Von Präregistrierung über Open Source bis zur Herausgeberschaft – einzigartiges Open Science Engagement an der TU Chemnitz

Im Nachklang der Open Access Week 2025 und der Verleihung des Open Science Award erinnern wir uns an eine ereignisreiche Woche.

Gemeinsam haben das Open Science Team der Universitätsbibliothek, das Projekt D2C2 und die ACROSS Alliance ein abwechslungsreiches Programm gestaltet. Neben spannenden Vorträgen, konnte man sich an verschiedenen Aktionen beteiligen, wie „Change my mind“ und Open Science Quiz.

Höhepunkt war die Verleihung des Open Science Award (Bild). Potentielle Preisträger und Preisträgerinnen konnten sich selbst bewerben oder von einer anderen Person vorgeschlagen werden. Alle Nominierten reichten im Nachhinein eine Eigenbewerbung ein.

Die Vielzahl beeindruckender Bewerbungen hat uns komplett überrascht und begeistert.

Es schien nahezu unmöglich, nur 3 von Ihnen für einen Preis auszuwählen.

Bewerberinnen und Bewerber für den Open Science Award 2025

Da aber nicht alle einen Preis erhalten konnten, ist es uns wichtig, alle Projekte in ihrer Einzigartigkeit hier noch einmal in Kurzform vorzustellen. Die Projektbeschreibungen wurden zum überwiegenden Teil aus den eingereichten Bewerbungen bzw. Präsentationen übernommen. Detaillierte Auskünfte geben die jeweiligen Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen sicherlich gern.

[Die hier genannte Reihenfolge sagt nichts über die Wertigkeit der Beiträge aus.]

StochasticDominance ist ein Julia Open-Source-Paket zur besseren Entscheidungsfindung bei Finanzoptionen und ermöglicht eine effiziente Verifizierung und Optimierung unter stochastischen Dominanzbedingungen höherer Ordnung. Durch die Reduzierung unendlicher Bedingungen auf eine endliche Menge macht das Tool fortschrittliche Entscheidungsfindungsmethoden für Forscher:innen und Praktiker:innen zugänglich und praktikabel. (Rajmadan Lakshmanan & Prof. Dr. Alois Pichler)

„PartWiss“ Leitfaden für Partizipation in der Forschung wurde kollaborativ mit über 150 Mitwirkenden gestaltet. Er beschreibt zentrale Aspekte in zehn Handlungsfeldern. Ziel ist es, praktische Hilfestellungen anzubieten und eine Orientierung in der Vielfalt partizipativer Ansätze und Begrifflichkeiten zu geben. Er ist als didaktisch ansprechendes Kartenset gestaltet, um ihn modular nutzen zu können. Auf den einzelnen Karten finden sich zusätzliche Praxishinweise und weiterführende Materialien. (Jun.-Prof. Dr. Andreas Bischof)

Der Wissenschafts-Podcast „Linguistics Behind the Scenes“ beschreibt eine besondere Form, auf Forschung aufmerksam zu machen und sie niedrigschwellig stufenweise zugänglich zu machen. Damit soll das Interesse für linguistische Fragestellungen geweckt werden und gleichzeitig beiläufig über wissenschaftliche Methoden informiert und die wichtigsten Inhalte der Forschung verständlich vermittelt werden. Über Links in den Shownotes auf Spotify etc. können alle Interessierten fast alle der zugrundeliegenden Publikationen lesen und sich selbst ein umfassendes Bild davon machen. Viele zugehörige Artikel und Buchbeiträge wurden als Zweitveröffentlichung im Repositorium MONARCH-Qucosa veröffentlicht. (Prof. Dr. Christina Sanchez-Stockhammer)

PhD-Projekt („Digitally Created Body Positivity“) Frau Yeo promoviert ganzheitlich im Sinne von Open Science und gibt ihre Erfahrungen als wissenschaftliche Mitarbeiterin an Studierende weiter. In ihrem Forschungsprojekt war sie oft mit einem limitierten Zugang zu Informationen konfrontiert. Verfügbare Materialien hatten eine zu geringe Diversität, geringe Vergleichbarkeit und eingeschränkte Replizierbarkeit. Deshalb hat sie umfangreiche Daten erhoben, Beispielstimuli erstellt und auf OSF (Open Science Framework) gespeichert. Alle empirischen Projekte wurden vorab registriert. Hypothesen, Design und Analyseverfahren sowie Ausschlusskriterien wurden offen gelegt. Für die die Materialien hat sie die am weitesten offene Open Access Lizenz CC BY 4.0 eingeräumt. In ihrem gesamten Forschungsprozess veröffentlicht sie ausschließlich Open Access. Im Rahmen der Betreuung von Abschlussarbeiten wird dieser Ansatz teilweise verpflichtend aber auch mit großer Unterstützung der Studierenden fortgesetzt. (Jiyeon Yeo)

BirdNET; Das Projekt muss man kaum noch vorstellen. Mit über 2 Millionen aktiven Nutzern der App, die in über 80 Forschungsprojekte integriert wurde, zählt es zu den beliebtesten Foschungsprojekten der TU Chemnitz. Das künstliche neuronale Netz, kann mehr als 6.000 Vogelarten erkennen. wird unter einer freien Lizenz bereitgestellt und bildet die Grundlage einer Vielzahl an frei verfügbaren Open-Source-Lösungen. Damit leistet das interdisziplinäre und internationale Team einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Biodiversität. Einzigartig im Vergleich zu anderen KI-Systemen ist die Transparenz und Reproduzierbarkeit. Der barrierefreie, niedrigschwellige Zugang ermöglicht die Teilhabe sowohl von professioneller Forschung als auch Biologen, Umweltorganisationen und Citizen Science-Projekten. (Dr. Stefan Kahl)

