete er im Dienst des portugiesischen Königs Johann IV. in Europa als Diplomat und setzte sich unter anderem für die Gründung der „Allgemeinen Gesellschaft des Brasilienhandels“ ein, deren Hauptaufgabe es war, den portugiesischen Handelskonvoi zu sichern. Dieser beinhaltete zum einen die Überbringung von Sklaven aus Angola nach Brasilien, um sie dort auf den Zuckerplantagen arbeiten zu lassen und zum anderen die Überlieferung von brasilianischem Zucker über den Schiffsweg nach Portugal. Dieser war zu der Zeit um 1650 das wichtigste Mittel der Gewinnschöpfung aus den Kolonialgebieten für Portugal (Nautical Archaeology Program, Texas A&M University, A perda do galeão São Pantaleão (1651), 2003). Als Vieira später wieder nach Brasilien kam, um dort die Missionierung weiterzuführen, geriet er in Konflikt mit der Kolonialverwaltung, die auch die indigene Bevölkerung zunehmend versklaven wollte. Vieira, bzw. der Jesuitenorden, erlangte auf eine Bitte beim portugiesischen König daraufhin die Hoheit über ein von ca. 200.000 Menschen bewohntes Gebiet im Nordosten Brasiliens. Dort konnte über Vieiras Tod 1697 hinaus die Missionsarbeit weitergeführt werden. Vieira wird heute als einer der größten Literaten des portugiesischsprachigen Raums angesehen und das im Estado Novo konstruierte Bild des „guten Kolonisators“, der die Menschenrechte verteidigte und gegen die Sklaverei kämpfte, wird bis heute reproduziert (Britannica, António Vieira, 2021).
Genau an diesem Punkt setzt auch „Descolonizando“ die Kritik an. Sie sprechen sich gegen eine lusotropische Geschichtsauffassung aus, also eine mysthifiziert, konstruierte Verbindung zwischen den portugiesischsprachigen Ländern (bpb, Die Gemeinschaft Portugiesisch-sprachiger Staaten und die EU, 26.05.2002), die den portugiesischen Kolonialismus als wohlwollendes Projekt präsentiert. Mit dieser Auffassung geht laut „Descolonizando“ die Komplexität der Figur Vieiras unter. Der Priester sprach sich nicht generell gegen Sklavenhandel aus, er befürwortete die Versklavung von Menschen aus afrikanischen Kolonien und ging lediglich gegen die Versklavung der indigenen Bevölkerung in Brasilien vor, da diese nicht mit der Missionsarbeit vereinbar war. Die idealisierte Darstellung der Statue blendet also historische, koloniale Hinterlassenschaften aus und stellt sie nicht in den öffentlichen Diskurs.
Deshalb fordert die Gruppe eine kritische Auseinandersetzung mit der Person und dem Wirken Vieiras im Bildungssystem Portugals. Eine Auseinandersetzung, in der auch die massive Versklavung von Menschen aus Afrika, die von dem Priester als Lösung für das Kolonialsystem in Brasilien befürwortet wurde, aufgearbeitet wird.
Auch das Handeln des Jesuitenordens und der katholischen Kirche müssen aufgearbeitet werden, so die Gruppe in ihrem Statement. Die Missionierung, die auch unter Vieira durchgeführt wurde, beinhaltete die Enteignung der Indigenen, Zwangsumsiedlungen in christliche Siedlungen und damit einhergehend eine Christianisierung und „kulturelle Erziehung“ (Kulturas, Kulturvermittlung in Schwarz: Padre António Vieira, April 2003). Dieser sogenannten Erziehung lag das Motiv zugrunde, das Stuart Hall als „Binäre Spaltung“ bezeichnet. Durch die Aufteilung in die eigene hochentwickelte Kultur und die primitive Kultur der Anderen, findet ein „Othering“ (Diversity Arts Culture Berlin, Wörterbuch – Othering), also eine symbolische Ausschließung des „Fremden“, statt. Diese Identifikation einer Gruppe über die konstruierten, gegenteiligen Werte einer weiteren Gruppe stellt laut Hall einen Grundsatz des Rassismus dar (Hall, Stuart, 2000, S.13-15).
Zudem nimmt Vieira in der Darstellung die Position des „White Saviors“ ein, der von der Überlegenheit seiner eigenen Bildung und Weltanschauung überzeugt ist und die indigene Bevölkerung aus ihrer „Unwissenheit“ erlöst (Brückenwind Bildungsarbeit, White Savior Complex, 09.09.2020). Diese Reproduktion von kritischen Perspektiven wollen die Mitglieder von „Descolonizando“ stoppen. Sie weisen darauf hin, dass das Bild des „guten Kolonisators“ Portugals aus dem „Estado Novo“ stammt und Vieira diesem Bild nicht entspricht. Sie kritisieren auch, dass durch die späte Errichtung der Statue im Jahr 2017 keine Einordnung dieser in den historischen Kontext mehr möglich ist, sei es der Estado Novo oder die Lebenszeit des Jesuiten. Damit entzieht sich die Darstellung einer Aufarbeitung und Kontextualisierung, was sich aus Sicht der Gruppe ändern sollte. Sie räumen zwar ein, dass es jedem Land freistehe, auf die eigene Kultur stolz zu sein, fordern allerdings ein Lernen aus der Geschichte, statt einer immer fortlaufenden, nicht hinterfragten Reproduktion von Narrativen. Ihr Fokus liegt also im Speziellen weder auf der Statue des Padre António Vieira noch auf Statuen generell, sondern vielmehr darin, die eigene Geschichte Portugals kritisch zu betrachten und neue Perspektiven zu eröffnen, durch die Geschichtsschreibung passiert. Sie fordern eine Dekolonisierung.
Nach dem öffentlichen Statement zu den Geschehnissen verschwindet die Gruppe von der Bildfläche, der Facebookaccount „Descolonizando“ hat seitdem keine neueren Aktivitäten.
Trotzdem war das nicht die einzige Intervention in Bezug auf die Statue von António Vieira.

