BigBlueButton: praktische Hinweise

Mit der Software BigBlueButton, die vom URZ angeboten wird, können Sie Videokonferenzen durchführen. Bei den meisten Teilnehmenden läuft der Dienst sehr gut, hin und wieder erreichen uns aber Fragen nach den möglichen Ursachen für aufgetretene Störungen. Diese Störungen ließen sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bisher meist auf eine zeitweise deutlich eingeschränkte Internetverbindung der Teilnehmenden oder zu geringe Rechnerleistung zurückführen. Im Folgenden möchten wir Ihnen Hinweise anbieten, wie Sie ggf. selbst die Qualität der Konferenz verbessern können.

Stabile Internetverbindung zu Hause

Damit Videokonferenzen gut funktionieren, ist eine schnelle und stabile Internetverbindung Voraussetzung. Da bei Videokonferenzen die Daten in möglichst kurzer Zeit und ohne Verluste übertragen werden müssen, sind die Anforderungen dafür höher als beim Videostreaming (z. B. Fernsehmediatheken, Youtube, Netflix). Bei letzterem steht der zu übertragende Inhalt vor der Übertragung bereits eine Weile zur Verfügung, kann in Blöcken vorgepuffert und minimal zeitverzögert übertragen werden. In der Verzögerungszeit ist es möglich, Übertragungsfehler zu kompensieren und fehlende Daten noch einmal zu übertragen. Bei Videokonferenzen fehlt diese Möglichkeit: Die Latenz, also die Zeit zwischen Senden und Empfangen, soll möglichst klein sein, um dem Charakter eines direkten Gesprächs möglichst nahe zu kommen.

Was können Sie für eine stabile Internetverbindung tun?

Schließen Sie Ihren Computer wenn möglich per Kabel an, im Kabel gehen keine Daten verloren. Wenn Sie WLAN nutzen, stellen Sie sicher, dass Sie guten Empfang haben. Schon eine einzelne Wand zwischen Ihnen und dem Access-Point (DSL-Router) beeinträchtigt die Übertragungsqualität im WLAN erheblich. Je weiter Sie sich vom Access-Point entfernen, desto schlechter ist der Empfang und desto häufiger gehen Datenpakete verloren. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Übertragungsqualität aus. In Mobilgeräten (Handy, Laptop, Tablet) gibt es in der Regel die Möglichkeit, sich die Signalqualität der WLAN-Verbindung anzeigen zu lassen.

Geschwindigkeit des Internetanschlusses

Die meisten Internetanschlüsse für Privatkunden haben unterschiedliche Geschwindigkeiten bei der Datenübertragung für Upload (Daten, die Sie ins Internet senden) und Download (Daten, die Sie empfangen).  Für Videokonferenzen mit BigBlueButton sind folgende Datenraten erforderlich:

  1. Audioübertragung: Es werden ca 80 kbit/s jeweils für Upload und Download benötigt. Da BigBlueButton das Audiosignal aller Teilnehmenden zusammenmischt, bekommen Sie im Download nur einen Audiodatenstrom zugesandt, die notwendige Datenrate ist also unabhängig von der Anzahl der Teilnehmenden.
  2. Videoübertragung: Pro aktivierter Kamera ist ein Datenstrom von ca. 200 kbit/s bei mittlerer Qualität (Standardauswahl) erforderlich. Bei besserer Qualität sind 400 bzw 800 kBit/s notwendig. BigBlueButton mischt die Videodatenströme der Teilnehmenden nicht zusammen, sondern verteilt sie nur. Das bedeutet, dass bei vier Teilnehmenden, die Video mit mittlerer Qualität nutzen, jede teilnehmende Person 200 kBit/s Upload und 600 kBit/s Download (drei Videos müssen empfangen werden, das eigene Video wird nicht zurückübertragen) benötigt.
  3. Bildschirmfreigabe: Sie erfordert eine hohe Datenrate, in der Regel sind 1 MBit/s oder mehr erforderlich. Der freigegebene Bildschirm wird als Video übertragen. Da die heutigen Bildschirme in der Regel eine FullHD-Auflösung oder mehr haben, muss die Auflösung des Videos auch entsprechend groß sein. Die genannte Datenrate ist beim Präsentator im Upload erforderlich, bei allen anderen Teilnehmenden im Download.