Frau Morgenstern forscht zu Spindynamik in organischen Molekülen und macht alle ihre Ergebnisse Open Access zugänglich. Sie ist Vorbild bei der offenen Bereitstellung von Messdaten, Analyseskripten und der vollständigen Messung sowie des zugehörigen Analyseverfahrens auf GitHub. Diese Aktivität ist beispielhaft für Open Science in der organischen Elektronik. Sie ermöglicht vollständige Reproduzierbarkeit und interdisziplinäre Wiederverwendbarkeit in den Bereichen Physik, Materialwissenschaften und Ingenieurwesen. Darüber hinaus hat sie das elektronische Laborbuch elabFTW in der Forschungsgruppe eingeführt, um eine standardisierte und FAIR-konforme Datendokumentation zu gewährleisten. Dieser Ansatz bricht mit den traditionell geschlossenen Praktiken in diesem Bereich und zeigt, wie Transparenz und Zugänglichkeit den wissenschaftlichen Fortschritt vorantreiben können. (Annika Morgenstern)


Von Feburar bis November 2024 wurde eine Online-Panelstudie zum Einfluss von Deepfakes auf die Wahrnehmung demokratischer Prozesse und Polarisierung erhoben. Der Fragebogen für die Erhebung sowie ein Analyseplan wurden vorab auf OSF präregistriert. Das Ethikvotum zum Vorhaben ist offen zugänglich. Ein Manuskript, inklusive Replikations-Scripts, Datensätzen und Codebook befindet sich im Review. Der Datensatz wurde in der Community beworben und Forschende erhalten einen Datenzugang nach Vorab-Präregistrierung ihrer Fragestellung. Das Projekt wurde ohne Drittmittelanbindung allein von Nachwuchswissenschaftlern und Nachwuchswissenschaftlerinnen initiiert. Es dient als Vorbild für kollaborative, zugängliche Forschung und aktive Unterstützung von Open Science in den Sozialwissenschaften. (Klara Marie Steinmetz)

Frontiers in Neurorobotics“ ist weltweit die einzige Open Access Zeitschrift im Feld Neurorobotik. Nach schwierigen Anfangsjahren hat sie sich durch die hohe Qualität der publizierten Artikel erfolgreich etabliert und einen Impact Faktor von 2.8, einen CiteScore von 6,1 und insgesamt 25.138 Zitationen erreicht. Herr Professor Röhrbein ist einer der Hauptherausgeber der Zeitschrift und Ansprechpartner für eine Vielzahl an Editoren und Reviewern. Er leistet so einen bedeutsamen Beitrag zur globalen Stärkung der Forschung durch freien Zugang und bestätigt, das Open Access (Open Science) mit sehr guter Qualität verbunden werden kann. Über seine Erfahrungen durfte er auch vor der ERC-Präsidentin und dem Präsidenten der HRK berichten. (Prof. Dr. Florian Röhrbein)

Die Professional Learning Community Open Science etabliert seit fast vier Jahren Open Science (OS) in der Lehre durch ein innovatives „Students as Partners“-Konzept. Als Open Educational Ressources (OER) erstellte Vortragspakete für Studierende der Psychologie machen vom ersten Tag an mit OS-Prinzipien vertraut. Präregistrierungs-Workshops schaffen direkten Praxisbezug. Extracurricular rücken der Journal Club und der Instagram-Account die gesellschaftliche Relevanz von OS-Inhalten in den Fokus und wenden sich direkt an Studierende, Lehrende und Wissenschaftler:innen. Durch den perfekten Mix aus Lehre, Peer-Learning und Wissenschaftskommunikation werden Studierende der Psychologie gezielt an transparente Wissenschaft herangeführt. (Kathrin Fucke)

Die Digitale Gesundheitsanwendung (DiGa) Mawendo ist ein Therapieprogramm für das Heimtraining. Die Trainingspläne enthalten Übungsvideos und basieren auf dem aktuellen Forschungsstand. Ein Team der Professur für Forschungsmethoden und Analyseverfahren in der Biomechanik hat es geschafft nachzuweisen, dass die DiGA im Vergleich zur Standardtherapie (Physiotherapie) überlegen ist. Nur so war die Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis möglich. Basis für die Entscheidung war der in MONARCH-Qucosa veröffentlichte Studienbericht des Projektes. Eine englischsprachige Veröffentlichung im „Journal of Medical Internet Research“ erschien mit der Lizenz CC BY 4.0. Die erfolgreiche Registrierung im DiGA-Verzeichnis ermöglicht nun eine Kostenübernahme für die Therapie durch die Krankenkasse für eine Vielzahl von Versicherten. (Dr. Tobias Mayer-Roth)