Intervention 2020

Als die globalen Black Lives Matter-Proteste 2020 auch Portugal erreichten, geriet die Statue des Padre António Vieira erneut in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Am 10.06.2020 wurde von einem:einer unbekannten Nutzer:in auf Twitter ein später wieder gelöschter Aufruf zur Zerstörung der Statue gepostet, da diese „eine Ode an den Kolonialismus“ darstelle (ZAP.aeiou, Investigado tweet que fala em destruir estátua do Padre António Vieira (Mamadou Ba nega autoria moral das pinturas), 13.06.2020).
Am darauffolgenden Tag, dem 11.06., bemalten Unbekannte die Statue mit roter Farbe und schrieben das Wort „Descoloniza“ (dt.: Dekolonisieren) auf den Sockel. Gesicht und Körper von Vieira wurden rot eingefärbt, den indigenen Kindern Herzen aufgemalt und die Inschrift auf dem Sockel unkenntlich gemacht (Expresso, Padre António Vieira. Investigado tweet que incentivou a destruição de estátua, 12.06.2021). Auch ohne ein Bekennerschreiben oder Wissen über die Urheber:innenschaft, legt die Art der Darstellung die Vermutung nahe, dass die Aktivist:innen wie auch bei dem Tweet Kritik an der kolonialen Symbolkraft der Statue übten.
Über den Vorfall berichteten einige portugiesische Zeitungen, verschiedene Politiker:innen positionierten sich dazu und in den sozialen Netzwerken wie Twitter partizipierten auch Teile der Zivilgesellschaft am Diskurs.