In Summe kommt bei vier Teilnehmenden mit Video und Bildschirmfreigabe folgende Datenraten zusammen: Bei der Person mit Präsentatorrechten sind es 1 MBit/s + 200 kBit/s + 80 kBit/s = 1280 kBit/s Upload und 3*200 kBit/s + 80 kBit/s  = 680 kBit/s Download . Bei den anderen Teilnehmenden sind es 280 kBit/s Upload und 1680 kBit/s Download. Wenn die präsentierende Person einen DSL-16000-Anschluss hat, kann sie die Präsentation nicht ohne Störungen durchführen, weil die Datenrate im Upload mit ca 1000 kBit/s Upload bei diesem Anschluss zu gering ist. Da sich Bildschirmfreigabe, Kameravideo und Ton die zu geringe Datenrate teilen müssen, wird es zu Rucklern im Video und Aussetzern im Ton bei den anderen Teilnehmenden kommen, denn nicht alle notwendigen Audiodaten können vom Präsentator rechtzeitig zum BigBlueButton-Server gesendet werden.

Was können Sie tun?

  1. Falls der Internetanschluss von mehreren Personen in Ihrem Haushalt genutzt wird, bitten Sie die anderen Personen um Rücksichtnahme. Die Internetbandbreite wird unter allen Teilnehmenden geteilt.
  2. Verzichten Sie, sofern nicht ausdrücklich benötigt, auf die Bildschirmfreigabe und laden Sie Ihre Präsentation zu BigBlueButton hoch. Für die Teilnehmenden hat dies außerdem den Vorteil, dass die Folien besser lesbar sind, da die Daten als Vektordaten vorliegen und ohne Skalierungsartefakte angezeigt werden können. Zudem können Sie im Hochladen-Menü gestatten, dass die Folien direkt herunterzuladen sind.
  3. Aktivieren Sie Video nur für die präsentierende Person.
  4. Wenn dies nicht reicht und bei den anderen Teilnehmenden noch immer Störungen im Audio zu vernehmen sind: Deaktivieren Sie Ihr Video. Auch den Empfang der Videos der anderen Teilnehmenden können Sie deaktivieren (Datensparsamkeitsmodus). Dies reduziert die empfangene Datenrate.
  5. Probieren Sie die Nutzung von VPN. Dies erhöht zwar die Latenz, verhindert aber möglicherweise negatives Verkehrsmanagement mancher Internetprovider. Außerdem kann VPN sogenannten Jitter reduzieren, das bedeutet, dass die Datenpakete nach stark schwankender Zeit beim Server ankommen.
  6. Sollte es dann noch immer Aussetzer im Ton geben, nutzen Sie die Möglichkeit der Telefoneinwahl. Beachten Sie, dass Sie stummgeschaltet sind, wenn der Raum so eingestellt ist, dass neue Teilnehmer automatisch stumm geschaltet sind. Mit der Taste „0“ können Sie die Stummschaltung aufheben.
  7. Testen Sie die Geschwindigkeit Ihrer Internetverbindung mit dem Speedtest des URZ.
  8. Nutzen Sie die Feedbackmöglichkeit von BigBlueButton am Ende der Sitzung. Die Ergebisse werden von uns gesammelt und ausgewertet. Bewerten Sie bitte die technische Qualität der Sitzung, nicht den Funktionsumfang der Software. Wenn etwas schlecht funktioniert hat, beschreiben Sie bitte im Kommentar, was nicht wie gewünscht funktioniert hat. Wir suchen dann nach möglichen Ursachen.
  9. Wenn Sie genug Datenvolumen gebucht haben, können Sie BigBlueButton auch über Mobilfunk nutzen. Die Geschwindigkeit von LTE (4G) reicht dafür in der Regel aus. Durch Nutzung des Datensparsamkeitsmodus (siehe 3.) können Sie das übertragene Datenvolumen reduzieren.

Gibt es Qualitätsunterschiede zwischen Internetanbietern?

Kurz gesagt: ja. Insbesondere bei einigen Kabelanbietern gibt es häufiger Qualitätsprobleme bei der Übertragung, aber auch manche DSL-Anbieter haben mehr Ausfälle als andere. Dies ist teilweise abhängig von der Uhrzeit, tritt aber auch uhrzeitunabhängig auf. Wir messen die Qualität der Übertragung. Die Datenpakete, die übertragen werden, werden durchnummeriert. Auf diese Weise wird erkennbar, wenn Datenpakete verloren gehen bzw. nicht rechtzeitig ankommen. Diese Qualitätsmetriken erfassen wir und können sie einzelnen Internetprovidern zuordnen.