Mit der Veröffentlichung einer Studie zum Forschungsdatenmanagement (FDM) an deutschen Universitäten in einem Diamond-Open-Access-Journal ist das Forschungsprojekt Vorreiter in den Wirtschaftswissenschaften. Die Zeitschrift „M@n@gement“ ist das erste Open-Access-Journal für Management, Strategie und Organisationstheorie. Die dortige Publikation setzt ein starkes Zeichen für konsequent offene Wissenschaftskultur. Im Artikel wird erstmals die Analyse von Forschungsdatenmanagement mit einer kritischen Perspektive auf die „neoliberale Universität“ verbunden. Maßgeblich ist die Erkenntnis, dass unterschiedliche Fächerkulturen bestimmen, wie offene Datenpraktiken umgesetzt werden. FDM wird durch konkurrierende institutionelle Logiken geprägt und durch Spannungen zwischen Transparenz-, Effizienz- und Wettbewerbsidealen geformt. Die Studie eröffnet neue Diskussionen und zeigt, dass höchste wissenschaftliche Qualität, methodische Transparenz und uneingeschränkter Zugang vereinbar sind und sich gegenseitig stärken können. (Christian M. Huber)

Die Meta-Studie zu makroökonomischen Effekten konventioneller Geldpolitik (MORPEP META-CMP) ist im Bereich Makroökonomik die wahrscheinlich erste Meta-Analyse mit umfangreicher öffentlicher Dokumentation. Über die Präregistrierung des Analyseplans, die KI-gestützte Literatursuche (10.714 Studien), die Dokumentation der Datensuche und Kodierungsinstruktionen, die Versionskontrolle für alle Rohdaten, die Zwischenschritte der Datensatzerstellung, die Datenextraktion bis zur finalen Analyse sind alle Informationen öffentlich einsehbar. Im Beispiel wird eindrucksvoll demonstriert, wie Meta-Analysen transparent und reproduzierbar durchgeführt werden können. Die Erfahrungen werden über den Fachbereich hinaus geteilt und dienen als Orientierungshilfe für die Forschungsgemeinschaft. (Dr. Franz Prante / Prof. Gechert)

Die Digitale, kommentierte und historisch-kritisch perspektivierte Edition des Romans „Ahasver“ (1981) von Stefan Heym stellt einen wertvollen Beitrag zur Verbreitung seines bedeutenden literarischen Werkes dar. Das Projekt bietet erstmals umfassende Einsichten in die Materiallage und enthält detaillierte Kommentare und Analysen. Das Werk bietet niedrigschwellige und intuitive Möglichkeiten des Zugangs für verschiedenste Benutzergruppen. Der Open Access Zugang erfolgt über die drei Abteilungen Textebene, Vermittlungsebene und Überlieferungsebene. Zielgruppe ist sowohl das philologische Fachpublikum wie alle interessierten Leserinnen und Leser. (Tobias Frank)

Der Sammelband zur Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Sozialräumliche Erkundungen beschreibt den Forschungsbeitrag der TU Chemnitz zum Kulturhauptstadtjahr und vermittelt wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema an eine breite Öffentlichkeit. Er vereint lokale zivilgesellschaftliche Aktivitäten und zeigt die starke Verbundenheit der TU Chemitz mit Stadt, Region und Ereignis. Die hier betriebene kommunikative Art von Open Science ermöglicht, die Gesellschaft an Forschung teilhaben zu lassen und von unterschiedlichen Expertisen zu profitieren. Zudem werden soziale Dialogchancen eröffnet, was gerade in Zeiten zunehmender Wissenschaftsskepsis von Bedeutung ist und Vertrauen in Forschung stärken kann. Der Band konnte über das Landesdigitalisierungsprogramm Open Access veröffentlicht werden. (Dr. Ulf Bohmann & Jun.-Prof. Dr. Thomas Laux)

Forschungsprojekt zur Akzeptanz von second-hand Produkten (als Geschenk) Die Ergebnisse zeigen eine soziale Norm, welche second-hand Geschenken entgegensteht und erfassen wann Konsumenten dennoch bereit sind, second-hand Produkte zu verschenken. Materialien, Daten, Analysecodes und Ergebnisreports können durch die Bereitstellung auf dem Open Science Framework (OSF), der Zuordnung von Metadaten und prospektiv DOIs öffentlich zugänglich und auffindbar gemacht werden. Das OSF-Projekt ist darauf ausgelegt, international verständlich und einfach nutzbar zu sein. Die Dateien sind strukturiert abgelegt und beschriftet. Analysecodes in der frei verfügbaren Programmiersprache R stellen sicher, dass Analysen interoperabel und reproduzierbar sind. Präregistrierungen erlauben zudem eine Trennung zwischen konfirmatorischen und explorativen Analysen. (Juliane Weidenhagen)

Das Projekt Mit LLMs zu aussagekräftigen Metadaten“ adressiert die zentrale Herausforderung der Arbeit mit offenen Daten. Im Optimalfall sind diese so beschrieben, dass sie für alle auffindbar und nachnutzbar sind. Im Projekt werden offene Sprachmodelle (Open Source LLMs) genutzt um DCAT konforme Metadaten automatisch zu erzeugen. Das reduziert manuellen Aufwand, erhöht Qualität und Konsistenz und macht offene Daten für Verwaltung, Forschung und Zivilgesellschaft leichter auffindbar. Die Aktivität verbindet Open Access, Open Data und Open Source in vorbildlicher Weise. Der Ansatz ist gut reproduzierbar und lässt sich leicht auf verschiedene Anwendungsszenarien (Repositorien, OER…) übertragen. (Björn-Lennart Eger)