Politische Reaktion

Antirassismus ist nach Stuart Hall nie per se gegeben, sondern muss immer erst aktiv politisch hergestellt werden. Eine Gesellschaft ohne antirassistische Politik sei daher zwangsläufig eine rassistische Gesellschaft (Hall, 2000, 9). Vor diesem Hintergrund gelten die folgen-den politischen Reaktionen dann als antirassistisch, wenn sie den Status quo aktiv herausfordern und sich für eine dekoloniale Aufarbeitung stark machen.
Als direkte Reaktion auf die Intervention wurden von behördlicher Seite aus zunächst Untersuchungen zum Zusammenhang des Tweets mit der Bemalung der Statue und eine Fahndung nach den Urheber:innen aufgenommen (ZAP.aeiou, Investigado tweet que fala em destruir estátua do Padre António Vieira (Mamadou Ba nega autoria moral das pinturas), 13.06.2020). Die Stadt Lissabon entfernte die rote Farbe bereits am 12.06.2020, postete Bilder von der Reinigung auf Twitter und schrieb dazu, dass alle Akte von Vandalismus gegen das kollektive Erbe der Stadt unzulässig seien (Lisboa, Twitter, 12.06.2021).
Die Bezeichnung der aktivistischen Intervention als „Vandalismus“ wurde vielfach von Medien, Politiker:innen und Bürger:innen übernommen. So auch vom portugiesischen Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa in einer Presseerklärung, in der er die Aktion mit dem Akt der Bücherverbrennung verglich, António Vieira als „Visionär“ und einen der „größten portugiesischen Schriftsteller“ hervorhob und eine „grundlose Radikalisierung“ der Gesellschaft anmahnte. Zwar gäbe es auch in Portugal Rassismus, aber man müsse die Statue als Zeugnis der Geschichte annehmen, nicht zerstören (Publico, Marcelo: é “verdadeiramente imbecil” vandalização de estátua do padre António Vieira, 15.06.2020).
Die Aufgabe eines überparteilichen Repräsentanten des Staates wie Marcelo Rebelo de Sousa ist es, die gesamte Gesellschaft über Grenzen und Differenzen sozialer Gruppen hinweg anzusprechen. Eine Analyse der Presseerklärung aus rassismuskritischer Perspektive nach Stuart Hall zeigt jedoch, dass der Staatspräsident eine bereits von „Descolonizando“ 2017 kritisierte, einseitige historische Sichtweise reproduziert hat, während andere Perspektiven ausgeschlossen wurden. Nach Hall entstehen Ausschließungspraxen in Diskursen dann, „wenn die Produktion von Bedeutungen mit Machtstrategien verknüpft sind und diese dazu dienen, bestimmte Gruppen vom Zugang zu kulturellen und symbolischen Ressourcen auszuschließen“ (Hall, 2000, 7). Durch das Framing der Intervention als Zensur, radikal und zerstörerisch findet ein Prozess der Versicherheitlichung statt, indem die Aktion als Gefährdung der öffentlichen Ordnung dargestellt und ihr somit jegliche Legitimität abgesprochen wird. Gleichzeitig wird das Bild Vieiras als nationale Heldenfigur reproduziert. Eine Debatte über die Bedeutung der Bemalung, Kritik an der Statue oder eine selbstkritische Reflexion über den Stand der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit finden vor diesem Hintergrund weiterhin keinen Platz im Diskurs.