Ausreichende Rechenleistung

Die Kodierung und Dekodierung von Videos benötigt sehr viel Rechenleistung. Wenn Sie Ihre Kamera freigeben, dann muss Ihr Computer die Bilder aufwändig kodieren. Die Bildschirmfreigabe wird ebenfalls als Video übertragen und muss kodiert werden. Jede freigegebene Kamera im Meeting wird als einzelnes Video übertragen, das bedeutet, dass Ihr Computer so viele Videos dekodieren muss wie Videos freigegeben sind. Gleichzeitig zur Kodierung und Dekodierung der Videos muss Ihr Computer rechtzeitig die Audiodaten von Ihrem Mikrofon abholen, komprimieren und über das Netzwerk zum Server schicken. Alle 20 ms muss ein Datenpaket an den Server geschickt werden. Geschieht dies nicht rechtzeitig, äußert sich dies in Audiostörungen, die die anderen Teilnehmer hören.

Was können Sie tun?

  1. Beobachten Sie die Prozessorauslastung, wenn es zu Problemen kommt. Unter Windows können Sie dies mit dem Task Manager sehen, bei MacOS heißt das Programm Aktivitätsanzeige.
  2. Legen Sie den Zeitpunkt der Installation von Updates außerhalb von Konferenzen. Meistens kann man den Zeitpunkt des Downloads und der Installation von Updates steuern. Dies soll ausdrücklich keine Aufforderung sein, Updates nicht zu installieren.
  3. Andere Programme könnten zeitweise viel Rechenleistung erfordern. Stoppen Sie diese Berechnungen während der Konferenz.
  4. Auch andere Browsertabs können Rechenleistung beanspruchen, beispielsweise Seiten mit viel Werbung oder Browserspiele.
  5. Wenn Ihr Computer es trotzdem nicht genug Leistung hat, bleibt die Möglichkeit, auf Video zu verzichten. Den Empfang von Videos können Sie mit dem Datensparsamkeitsmodus verhinden.

Tipps für gute Tonqualität

  1. Nutzen Sie ein Headset. Wenn Sie kein Headset besitzen, nutzen Sie Kopfhörer. Bei den meisten Laptops erfolgt die Tonausgabe dann per Kopfhörer und das Mikrofon des Laptops wird verwendet. Durch Verwendung von Kopfhörer oder Headset verhindern Sie mögliche Rückkopplungen und störenden Hall.
  2. Pegeln Sie Ihr Mikrofon gut aus, so dass es nicht übersteuert, aber auch nicht zu leise ist. Übersteuerte Mikrofone klingen blechern und machen Ihre Sprache schwer verständlich.
  3. Wenn Sie einen Laptop mit Lüfter haben, kann es sein, dass sich die Schwingungen des Laptops auf den Tisch übertragen. Diese Schwingungen können vom eingebauten Mikrofon des Laptops aufgenommen werden und sind dann als Störgeräusche zu hören. Abhilfe ist ein weicher Gegenstand, auf den Sie den Laptop stellen, beispielsweise ein Handtuch. Achten Sie darauf, keine Lüftungsschlitze zu verdecken, damit der Laptop nicht überhitzt.

Sie haben Hinweise oder Fragen zum Dienst? Schreiben Sie uns an support@hrz.tu-chemnitz.de oder nutzen Sie das eingeblendete Feedbackformular am Ende Ihrer BigBlueButton-Konferenz – wir lesen diese Kommentare und kontaktieren Sie im Bedarfsfall.

4 Antworten zu „BigBlueButton: praktische Hinweise“

  1. Jens Pönisch

    Ist die Datenmenge geringer, wenn ich statt des ganzen Bildschirms nur ein Fenster (z. B. xterm oder xed) freigebe?
    Danke, Jens

    1. Daniel Schreiber

      Ja, es sind ja auch weniger Pixel zu übertragen.

  2. Daniela Beiser

    Externer Videolink in der Videokonferenz: Wenn man das Video abspielt und zwischendurch stoppt, stoppt es nicht bei allen an derselben Stelle, bei einigen Teilnehmern läuft es einfach weiter. Gibt es eine Möglichkeit, ein synchronisiertes Abspielen zu gewährleisten?

Schreibe einen Kommentar