Für das DFG-geförderte Projekt „Wissen, was falsch läuft wurden in den letzten 3 Jahren insgesamt 5 Experimente durchgeführt, mit dem Ziel, transparent und reproduzierbar mehr über menschliche Wahrnehmung und Handlung zu erfahren. Damit werden reichhaltige, multimodale, und hochauflösende Zeitreihen von Verhaltensdaten zugänglich in einem Bereich, wo üblicherweise nur aggregierte Daten verfügbar sind. Gleichzeitig werden detaillierte Analyseskripte und Beschreibungen verfügbar gemacht, wodurch mit den Datensätzen unabhängig gearbeitet werden kann, sei es mit anderen Fragestellungen, Analyse- oder Modellierungsansätzen, oder zur Replikation. Dies ist besonders wertvoll, weil die Messdaten mit sehr präzisem, spezialisiertem high-tech-Equipment und großem personellem Aufwand erhoben wurden. Die Veröffentlichung von Preprints schafft zudem unmittelbaren Zugang zu aktueller Forschung und macht zugleich den Publikationsprozess transparent. (Dr. Karl Kopiske)

Das Projekt BioFab Vending – Nachhaltiger 3D-Druck aus organischen Abfällen wandelt alltägliche Küchenabfälle in biologisch abbaubare Einwegprodukte wie Becher, Teller und Löffel um. Das vollautomatische Open-Source-Hardwaresystem sortiert mithilfe von Sensoren und Bildverarbeitung geeignete Abfälle, trocknet und zerkleinert sie, mischt sie mit biologisch abbaubarem PLA, pelletiert sie und druckt den ausgewählten Artikel in 3D. Ziel ist es, die Kreislaufwirtschaft zu fördern, Abfall zu reduzieren und nachhaltiges Konsumverhalten zu unterstützen. (Pranav Avinash Khadkotkar & Saswat Pradhan)

Im ERC-Projekt ACTIONS wurde eine Strategie für Open Science in der Professur für Elektrochemische Sensorik und Energiespeicherung entwickelt und umgesetzt. Dazu gehören Veröffentlichungen im Gold Open Access, das Veröffentlichen zugehöriger Datensätze, das Aufstellen eines ERC-kompatiblen Datenmanagement-Plans und regelmäßige Schulungen. Hervorzuheben ist die Aufarbeitung von Datensätzen nach den FAIR-Prinzipien, was eine deutliche Mehrarbeit darstellt und in den Naturwissenschaften in dieser Form noch nicht oft umgesetzt ist. Diese Open Science Gesamtstrategie ist Vorbild für andere Forschungsgruppen und sichert evidenzbasiertes wissenschaftliches Arbeiten. (Dr. Markus Gößler & Prof. Dr. Karin Leistner)

Die Stockholm-Deklaration: Ein Aufruf zur Reform der Wissenschaftspublikationen

Die wissenschaftliche Publikationslandschaft steht vor einer der größten Krisen aller Zeiten. Paywalls versperren den Zugang zu öffentlich finanziertem Wissen, predatory Journals überschwemmen die Literatur mit unzuverlässigen Arbeiten, und Paper Mills produzieren massenhaft gefälschte Studien mit KI-generierten Daten, Texten und Bildern. Diese Entwicklungen verschwenden Steuergelder, verzerren Forschungsergebnisse, führen zu irreführenden Experimenten und untergraben das Vertrauen in die Wissenschaft insgesamt.

Die Stockholm-Deklaration, initiiert von der Royal Swedish Academy of Sciences und veröffentlicht in der Royal Society Open Science, ist ein dringender Aufruf zum Handeln. Sie fordert vier Kernprinzipien:

  • Die Akademie soll die Kontrolle über Publikationen zurückerlangen,
  • Qualität statt Quantität belohnen,
  • unabhängige Betrugserkennung etablieren
  • gesetzliche Maßnahmen zum Schutz der Integrität umsetzen.

Es geht um nachhaltige, non-profit Modelle wie Diamond Open Access, den Abschied von „Publish or Perish“ und den Kampf gegen Fake-Publikationen.

Als Forscher können Sie aktiv mitwirken! Unterzeichnen Sie die Stockholm-Deklaration und schließen Sie sich der globalen Koalition für eine vertrauenswürdige Wissenschaft an.

Besuchen Sie https://sciii-it.org/stockholm-declaration/, um Ihre Unterstützung zu erklären – entweder vollständig oder für einzelne Punkte.

Links:

https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsos.251805

Zwischen Prüfungsstress und Hausarbeiten – (Über)Leben in der Prüfungszeit

Wer in der letzten Prüfungszeit aufmerksam unseren Instagram-Kanal verfolgt hat oder regelmäßig in der Universitätsbibliothek unterwegs war, hat sicherlich unsere Umfrage rund um das Thema Lerngewohnheiten im Prüfungsstress gesehen. Die Ergebnisse möchten wir nicht vorenthalten, daher haben wir die eingegangenen Stimmen und Meinungen in diesem Blogbeitrag zusammengefasst. Die konkreten Antworten können in der Bildergalerie am Ende des Beitrags angeschaut werden.

Anlässlich der Prüfungsperiode des Sommersemesters 2025 haben wir die Studierenden im Zeitraum vom 21.07.-17.08.2025 nach ihren Eindrücken und Gewohnheiten während der stressigen Zeit voller Klausuren und Hausarbeiten gefragt, um ein kleines Stimmungsbild zu erhalten und den ein oder anderen Austausch anzuregen. Hierzu wurden insgesamt acht Fragen formuliert, wobei dienstags und donnerstags je eine neue Frage veröffentlicht wurde. Am Dienstag konnte die Frage in einer Instagram-Story beantwortet werden; am Donnerstag wurde parallel zur Online-Umfrage ein Flipchart im Foyer der Universitätsbibliothek zur Beantwortung aufgestellt. Die Fragen lauteten:

  • Prokrastinierst du in der Prüfungszeit?
  • Lernst du mit oder ohne Musik?
  • Lerngruppe oder Einzelkämpfer?
  • Was hilft dir gegen Prüfungsstress?
  • Lernst du digital oder analog?
  • Morgenmuffel oder Sonnenschein?
  • Welcher Lernplatz ist für dich gut geeignet?
  • Brichst du Prinzipien in der Prüfungszeit? Wenn ja, welche?