Argumentativ sind die Reaktionen innerhalb des rechten politischen Spektrums ähnlich ausgefallen. Francisco Rodrigues dos Santos, Präsident der rechtskonservativen Partei CDS, und André Ventura, Gründer der jungen rechtsextremen Partei Chega, äußerten sich unmittelbar nach dem Bekanntwerden der aktivistischen Intervention. Sie verurteilten den „Vandalismus“ und stellten die Aktion als „Angriff auf die nationale Kultur“ dar (André Ventura, Twitter, 11.06.2020; Expresso, Estátua do Padre António Vieira. Líder do CDS compara vandalismo com atos do Estado Islâmico, 11.06.2020). Der CDS-Präsident zog sogar einen Vergleich hinsichtlich der Zerstörung des Museums in Mosul und Palmira durch den sogenannten Islamischen Staat.
Die Person António Vieira wird damit als Sinnbild der Kultur und Geschichte gedeutet und die Bemalung der Statue zu einem terroristischen Angriff auf die portugiesische Nation erklärt. Wie auch bei der rechten Gruppe „Portugueses Primeiro“ 2017 lassen sich Schutz- und Verteidigungsmotive im Zusammenhang mit einem konstruierten Bedrohungsszenario erkennen. Nach Stuart Hall dreht sich die Politik des Rassismus und des Antirassismus um die Produktion und Reproduktion der gesellschaftlichen Identität (Hall, 2000, 16). In ihren Statements reproduzieren die Vertreter von CDS und Chega das Bild einer homogenen nationalen Gemeinschaft, die in der weißen, christlichen Figur des Padre António Vieira ihren Ausdruck findet – und die sich gegen ihre vermeintlichen Gegner:innen zur Wehr setzen muss. Ohne, dass explizit von einem „wir“ und einem „ihr“ die Rede ist, wird diskursiv deutlich, wer zur Gesellschaft dazugehört und wer nicht.
Die kommunistische Partei PCP veröffentlichte ebenfalls ein Statement zur Intervention auf ihrer Website, in dem sie sich gegen den „Vandalismus“ positionierte. In ihrem Statement erhob sie den Vorwurf, die Aktion würde lediglich gesellschaftliche Konflikte fördern und betonte, dass soziale Gerechtigkeit den gemeinsamen Kampf aller Arbeiter erfordere (PCP, Sobre a vandalização do monumento ao Padre António Vieira, 12.06.2020). Die Universalisierung der Arbeiter:innenschaft und die Priorisierung der ökonomischen Befreiung stellt nach Hall jedoch einen blinden Fleck innerhalb der linken Bewegung dar, da Interessen auf Grundlage der Kategorien „Klasse“ und „race“ nicht deckungsgleich seien (Hall, 2000, 9). Indem die PCP in ihrem Beitrag partikulare Interessen, abseits einer vermeintlich einheitlichen Perspektive der Arbeiter:innenschaft, als spalterisch bezeichnet, stellt auch ihre Reaktion keine antirassistische und dekoloniale Positionierung dar.
Der Blick auf die unmittelbaren Reaktionen aus der Politik zeigt, dass keine:r der Politi-ker:innen oder Parteien Bereitschaft zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit der aktivistischen Intervention signalisierte. Stattdessen wurde die Aktion als nicht hinnehmbarer „Vandalismus“ bezeichnet und zum Sicherheitsproblem erklärt. Der bereits 2017 zur Einweihung geführte Diskurs über die Bedeutung von Padre António Viera als positiv und identitätsstiftend für die portugiesische Gesellschaft wurde hiermit 2020 fortgesetzt, ohne dabei auf die Kritik an der Person und der Statue einzugehen und ohne dabei indigene Perspektiven mit einzubeziehen. Dass sich Kontinuitäten in den Argumentationsmustern zwischen 2017 und 2020 beobachten lassen, zeigt, dass der von „Descolonizando“ angestoßene Aufarbeitungsdiskurs öffentlich nicht vorangeschritten ist. Politisch wurde 2020 keine antirassistische Handlungsweise eingefordert, sondern eine weiße, christliche, eurozentrische Sichtweise reproduziert.

