Am 27. April 2019 führten uns zwei Mitglieder des AG Postkolonial Leipzig mit einer postkolonialen bzw. dekolonisierenden Perspektive durch die Stadt Leipzig. Die Studierenden sollten mithilfe dieses Stadtrundgangs konkrete Fragestellungen und Ideen für ihre forschungspraktische Arbeit entwickeln und auf ihr Untersuchungsgebiet, die Stadt Chemnitz (und ihr Umland), anwenden. Hier ein kleiner Bericht:

Die postkoloniale Stadtexkursion führte uns durch mehrere Stationen in Leipzig, die mit der deutschen kolonialen Vergangenheit verknüpft ist bzw. bis heute postkoloniale Verhältnisse repräsentieren. Das Denkmal für den ermordeten Kamal Kilade in der Nähe des Hauptbahnhofes steht für den bis heute währenden Rassismus sowie dessen institutionelles Herunterspielen und die mangelnde politische und gesellschaftliche Auseinandersetzung damit.

Denkmal Kamal Kilade

Die Nikolaikirche steht stellvertretend für die gewaltvolle Geschichte der Missionierung des Christenstums in den „fremden“ Ländern bzw. späteren Kolonialgebieten. Das Café Riquet thematisierte kritisch die alltägliche Exotisierung des „Fremden“ bzw. des „Anderen“ als kommerzielle Strategie im Stadtbild Leipzigs.

Cafe Riquet

Ein Reisebüro markierte symbolisch die Thematik von Reisen bzw. Forschung im Zuge der imperialen und kolonialen „Entdeckungen“. Auch der gegenwärtige Tourismus reproduziert dabei die Entdeckungsphantasien v.a. westlich-weißer Menschen. Das Institut für Ethnologie stand stellvertretend für die kolonialen Praxen in den Wissenschaften, z.B. die Rolle einzelner Personen oder ganzer Institute in der Kolonial- und Rassenpolitik sowie die Kollaboration mit dem Nationalsozialismus. Als letztes thematisierte das Völkerkundemuseum bspw. die über 2500 Gebeine in Sachsen, die aus ehemaligen Kolonialgebieten nach Deutschland gebracht und z.T. für rassenkundliche Erforschungen verwendet wurden sowie die langsame politische Sensibilisierung in der Museumslandschaft (z.B. verstärkte Provinienzforschung).

http://www.engagiertewissenschaft.de/en/inhalt/AG_Postkolonial

Redaktion: Julia Tuncel