Das Flipchart wurde durchgängig rege genutzt – bei offenen Fragen war die Fläche fast immer vollständig mit Antworten gefüllt und bei Entscheidungsfragen gaben im Schnitt 345 Personen ihre Stimme ab. Auf Instagram war der Rücklauf stark von der Frageformulierung abhängig, da bei offenen Fragen im Schnitt nur drei Antworten eingingen. Die genaue Stimmenanzahl bei Entscheidungsfragen konnten wir aufgrund unserer Statistikeinstellungen leider im Nachgang nicht mehr ermitteln.

Auswertung der Ergebnisse

Die Frage „Morgenmuffel oder Sonnenschein?“ lieferte ein eindeutiges Ergebnis: ca. zwei Drittel (64,5%) der Teilnehmenden schätzten sich als Morgenmuffel ein, d.h. sie arbeiten nachmittags oder abends am produktivsten. Im Vergleich dazu gaben nur 35,5% der Teilnehmenden an, ein „Sonnenschein“ zu sein und schon den Vormittag zum Lernen zu nutzen. Diese Verteilung entspricht unseren Beobachtungen, dass vormittags nur verhaltener Andrang in der Bibliothek herrschte, während am Nachmittag (fast) alle Arbeitsplätze belegt waren.

Wir hatten den Eindruck, dass sich überwiegend allein auf die Prüfungen vorbereitet wurde. Diese Einschätzung wird durch das Ergebnis bestätigt, dass 80% der Teilnehmenden Einzelkämpfer beim Lernen sind. Sie nutzten vermutlich vorwiegend unseren Lesesaal (16%) und die Arbeitsplätze in den Flügeln (54%), die sich aufgrund ihrer ruhigen Arbeitsatmosphäre gut für das selbstständige Arbeiten eignen. Im Gegensatz dazu gaben 20% der Teilnehmenden an, die Prüfungsvorbereitung in Lerngruppen zu absolvieren. Sofern sie die Bibliothek als Treffpunkt genutzt haben, wurde vermutlich die Common Area (22%) gewählt, deren ungezwungene Atmosphäre und Raum für Austausch perfekte Voraussetzungen für diese Form des Arbeitens bietet. Doch auch unser Lesegarten wurde von 8% der Teilnehmenden als gut geeigneter Lernplatz eingeschätzt, was sich bei dem warmen Sommerwetter auch anbot – und für eine bewegte Pause stand zum Beispiel gleich unsere Tischtennisplatte bereit.

Die knappe Mehrheit (52%) der Teilnehmenden lernt bevorzugt digital, wohingegen 48% analoge Lernmaterialien favorisieren. Ein ähnlich knappes Ergebnis lieferte die Frage, ob mit oder ohne Musik gelernt wird: 52% der Teilnehmenden lernen in Stille, während 40,5% mit Musik im Hintergrund arbeiten. Bei 15% der Teilnehmenden, die bei dieser Frage das Flipchart genutzt haben, ist die Präferenz von der Situation abhängig – so haben wir die Klebepunkte auf der Trennlinie zwischen den beiden vorgegebenen Antwortmöglichkeiten interpretiert.

Musik eignet sich aber auch gut zum Entspannen oder um Frust abzubauen – je nachdem, welches Genre man hört. Musik wurde nämlich mehrmals als Mittel gegen Prüfungsstress genannt, neben weiteren kreativen Beschäftigungen wie malen, zeichnen und stricken. Einige lenkten sich mit Spielen oder Unterhaltungsshows wie Little Britain und Mr Bean ab, während andere Zeit mit Familie und Freund*innen verbrachten. Andere Teilnehmende wurden aktiv, um den Kopf freizubekommen, zum Beispiel durch Sport, Spaziergänge, Tanzen oder Shopping. Außerdem wurden auch Klassiker geäußert wie Essen, Spaßgetränke, jedwede Form von Koffein und die gute alte Prokrastination – wer kennt sie nicht? In der Prüfungsperiode machen dann sogar aufräumen, Wäsche waschen und Altglas wegbringen Spaß – oder man scrollt durch Social Media, bis man erschrocken feststellt, wie schnell die Zeit vergangen ist. Wenn der Stress an einem Punkt doch zu viel wird, hilft es einigen Teilnehmenden, ihren Gefühlen durch weinen oder ausrasten freien Lauf zu lassen. Manchmal hilft anscheinend nur noch Sarkasmus, was die Antwort „Exmatrikulation“ veranschaulicht. Neben den bereits genannten Hilfsmitteln waren Pausen für viele Teilnehmende sehr wichtig, was sich durch folgende Antworten äußerte: Pausen, Zeit für sich selbst einplanen, langsamer Tagesbeginn, Power Naps, abschalten und ausreichend Schlaf.