Zivilgesellschaftliche Reaktionen auf Twitter

In Demokratien wird zivilgesellschaftlichen Akteur:innen in öffentlichen Diskursen eine wichtige normative Rolle zugeschrieben (Ferree et al., 2002). Seit einigen Jahren hat sich das soziale Netzwerk Twitter als virtueller Austauschplatz politischer Meinungen etabliert. Jedoch wird aber auch immer wieder Kritik am Fragmentierungspotential in Teilöffentlichkeiten geübt, da Nutzer:innen vor allem Meldungen von Personen oder Organisationen rezipieren, denen sie folgen (Pariser, 2011; Taddicken/Schmidt, 2017, 12). Dennoch verschafft die Plattform Twitter einen ungefähren Eindruck davon, wie Ereignisse gesellschaftlich debattiert werden.
Die Meldung über die aktivistische Intervention 2020 hat sich online vor allem über Zeitungsmeldungen verbreitet. Für ein Stimmungsbild der zivilgesellschaftlichen Reaktionen auf Twitter bot es sich daher an, die Antworten unter den Posts der größeren portugiesischen Zeitungen, wie beispielsweise Publico und Expresso, auf argumentative Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin zu analysieren und gegebenenfalls zu kategorisieren. Allgemein ist bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten, dass sich soziale Netzwerke wie Twitter durch eine kurze Aufmerksamkeitsspanne für ein Thema auszeichnen, die die Reaktionen in der Regel auf einen Zeitraum von wenigen Stunden bis Tagen eingrenzt (Schmidt/Taddicken, 2017, 35).
In Bezug auf die aktivistische Intervention 2020 lassen sich die analysierten Tweets in vier Kategorien einteilen. Erstens setzten sich einige wenige Nutzer:innen reflektiert mit der Aktion auseinander, indem zum Beispiel zwischen der Person Vieira und der Statue differenziert und die koloniale Darstellung Letzterer kritisiert wurde. Zweitens wurde die Person Vieira in vielen der Tweets verteidigt und als Fürsprecher der indigenen Bevölkerung gelobt. Drittens lassen sich einige Beiträge argumentativ dem Credo „All Lives Matter“ zuordnen, unter dem Vandalismus allgemein verurteilt, die politische Linke und Rechte gleichgesetzt, sowie die Menschheit als universale Gemeinschaft mit gleichen Rechten und Interessen dargestellt wird. Viertens ließen sich auch offen nationalistische und rassistische Reaktionen erkennen, die die Intervention als Angriff auf die Identität Portugals werteten.
Während die Reaktionen der ersten Kategorie sich inhaltlich bei der Positionierung der aktivistischen Gruppe „Descolonizando“ 2017 verorten lassen, gleichen die Tweets der letzten drei Kategorien den politischen Reaktionen auf die Intervention 2020. Quantitativ dominieren Beiträge, die die positive historische Bedeutung von Padre António Vieira betonen (Kategorie zwei) und Beiträge, die die aktivistische Intervention als „Vandalismus“ verurteilen (Kategorie drei). Insgesamt gelten die ausgewerteten Reaktionen auf Twitter daher weniger als Korrektiv der politischen Akteur:innen, sondern eher als diskursiver Anknüpfungspunkt und Verteidigung des Status quo. Dekoloniale, antirassistische und indigene Stimmen lassen sich in den untersuchten Tweets dagegen kaum finden.

Fazit

Die Statue von Padre António Vieira, die aktivistischen Interventionen 2017 und 2020 sowie die politischen und gesellschaftlichen Reaktionen darauf können als Indikatoren für den aktuellen Stand der Aufarbeitung Portugals der eigenen kolonialen Geschichte gelten. Bereits zur Einweihung 2017 kritisierte die aktivistische Gruppe „Descolonizando“ die Fortsetzung kolonialer Narrative, indem symbolisch ein weißer, aktiver Beschützer vermeintlich hilflosen, passiven und indigenen Kindern gegenübergestellt wird. Anhand der Intervention im Kontext der Black Lives Matter-Proteste 2020 und der Reaktionen darauf wird deutlich, dass sich der Hauptkonflikt weiterhin um die Fragen kreist, wessen Geschichte erzählt wird, welche Erinnerungen symbolisch im öffentlichen Raum stattfinden dürfen und welche nicht. Dominante Stimmen aus Politik und Gesellschaft versuchen dabei weiterhin, eine weiße, christliche, eurozentrische Perspektive in der Geschichtserzählung und der nationalen Identitätskonstruktion aufrechtzuerhalten. Andere Sichtweisen werden aus den Erinnerungsdiskursen ausgeschlossen oder weitgehend unsichtbar gemacht. Für die Veränderung des Status quo bleibt demnach die Notwendigkeit einer aktiv antirassistischen Politik und Zivilgesellschaft.

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