Rechtspopulismus in Suburbia
Rechtspopulisten können sich fast europaweit einer größer werdenden Gruppe an AnhängerInnen erfreuen. Der Zuspruch scheint in Deutschland dabei besonders außerhalb urbaner Zentren hoch zu sein. So zeigen sich etwa deutliche Unterschiede zwischen Berlin und seinem direkten Umland. Allerdings sind Aktionen gegen rechts in urbanen Räumen deutlich präsenter. Wie aber findet Gegenmobilisierung in Suburbia statt? Sind Initiativen hier mit ‚typisch suburbanen’ Charakteristika konfrontiert?
StudentInnen der HU Berlin sind diesen Fragen nachgegangen. Dabei wurden VertreterInnen verschiedener zivilgesellschaftlicher, anti-rassistischer Initiativen im suburbanen Raum in leitfadengestützten Interviews befragt. Anschließend wurde versucht, suburbane Charakteristika herauszuarbeiten, welche die Arbeit gegen rechts beeinflussen.
Suche nach dem typisch Suburbanen
Die Nähe zur Großstadt spielt in der Arbeit gegen rechts eine bedeutsame Rolle. In sogenannten „Schlaforten“ wird eine ausgeprägte berufliche und kulturelle Orientierung nach Berlin beschrieben, welche die Identifikation mit dem eigenen Wohnort verringert und das Engagement vor Ort vermindert. Das bekommen die Initiativen in ihrer Arbeit zu spüren. Allerdings kann eine starke Identifikation mit dem suburbanen Wohnort auch für Engagement gegen rechts motivieren. Je nach Kontext wird das eine oder das andere Phänomen beschrieben.
Auch die Bevölkerungsstruktur ist im Untersuchungsraum speziell und erfordert besondere Aufmerksamkeit. So treffen in Suburbia die oftmals eher älteren Alteingesessenen auf (insbesondere aus Berlin) Zugezogene, darunter viele Familien und die meisten der InterviewpartnerInnen. Der Dialog zwischen den Bevölkerungsgruppen und damit auch der Initiativen mit der Bevölkerung wird durch teilweise festgefahrene soziale Strukturen und unter Umständen sehr konservative Meinungen erschwert. Die Konfrontation mit rechtem Gedankengut findet hier alltäglich statt. Auch erfordert die Ansprache älterer BewohnerInnen andere Mittel, als es etwa im jüngeren Berlin der Fall wäre.
Eine wichtige Rolle spielt zudem die geringere Anonymität im suburbanen Raum. Die Initiativen und deren Mitglieder sind teilweise vorsichtiger in dem, was sie öffentlich äußern oder tun, da sie teilweise befürchten, ins Visier rechter Akteure zu gelangen.
Lokale Unterschiede
Es bleibt festzuhalten, dass anti-rassistische Arbeit im suburbanen Raum mit anderen Herausforderungen konfrontiert ist als in anderen Räumen – insbesondere im Gegensatz zur Großstadt Berlin. Überschneidungen und lokale Unterschiede sind dabei stets zu beachten. Jede Gemeinde ist in ihrem Kontext einzigartig. Die hier sehr verkürzt dargelegten Ergebnisse sind daher nicht als allgemeingültig zu sehen. Eine ausführlichere Darstellung der Erkenntnisse, die auch eine stärkere Differenzierung zwischen den einzelnen Gemeinden und Überlegungen zu anders geprägten Räumen bietet, kann der Seminararbeit entnommen werden.
AutorInnen: Inken Ammon, Duncan Barahona, Liam Hagenlocher & Nico Oltersdorf