Aber gerade die Dinge, die gegen Prüfungsstress helfen, werden anscheinend dennoch oft vernachlässigt. Dies wird von den Ergebnissen der Frage „Brichst du Prinzipien in der Prüfungszeit? Wenn ja, welche?“ untermauert: Obwohl Pausen als sehr wichtig erachtet wurden, werden sie im Prüfungsstress zeitweise übergangen, wobei sich Freizeit und Schlaf ebenso dem Lernpensum unterordnen müssen. Auch die Gesundheit wird an zweite Stelle gesetzt, was sich durch Auslassen von Sporteinheiten oder eine ungesunde Ernährungsweise aufzeigt. Einige Teilnehmende greifen im Stress auch mal auf eine Beruhigungszigarette zurück.

Vielleicht findet ihr euch in der ein oder anderen Antwort wieder und konntet einige neue Ideen gegen Prüfungsstress sammeln. Wir hoffen, ihr habt die Prüfungszeit gut überstanden und konntet in den Semesterferien neue Energie tanken. Wir wünschen euch alles Gute für das neue Semester und denkt in stressigen Zeiten daran, dass es vielen anderen Studierenden genauso geht. 🙂

Last but not least: Vielen Dank an alle Teilnehmenden, die sich die Zeit für die Beantwortung der Fragen genommen haben!

Bildergalerie: Stimmenverteilungen und Antworten

Screenshot WISO Datenbank

WISO-Datenbank mit neuer Oberfläche

Die Datenbank wiso mit ihrem umfassenden Angebot von hauptsächlich deutschsprachiger Literatur für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften hat eine neue Oberfläche erhalten.

Was ist neu? Neu ist vor allem die Gestaltung der Benutzungsoberfläche sowie die Möglichkeit, direkt auf die Inhalte der verschiedenen Quellen zuzugreifen.

Was bleibt gleich? Die Inhalte und Daten bleiben identisch und die bekannten Suchfunktionen bleiben bestehen.

Weitere Informationen sind im Relaunch-Leitfaden nachzulesen.

Einsatz von KI-Technologien in Datenbanken

KI-Technologien werden zunehmend auch in wissenschaftlichen Datenbanken eingesetzt. Wir haben für Sie zusammengefasst, welche Vor- und Nachteile dieser Einsatz haben kann und wie man diese Option effektiv einsetzen kann.

Neben Inhaltszusammenfassungen und der tiefergehenden Exploration von Dokumenten geht es beim Einsatz von KI in wissenschaftlichen Datenbanken auch um eine Natural Language Search (NLS). Dieser Suchmodus ist ein (optionaler) Bestandteil der Einfachen oder Erweiterten Suche und erlaubt es Suchanfragen in Alltagssprache zu formulieren.

Der NLS-Modus nutzt die Verarbeitung natürlicher Sprache (Natural Language Understanding, NLU), um die Absicht und kontextbezogenen Hinweise in einer Abfrage zu verstehen. Diese Funktion ist besonders vorteilhaft für noch wenig erfahrene Datenbanknutzerinnen und -nutzer.

Beispielhaft haben wir den Einsatz der Suche in natürlicher Sprache in den Ebsco-Datenbanken getestet. Dort kann man in der Einfachen Suche, neben den üblichen Suchmodi, auch die NLS auswählen.


Die eingegebene Anfrage wird über der Trefferliste zusätzlich auch als Suchstring mit verknüpften Suchbegriffen angezeigt (show refined query). Jedoch erfolgt die Suche nur im einfachen Suchmodus, wodurch wichtige Rechercheergebnisse übersehen werden könnten. Eine Erweiterte Suche ermöglicht einen detaillierteren Überblick.

Aufgrund des einfachen Suchmodus werden im Moment auch formale Suchkriterien bzw. Filter nicht erkannt. Hier zwei Beispiele für NLS Suchanfragen und deren Pendant.

Beispiel 1: „Show all articles from 2020 that contain the keyword automation in the abstract“. Dies wird wie folgt in einen Suchstring übersetzt: automation AND (abstract) AND (2020).

Beispiel 2: Bei der Anfrage „I need articles on climate change that were published between 2020 and today for a research paper I am writing“ wird nach folgenden Schlagworten gesucht: ((climate change OR global warming) AND (article OR research) AND (2020 OR 2021 OR 2022 OR 2023)).

Filter wie „Source Type“ oder „Publication Date“ werden nicht erkannt. Ferner wird bei Beispiel 2 der Zeitraum nicht bis 2025 gesetzt, obwohl das Stichwort „today“ verwendet wurde. Dies könnte mit dem Stand der Trainigsdaten für die KI zusammenhängen. Hierdurch können ebenfalls wichtige Rechercheergebnisse übersehen werden.

Über die NLS-Suche werden höchstens zwei alternative Suchbegriffe für einen Suchaspekt gefunden. Eine tiefergehende Filterung, z.B. zur Trefferbegrenzung auf Artikel aus einer bestimmten Zeitschrift (publication) ist in der NLS nicht möglich.

Natürlich werden KI-Technologien in Datenbanken fortwährend weiterentwickelt, so dass diese Informationen schnell veraltet sein können.

Eine weitere Datenbank, die KI-Technologie zur Unterstützung im Rechercheprozess einsetzt, ist Statista. Hier bietet der Reiter „Research AI“ die Möglichkeit in natürlicher Sprache zu suchen (ausgenommen sind die Inhalte von Consumer Insights und Company Insights). Es gibt Beispiele für Prompts, die dabei helfen können, effektiv mit der KI zu interagieren. In Statista werden die gefundenen Ergebnisse vom Large Language Model (LLM) Claude 3 Sonnet zusammengefasst und die genutzten Quellen werden unterhalb der Zusammenfassung angegeben.


