Screenreader „Orca“ im URZ

Das Thema Inklusion wird an unserer Universität bei vielen Fragestellungen vermehrt beachtet. Für unsere Webverantwortlichen ist dabei speziell die Barrierefreiheit unserer Webseiten von Bedeutung. Verschiedeme Werkzeuge unterstützen uns dabei, Barrieren aufzuspüren und sie somit beseitigen zu können. Diese Werkzeuge wollen wir in unserem Blog regelmäßig vorstellen und mit sinnvollen Hinweisen ergänzen.

In diesem Beitrag geht es um die Verwendung des Screenreaders Orca. Diese Software ist in allen aktuellen Linux-Distributionen enthalten, so auch in der vom Rechenzentrum genutzten Distribution Scientific Linux. Wenn die Systemeinstellungen passen, müsste uns die Software nach Installation sofort beim Starten sprechend begrüßen.

Eventuell Anpassungen notwendig

Leider bleibt die Sprachausgabe auf den URZ-Desktops (Scientific Linux 7) nach dem Start von Orca zunächst stumm. Das liegt daran, dass die Kommunikation mit der Sprachausgabe über eine Socketanbindung erfolgt. Unsere Benutzerverzeichnisse liegen jedoch im AFS, in dem keine UNIX-Sockets möglich sind. Diese Art der Prozesskommunikation wird jedoch standardmäßig zwischen Orca (in unserem Fall aktuell Version 3.6.3) und dem „Speech Dispatcher“ (Abstraktionslayer zur Verwendung verschiedener Sprachausgabesysteme) eingesetzt. Die Socketdatei wird in ${HOME}/.speech-dispatcher/ als speechd.sock abgelegt. Verschiebt man dieses Verzeichnis beispielsweise nach /tmp und legt einen symbolischen Link dahin, funktioniert das Anlegen des Sockets. Konfiguriert man alternativ INET-Sockets (Standardport 6560), funktioniert es ebenfalls. Dazu ist es aber notwendig, mit Root-Rechten den Eintrag

CommunicationMethod "inet_socket"

in /etc/speech-dispatcher/speechd.conf vorzunehmen, da offensichtlich in dieser stabilen Orca-Version noch keine Konfiguration im Benutzerverzeichnis möglich ist… Mit dem Eintrag

import os
os.environ['SPEECHD_ADDRESS'] = 'inet_socket:localhost:6560'

in ${HOME}/.local/share/orca/orca-customizations.py wird dann diese Variante für Orca konfiguriert.

Mit Screenreader im Web

Wie nutzt man dann den Screenreader zum Navigieren und Lesen von Webseiten? Die Browser müssen gegebenenfalls noch zur Zusammenarbeit überredet werden. Grafische Browser, die für den Gnome-Desktop entwickelt wurden, sollten mit Orca funktionieren. Mozillas Firefox wertet die Umgebungsvariable MOZILLA_ACCESSIBILITY aus; ist diese auf 1 gesetzt, wird der Accessibility Tree gefüllt, mit dem die Screenreader-Software arbeitet. Testweise kann man also den Firefox mit Sprachausgabe in einem Terminal mit

MOZILLA_ACCESSIBILITY=1 firefox &

starten. Google Chrome funktioniert leider nicht mit Orca, obwohl man sich den Accessibility Tree unter der Adresse chrome://accessibility/ anzeigen lassen kann.

Bedienhinweise von Orca sind auf den Webseiten des Gnome-Projekts erklärt. Es bedarf schon einer großen Gewöhnung als Nichtsehbehinderter, bis man sich auf einer Webseite nur akustisch zurechtfindet.

Unsere Universitätswebseite hat in den letzten Monaten bereits mehrere Verbesserungen für Screenreader erhalten. Wir freuen uns über Informationen, was wir weiter verbessern können!

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