In dieser Datenbank gibt es leider keine Möglichkeit, anhand von Suchbegriffen nachzuvollziehen, wie und wo gesucht wurde. Zur weiteren Exploration des Themas werden den Nutzerinnen und Nutzern mögliche Anschlussfragen vorgeschlagen.

Weitere Datenbanken die bereits jetzt oder zukünftig KI-Technologien zur Rechercheunterstützung einsetzen sind Web of Science (Smart Search: kostenfrei & bereits einsetzbar; Web of Science Research Assistant: kostenpflichtig, noch nicht in der Lizenz enthalten), ScienceDirect (ScienceDirect AI: kostenpflichtig, noch nicht in der Lizenz enthalten) und Scopus (Scopus AI, kostenpflichtig, noch nicht in der Lizenz enthalten).

Auch bei einer Datenbankrecherche können die Regeln des Promptings (die Eingabe einer Anfrage) hilfreich sein. Insbesondere sollte die Anfrage einfach, klar und präzise formuliert sein und unnötige Füllwörter vermeiden.

Da dieses Thema hochaktuell und sehr im Fluss ist, können Informationen schnell veraltet sein. Bitte informieren Sie sich zusätzlich auf den Seiten der genannten Anbieter und kontaktieren Sie bei Fragen unsere Auskunft.

Weiterführende Informationen finden Sie hier:

https://www.tu-chemnitz.de/ub/kurse-und-e-learning/elearning/studierende/mika/darstellen_mit_ki-tools.html#anwendung

https://www.ub.ruhr-uni-bochum.de/recherchieren/rechercheleitfaden/wissenschaftliches-recherchieren-mit-ki-tools

Ein Venn-Diagramm in Herzform zeigt verschiedene Arten des Open Access (OA) und ihre Eigenschaften. Es gibt drei überlappende Kreise mit den Beschriftungen: „Autoren behalten das Urheberrecht“, „Kostenlos für Leser“ und „Kostenlos für Autoren“. Im Zentrum, wo alle drei Kreise sich überschneiden, steht „Diamond OA“. Andere Bereiche sind wie folgt beschriftet: „Gold OA“ (gelb, kostenlos für Leser, peer-reviewed), „Green OA“ (grün, kostenlos für Leser, Autoren behalten das Urheberrecht), „Preprints“ (orange, Autoren behalten das Urheberrecht, kostenlos für Autoren), „Vanity Press“ (orange, Autoren behalten das Urheberrecht, peer-reviewed), „Subsidy Publishers, Vanity Press“ (orange, peer-reviewed, kostenlos für Autoren) und „Toll-Access (Paywalled)“ (rosa, keine der drei Eigenschaften). Die Bereiche sind farblich unterschiedlich markiert: Orange, Gelb, Grün, Rosa und Weiß.

Shine On You Diamond Journals: eine kurze Übersicht über Diamond Open Access Journals

Eine Studie auf ArXiv besagt, dass die Kosten für APCs im Open Access von 2019 bis 2023 verdreifacht wurden. Dies erfordert offensichtlich eine Lösung, da diese Kosten für Bibliotheken und Universitäten nicht mehr tragbar sind. Diamond Open Access (DOA) Journals gewinnen zunehmend an Bedeutung in diesem Kontext. Diese Zeitschriften bieten sowohl Lesern als auch Autoren kostenfreien Zugang ohne Publikationsgebühren (Article Processing Charges, APCs). Doch was macht DOA so besonders, und welche Projekte weltweit zeigen, wie erfolgreich dieses Modell sein kann? Dieser Artikel bietet eine Übersicht über erfolgreiche DOA-Initiativen und gibt Einblicke, wie Universitäten dieses Modell intern fördern können.

Was ist Diamond Open Access?

Diamond Open Access bezeichnet ein Publikationsmodell, bei dem wissenschaftliche Zeitschriften kostenlos zugänglich sind und Autoren keine Gebühren zahlen müssen. Laut dem OA Diamond Journals Study (2021) von cOAlition S und Science Europe machen DOA-Zeitschriften etwa 73 % der im Directory of Open Access Journals (DOAJ) registrierten Publikationen aus, wobei sie vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften stark vertreten sind. Finanziert werden sie oft durch Universitäten, Bibliotheken oder staatliche Institutionen, was sie zu einem nachhaltigen und gerechten Modell macht. Nachstehend findet man eine kurze Liste von Projekten in der Welt und in Europa, die sich mit Diamond Journals befassen. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

DOA-Projekte weltweit

  • SciELO (Scientific Electronic Library Online). SciELO ist eine der größten DOA-Plattformen mit über 1.500 Zeitschriften, vor allem aus Lateinamerika, Afrika, Portugal und Spanien. Finanziert durch staatliche und akademische Institutionen fördert SciELO die regionale Forschung und stärkt die Bibliodiversität. Es zeigt, wie globale Sichtbarkeit und lokale Relevanz Hand in Hand gehen können.
  • Redalyc. Redalyc, ebenfalls in Lateinamerika ansässig, beherbergt über 1.400 DOA-Zeitschriften. Unterstützt von Universitäten und Regierungen bietet die Plattform freien Zugang zu wissenschaftlichen Inhalten und stärkt die Forschung in ressourcenarmen Regionen.
  • Open Library of Humanities (OLH). OLH ist ein Vorreiter in den Geisteswissenschaften mit 33 DOA-Zeitschriften. Finanziert durch Mitgliedsbeiträge von Bibliotheken weltweit, nutzt OLH das Open-Source-System Janeway, um Kosten niedrig zu halten. Dieses Modell ist besonders interessant für Universitäten, die in bestehende Plattformen investieren möchten, anstatt eigene zu entwickeln.
  • African Journals Online (AJOL). AJOL unterstützt über 500 afrikanische Zeitschriften, viele davon im DOA-Modell. Durch Finanzierung von Stiftungen und Institutionen fördert AJOL die Sichtbarkeit afrikanischer Forschung und beweist, dass DOA auch in Regionen mit begrenzten Ressourcen funktioniert.

DOA-Projekte in Europa

  • OpenEdition Journals (Frankreich). OpenEdition Journals ist eine führende Plattform für Geistes- und Sozialwissenschaften, die zahlreiche DOA-Zeitschriften hostet. Mit der Open-Source-Software Lodel und finanzieller Unterstützung von französischen und europäischen Institutionen fördert sie multilinguale und multikulturelle Forschung.
  • openjournals.nl (Niederlande). Die Plattform openjournals.nl unterstützt DOA-Zeitschriften in den Niederlanden und wird von akademischen Institutionen und Bibliotheken finanziert. Sie nutzt Open Journal Systems (OJS) und deckt verschiedene Disziplinen wie Sozial- und Geisteswissenschaften ab.
  • tidsskrift.dk (Dänemark). tidsskrift.dk ist eine dänische Plattform für DOA-Zeitschriften, die vom Ministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird. finanziert wird. Sie konzentriert sich auf Sozial- und Geisteswissenschaften und nutzt OJS, um die Zugänglichkeit zu gewährleisten.

Europäische Unterstützung für DOA

Europäische Projekte wie DIAMAS und CRAFT-OA, finanziert durch Horizon Europe, stärken die Nachhaltigkeit von DOA-Zeitschriften. DIAMAS entwickelt institutionelle Publikationsmodelle, während CRAFT-OA mit dem Diamond Discovery Hub (in Entwicklung – Stand: 22.05.2025) die Sichtbarkeit von DOA-Zeitschriften erhöht. Diese Initiativen, zusammen mit der Unterstützung durch Science Europe und die UNESCO-Empfehlung zur Open Science (2021), fördern die Verbreitung des DOA-Modells in Europa.

Es ist nicht immer Diamant, was glänzt

Obwohl das Diamond Open Access (DOA)-Modell für seine ethische und kostenfreie Publikationsweise geschätzt wird, ist Vorsicht geboten, da nicht jeder Verlag, der sich als „Diamond“ bezeichnet, tatsächlich diesen Prinzipien folgt. Einige Verlage nutzen den Begriff „Diamond“, um Autoren und Leser anzulocken, während sie versteckte Gebühren erheben oder die Qualität der Peer-Review vernachlässigen, was den Standards seriöser DOA-Zeitschriften widerspricht. Derartige Praktiken können die Glaubwürdigkeit der Forschung beeinträchtigen und die Prinzipien des offenen Zugangs untergraben. Universitäten und Forscher sollten daher die Transparenz und die Finanzierungsmodelle von Verlagen prüfen und sich auf etablierte Plattformen und Datenbanken wie die DOAJ stützen, um sicherzustellen, dass sie mit seriösen Open-Access-Zeitschriften zusammenarbeiten.

Herausforderungen und Chancen

Trotz ihrer Vorteile stehen DOA-Zeitschriften vor Herausforderungen, wie etwa der Abhängigkeit von Freiwilligen oder fehlenden Langzeitarchivierungsstrategien (57 % der DOA-Zeitschriften haben laut dem OA Diamond Journals Study von cOAlition S und Science Europe [Seite 96] keine solche Strategie). Dennoch bieten sie enorme Chancen: Sie fördern die Bibliodiversität, unterstützen multilinguale Forschung und entsprechen Richtlinien wie Plan S, die offenen Zugang fordern.

Diamond Open Access an der TU Chemnitz

An der Technischen Universität Chemnitz setzen wir uns aktiv für Diamond Open Access ein, um den freien Zugang zu wissenschaftlicher Forschung zu fördern. Die Universitätsbibliothek betreibt eine Plattform für Open-Access-Zeitschriften, die auf der Open-Source-Software Open Journal Systems (OJS) basiert und einigw DOA-Zeitschriften hostet, darunter das innoTRAC Journal, GAMM Archive for Students (GAMMAS) und das Journal of Embedded Selforganising Systems. Diese Zeitschriften decken innovative Themen wie Traktionsmechanismen, angewandte Mathematik und Informatik ab und sind komplett kostenfrei für Autoren und Leser. Durch unsere Open-Access-Policy, die seit 1995 Erst- und Zweitveröffentlichungen im Repositorium MONARCH-Qucosa ermöglicht, sowie durch Schulungen und Beratungen fördern wir die Sichtbarkeit und Nachhaltigkeit der Forschung unserer Wissenschaftler. Die Plattform unterstützt zudem die Vergabe von Persistent Identifiers wie DOI, um maximale Reichweite und Langzeitarchivierung zu gewährleisten.

Wenn Sie Interesse daran haben, ein Diamond Open Access Journal an der TU Chemnitz zu gründen und Teil dieser zukunftsweisenden Bewegung zu werden, kontaktieren Sie mich bitte über die Universitätsbibliothek, um Unterstützung und weitere Informationen zu erhalten.